Cover von: Night Train
Amazon Preis: 9,95 €
Bücher.de Preis: 9,95 €

Night Train

Thriller
Buch
Broschiert, 264 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

3954412268

ISBN-13: 

9783954412266

Erscheinungsdatum: 

02.2015

Preis: 

9,95 EUR
Schauplätze: 
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3954412268

Beschreibung von Bücher.de: 

Zugfahrt mit Leiche. Nicola Schulz und André Falkner entstammen Milieus, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Während André aus dem Luxusleben mit seiner reichen Freundin hinauskatapultiert wurde, ist Nicola nach ihrer Aussage gegen die Mitglieder einer rechten Terrororganisation im Zeugenschutzprogramm.

Eigentlich verbindet diese beiden nichts außer der unerwarteten Armut, dem Alleinsein, dem Pendlerzug Leipzig-Berlin. Und dem Toten, den sie darin finden. Keiner von beiden will mit dem Tod des Mannes in Verbindung gebracht werden.

Also fliehen sie. In Zügen.

Auf ihrer Flucht begegnen Nicola und André Vorurteilen, Ignoranz und Gewalt. Die Autorin Anne Kuhlmeyer legt einen hochspannenden Train-Thriller vor, der den Leser mit auf eine atemlose Reise und hinein in die Finsternis der eigenen Befürchtungen nimmt.

Kriminetz-Rezensionen

Story mit eigener Note

Bei dem Buchtitel „Night Train“ muss ich ja an Rockmusik denken. Erst an den gleichnamigen Song von Guns N' Roses und gleich danach an Ozzy Osbourne und das Stück „Crazy Train“, das ich zugegebener Maßen auch etwas lieber mag. Aber das tut eigentlich nichts zur Sache.

Wobei, so ganz ohne Grund erwähne ich das natürlich nicht. :) Es lohnt, kurz einen Blick auf die folgende Strophe aus Ozzy Osbournes Song "Crazy Train" zu werfen, die in ihrer Aussage auf wundersame Weise zu dem passt, was eine der Hauptfiguren aus Anne Kuhlmeyers Roman "Night Train" mit ihrer Vergangenheit verbindet:

Crazy, but that's how it goes
Millions of people living as foes
Maybe it's not too late
To learn how to love
And forget how to hate

(deutsch: Verrückt, aber so läuft das eben. Millionen Menschen leben als Feinde.
Vielleicht ist es noch nicht zu spät, um zu lernen, wie man liebt und zu vergessen, wie man hasst.)

So, inwieweit das im Einzelnen mit der Handlung von "Night Train" zu tun hat, darf jeder selbst herausfinden und sich dazu an die Fersen der beiden Hauptfiguren André und Nicola heften, die in Roadmovie-Manier hier eine Geschichte erleben, die nicht ganz einfach zu greifen ist und ihren ganz eigenen Regeln folgt.

Nicola und André, die beiden Protagonisten von „Night Train“ begegnen sich Tag für Tag im Zug, pendeln zwischen Leipzig und Berlin hin und her, nicht nur, weil es ihre Jobs verlangen, sondern auch, weil ihre Leben aus dem Lot geraten sind. Während André gerade von seiner Freundin vor die Tür gesetzt wurde, sein Luxusleben vermisst und vergangenen Tagen nachtrauert, versucht Nicola sich mit aller Macht von ihrer Vergangenheit zu lösen. Doch ein Neuanfang will ihr einfach nicht gelingen, zu sehr wird sie von den Geistern vergangener Taten gejagt. Als André und Nicola dann im Zug plötzlich eine Leiche mehr oder minder in die Arme fällt, mit der keiner der beiden in Verbindung gebracht werden möchte, stolpern sie in eine ungeplante Flucht.

Und auf dieser Flucht ist nicht vieles das, was es auf den ersten Blick zu sein scheint und manches muss man erst einmal wirken lassen, kann man nicht sofort zuordnen. Die teilweise sehr abstrakte Verwendung von Nebenfiguren und Ereignissen setzt viele interessante Impulse und gibt der Geschichte ein eigenes Gesicht, das macht das Leseerlebnis ungewöhnlich und damit reizvoll, aber verkantet sich für mein Empfinden auch ein wenig mit dem Plot. Gerade gegen Ende löst sich die Handlung fast schon von der Realität, wurde mir ein wenig suspekt, ein wenig zu abstrakt, ich konnte mich mit einigen Szenen nur schwer arrangieren, konnte sie nur schwer begreifen. Das lag aber weniger am Erzähltalent der Autorin, ihr Spiel mit den Perspektiven und die Verknappung der Sätze fügten sich ganz wunderbar und wie selbstverständlich in die Atmosphäre, die so ein bewegliches Setting wie eine Zugfahrt mit sich bringt.

Und all diese Stimmungen fängt Anne Kuhlmeyer sehr gut ein, das Fernweh und das Sich-Treiben-Lassen genauso wie das Zusammenkommen von vielen Menschen auf wenig Raum, zermürbende Wartezeiten und die damit verbundene Passivität, in einer Situation gefangen zu sein, sich nicht selbst aus ihr befreien zu können, das alles sind Emotionen, die die Reise aber auch das Leben der Figuren kennzeichnen. Das Buch ist weniger etwas zum Wohlfühlen als vielmehr etwas zum Aufpassen, zum Auf-der-Hut-Sein, und genau diese Stimmung treibt auch die Protagonisten in dem Roman um. Und der Autorin gelingt es, diese Emotionen zu transportieren. Ich verspürte beim Lesen sowohl die Lust zu Reisen als auch die Furcht, in einem vollen Zug auszuharren, der auf offener Strecke liegengeblieben ist.

Nur irgendwie wurde es mir dann zum Ende hin einfach zu "strange", zu abstrakt, aber eben nicht auf die flippige, sondern auf die bedrohliche Art und Weise. Ich kam da irgendwie nicht mehr ganz mit. Die Ereignisse spitzten sich immer mehr zu und gipfelten in einem Finale, das ich dann wieder sehr gelungen fand, einfach weil es haargenau zu dem passte, was das Buch sein wollte, keine klar aufgedröselte Geschichte, sondern eher ein kleines Kunstwerk, das man etwas länger betrachten kann, bis man all seine Feinheiten entdeckt hat.

Fazit: Ein metaphorischer Krimi, ein wenig melancholisch, ein wenig abstrakt. „Night Train“ ist ganz sicher kein typischer Thriller, keine typische Erzählweise, keine Motive, die auf dem Silbertablett serviert werden, kein gewohnter Ablauf. Und das ist gut so. Eine Geschichte mit einem eigenen Gesicht!

Bewertung:
Stil: 3/5 | Idee: 3/5 | Umsetzung: 2/5 | Figuren: 3/5 | Plot-Entwicklung: 2/5
Tempo: 3/5 | Tiefe: 4/5 | Komplexität: 4/5 | Lesespaß: 3/5