Amazon Preis: 12,99 €
Bücher.de Preis: 12,99 €

Kanakenblues

Der erste Fall für Hauptkommissar Boyle. Krimi
Buch
Taschenbuch, 376 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

3865324541

ISBN-13: 

9783865324542

Auflage: 

1 (16.02.2015)

Preis: 

12,99 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 1.981.955
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3865324541

Beschreibung Verlag: 

24 Stunden im Sog der Gewalt

Es ist eine Nacht, die Hauptkommissar Boyle nie vergessen wird. Kurz hintereinander werden zwei junge Männer ermordet aufgefunden. Sie wurden durch Schüsse eiskalt hingerichtet. Boyle glaubt nicht an Zufälle. Unter Hochdruck sucht er nach einer Verbindung zwischen den Mordfällen, denn einer der Ermordeten ist ausgerechnet der Sohn des Hamburger Polizeipräsidenten. Bei seinen Ermittlungen bekommt Boyle es mit korrupten Polizisten, mächtigen Gangsterbossen und nicht zuletzt mit den Schatten seiner eigenen Vergangenheit zu tun. Als sich die Hinweise verdichten, beginnt eine gnadenlose Hetzjagd auf den „Kanakenmörder“, hinter dem nicht nur die Polizei her ist.  Die Zeit für Boyle wird verdammt knapp in dieser Nacht, in der das Morden kein Ende nehmen will …

Kriminetz-Rezensionen

Hier wird es direkt

Dass dieser Thriller eher eine bittere Medizin als ein leicht gelutschter Drops ist, verrät schon der Titel. Und in diesem Falle hält dieser auch, was er verspricht. Das Buch ist düster, die Handlung wiegt schwer, die Figuren sind verzweifelt, nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht, korrupt, zornig und skrupellos. Oder anders ausgedrückt: Das Buch ist fantastisch! :)

"Kanakenblues" ist ein großartiger Thriller der härteren Gangart, dessen Brutalität nicht nur im Handeln der Figuren sondern auch in der Direktheit der Sprache liegt. Gezielt wird mit Begriffen hantiert, die zumindest in weiten Teilen der Gesellschaft einen betretenen Blick auf den Boden hervorrufen dürften, ein verlegenes Räuspern, vielleicht auch ein empörtes Aufjapsen oder eine Grundsatzdiskussion über politische Korrektheit. Und auch ich fühlte mich beim Lesen mehrmals aus meiner sprachlichen Komfortzone gezerrt, konnte es irgendwann fast nicht mehr ertragen, dass jeder jeden mit diskriminierenden Schimpfwörtern betitelte, weil ich das einfach nicht gut finde. Süß, oder?

Dabei spielt das in der Welt, in der "Kanakenblues" angesiedelt ist, absolut keine Rolle. Da ist man nicht politisch korrekt. Niemand. Weder der homosexuelle Polizist, noch der Polizist mit afro-amerikanischen Wurzeln. Nicht der russisch-jüdische Zuhälter und Dealer, nicht der jugoslawische Bandenchef und auch nicht der türkische Drogenboss. Kein einziger. Der rauhe Ton macht keine Gefangenen, ist nur ein großer Gleichmacher.

Und politisch korrekte Begriffe wären in diesem Buch vor allem eines gewesen: unglaubwürdig. Und ein Stück weit lächerlich. So redet da keiner. Der Obergangster der Drogendealer hätte einen lachend vom Hof gejagt, würde man ihm mit Begriffen wie "Migrationshintergrund" kommen. Denn das ganze Konzept der Handlung geht darin auf, die Ausdrucksstärke von Worten und Taten der Figuren eins werden zu lassen. Und das setzt Autor David Gray hier sehr eindringlich um, er spielt dazu gar nicht mal groß mit der Atmosphäre der Umgebung oder den Örtlichkeiten, sondern fängt diese eine Nacht in Hamburg durch seine Figuren ein. Das ist nicht das, was man noch so nett "Kiez" nennt, das ist schon mehr, finsterer, das ist die Schattenseite der Schattenseite, nur dass es dafür ja irgendwo Licht bräuchte und davon ist in "Kanakenblues" nichts zu spüren. Zappenduster ist das Bild, das hier entsteht und auf eine Art und Weise von Verzweiflung, Korruption und Misstrauen geprägt ist, dass es einen wirklich runterzieht. Passender könnte daher der Buchtitel gar nicht gewählt sein.

Und nun ist es so, dass man das Buch nicht einfach weglegt, ein fröhliches Lied pfeifend zum Bäcker geht und ein Stück Kuchen zur Feier des Tages bestellt. Man wäre je nach persönlicher Konstitution und Vorliebe eher dazu geneigt, sich einen starken Schnaps zu genehmigen. Weil das Buch eben einiges anspricht, einiges verschweigt, einiges andeutet und einiges aufzeigt. Das ist unbequem, aber das macht manchmal eben die guten Storys aus.

Fazit: Sehr lesenswerter hard-boiled aus Deutschland, der eine Nacht in Hamburg durch seine Figuren zu einer düsteren Szenerie aus Korruption, Verzweiflung und Gewalt werden lässt. "Kanakenblues" eint die Ausdrucksstärke von Worten und Taten zu einer Nacht voller Mord, Misstrauen und Feindseligkeit.