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Nackter Mann, der brennt

Buch
Gebundene Ausgabe, 223 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

3518425420

ISBN-13: 

9783518425428

Auflage: 

1 (08.08.2016)

Preis: 

20,00 EUR
Amazon-Bestseller-Rang: 864.754
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3518425420

Beschreibung von Bücher.de: 

Im Alter von vierzehn Jahren flieht ein Junge aus dem süddeutschen Dorf Heiligsheim. Vierzig Jahre später kehrt er als Ludwig, "Luggi" Dragomir zurück: Alkohol, Drogen und alle gegen sich und die anderen ausgefochtenen Kriege in Berlin verhinderten nicht das ständige Wiederleben des Missbrauchs seiner Spielkameraden und seiner selbst durch die Honoratioren von Heiligsheim. Die Schuldgefühle, diese Jungen nicht beschützt zu haben, treiben ihn an: "Je mehr Zeit ich im Dorf verbrachte, desto mehr Kinder kamen zurück und scharten sich in meinem Kopf ums schwarze Brot der Erinnerung."

Seit seiner Anwesenheit verschwinden gleich mehrere ältere Herren, einige werden tot aufgefunden - ob durch Unfall oder Mord, das versucht Kommissarin Anna Darko herauszufinden. Dabei gerät auch Ludwig ins Visier, da er ein Verhältnis hat mit der Ehefrau eines der Vermissten, den er als Gefangenen im eigenen Haus malträtiert. Denn in Ludwig Dragomir hatte Wut die Oberhand erlangt, und nun "durfte sie brennen": "Da stand ich, am Rand der Nacht, zum Morden geboren, zum Sterben bereit und starb nicht und mordete noch lang nicht genug."

Wie aus Opfern Täter werden, in welcher Weise dieser unaufhaltsame, alle Grenzen der Grausamkeit sprengende Prozess abläuft - dies erzählt Friedrich Ani, der Meister des Noir, einfühlsam, überraschend und bis ins kleinste Detail und auf eine Weise, die ihresgleichen nicht hat.

Kriminetz-Rezensionen

Nackter Mann, der brennt

Der Name des Dorfes ist ein Versprechen, das nicht eingehalten wird. Denn Luggi Dragomir ist in Heiligsheim aufgewachsen. Die Honoratioren verhielten sich alles andere als heilig. Nun, da sie alt geworden sind, kehrt Luggi, der vor vierzig Jahren einfach aus dem Dorf abgehauen ist und verschwand, zurück. Die Schuldgefühle, den anderen Jungen nicht geholfen zu haben, lassen ihn immer weniger zur Ruhe kommen, sie scharren sich um das „schwarze Brot der Erinnerung“. Er hat seinen Namen und sein Aussehen verändert und seinen Dialekt abgeschliffen und so erkennt ihn, so bildet er sich zumindest ein, niemand. Aber die pädophilen Täter von früher, die fallen herein auf seine Maskerade, liefern sich ihm so unter Umkehrung des Verhältnisses aus. Luggi, einst Opfer, wird selbst zum Täter, indem er Selbstjustiz verübt. Ihre Taten haben ihn gebrandmarkt, machten ihn zum Getriebenen, der nicht fand, von dem er selbst nicht einmal wusste, wonach er suchte, denn er wollte einfach nur weg. Aber Weglaufen bringt die inneren Dämonen nicht zur Ruhe, sie lassen sich auch mit Drogen und anderen Exzessen nicht verjagen und so ist er zurückgekehrt an den grausamen Ort seiner Pein, wo sie alle dicht hielten und wegschauten, weil man doch zusammenhält im Dorf und nichts nach außen dringen lässt.

Mit einprägsamen Sprachbildern zeigt Friedrich Ani das Innenleben des Malträtierten, der zum Täter mutiert und dem die Zähne wehtun vor Hass. Er lässt teilhaben am eskalierenden Wahn des Luggi, der mit dem Leben und mit Gott hadert, dem die kollektive Scheinheiligkeit derer, die das Sagen hatten, verwehrt, einen Weg für sich selbst zum Heil zu finden und so wird er erneut zum Opfer, auch wenn er nach außen hin als Täter wirkt. Es gibt keine Erlösung für Luggi und so schreitet er weiter auf seinem Rachefeldzug, der ihm keinerlei Befriedigung verschafft. Es ist ein Weg ohne Rückkehr. Immer mehr alte Männer in Heiligsheim verschwinden und so heftet sich die Kommissarin Darko hartnäckig an seine Fersen. Immer tiefer gerät Luggi in diesen Strudel aus Hass, Mord und Selbstvernichtung, der zu einem Sog wird, dem er sich nicht zu entziehen vermag. Er ist der Schatten aller Opfer, die in dem Dorf leiden mussten. Er schreit nach einem Gott, an den er nicht glaubt. Er ruft und hört keine Antwort.

Und so brennt er (wie schon der Titel verrät), nachdem er sich nackt gemacht hat mit seinen inneren Monologen, in denen er nichts verbirgt. Ein Roman, wie ihn wohl nur „der Meister des Verschwindens“ Friedrich Ani zu schreiben vermag.