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Dem Kroisleitner sein Vater

Kriminalroman
Buch
Gebundene Ausgabe, 336 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

355008174X

ISBN-13: 

9783550081743

Erscheinungsdatum: 

14.07.2017

Preis: 

18,00 EUR
Amazon-Bestseller-Rang: 1.705.992
Amazon Bestellnummer (ASIN): 355008174X

Beschreibung von Bücher.de: 

»Eine Oper im Dreivierteltakt - Heimatfilm, Bergdrama und Krimi - Martin Schult bringt mit Frassek und seinem Assistenten Sprotz den Berliner Wedding in die Steiermark, lässt Menschen sterben und wieder auferstehen und höchst unterhaltsam zwei Welten aufeinanderprallen.« Christoph Schröder, freier Literaturkritiker und Mitglied der Jury des Deutschen Buchpreises 2016

Dem Kroisleitner Karl sein Vater ist tot. 104 war der alte Kroisleitner, aber noch topfit, das lag an der guten Luft oder am Marillenschnaps. Schon bald ermittelt die Kriminalpolizei aus der nahen Bezirkshauptstadt, was der wortkarge Wanderer mit der schlechten Ausrüstung damit zu tun hat. Ebenjener mit dem Namen Frassek, seines Zeichens Polizeiobermeister aus Berlin, hatte sich doch nur in der Steiermark von seinem letzten, gelinde gesagt unglücklich verlaufenen, Fall erholen wollen - und von seiner pubertierenden Tochter. Inmitten von Lügen, Intrigen und Dorfklatsch wird Frassek unversehens vom Tatverdächtigen zum Ermittler.

Kriminetz-Rezensionen

Die sieben Plagen in St. Margarethen

Der Krimi beginnt sehr turbulent. Die Vorstellung der Personen erinnerten mich stark an die guten alten Rowohlt-Krimis, bei denen die Charaktere mit geheimnisvollen Sätzen eingeführt werden. Die drei Erzählstränge führen von Londons Welt der Popmusik ins hektische Berlin zu einem Ermittler, der vom Verfolger zum Verfolgten wird und ins beschauliche St. Margarethen in der Steiermark, wo Intrigen und Geheimnisse das Dorf seit 70 Jahren im Griff haben und spalten.

Die Erzählweise ist bisweilen hektisch und - wie ich finde - etwas gewollt kryptisch, einschließlich allerlei apokalyptischer Plagen, die das Dorf heimsuchen. Die Sprache ist lakonisch und passt ganz gut zu den Figuren, ob typisch berlinerisch oder steirisch. Der Krimi versucht ganz anders zu sein, als die typischen Regionalkrimis, manchmal denke ich, der Autor hat da ganz bewusst das Genre auf die Spitze getrieben.

Ich habe den Krimi, wenn man die Geschichte so einordnen will, gern gelesen und mich stellenweise auch prächtig amüsiert. Mit den Figuren ist dem Autor ein Reigen kauziger, mal mehr oder weniger liebenswerter oder gar verabscheuungswürdiger Charaktere gelungen. Ganz zum Schluss, wenn Frassek über das Erlebte und Überlebte sinniert, kommt ihm ein Hollywoodfilm oder gar eine Oper in den Sinn, die einer aufschreiben sollte. Eine komische Oper könnte ganz gut passen, mit überzeichneten Helden und Heldinnen die ihre Soloparts haben, Gefahren überstehen und Geheimnisse lösen müssen und einem großen Finale zum Schluss.

Kein Allerweltskrimi, aber wer sich darauf einlassen möchte, kann sich gut unterhalten.

Fünf alte Briefe und die Wahrheit

Frassek, ganz ohne Vorname, ist ein Berliner Polizist. Er drückt sich vor der Beerdigung seines Vaters und fährt nach St. Margareten in Österreich. Er spricht nicht viel, bleibt nicht lange und ist bald wieder weg. Kein Wunder, dass er als Verdächtiger gilt, als der 104jährige Alois Kroisleitner tot aufgefunden wird. Die Umstände sind seltsam und das ganze Dorf ist verwundert. In Berlin hält es Frassek schnell nicht mehr aus und er begibt sich wieder nach Österreich, um seine Unschuld zu beweisen. Er hört sich um und erfährt immer seltsamere Dinge. Dann taucht auch noch Emma auf, die zehn Jahre nicht mehr da war und bringt noch mehr durcheinander. Als sie fünf ungeöffnete, uralte Briefe entdeckt, kommt mehr ans Licht, als man ahnen konnte …

Die Dorfbewohner von St. Margareten haben alle einen ganz besonderen Charme – so schrullig sie fast alle dargestellt sind, so sehr schließt man sie dennoch ins Herz. Auch wenn sehr viel Humor, teils in Form von Satire, zu finden ist, baut sich doch immer wieder Spannung auf. Wer hat den alten Kroisleitner ermordet? Und vor allem: warum eigentlich? Was hat es mit Emma auf sich? Und wieso sollte sie vom Josef ferngehalten werden? Fragen über Fragen und nicht nur der Leser setzt mühsam Puzzlesteinchen zusammen, auch die Dorfbewohner. Im Valentiner probt die Wirtin das Königinnensein, die Gäste den Aufstand und die Liebe den Frühling. Langweilig wird es an keiner Stelle. Nein, ein echter, harter Krimi ist das nicht, aber ein Buch, das zum Sommer passt und Laune macht. So nach und nach kommen immer mehr Details zutage und das große Ganze führt quasi wieder zum Anfang zurück. Die Vorstellung, dass das Wasser der Grund ist, weshalb die Einwohner so alt werden, macht am Ende ein ganz anderes Bild.

Der Schreibstil von Martin Schult ist erfrischend anders. Er erinnert mich an das „Königlich Bayerische Amtsgericht“, nur moderner. Eine ganze Reihe der Figuren versinnbildlicht reale Personen und nimmt sie mehr oder weniger auf die Schippe. Eine ganze Reihe Themen werden angeschnitten, ohne sie breitzutreten. Der Leser kann sich hier jedes Mal seine eigenen Gedanken machen. Die Ideen sind toll und gar nicht so unwahrscheinlich. Man kann über einiges dann trotz aller Schmunzler auch lange nachdenken.

Das übliche Stilmittel, dass die Lösung in der Vergangenheit liegen muss, wird hier auf ganz spezielle Art und Weise auf den Gipfel getrieben. Vermutlich ist das ein kleiner Seitenhieb auf das Krimigenre, aber ich finde ihn sehr gelungen und erkenne das Zwinkern darin. Auch dass ein gutes Buch unbedingt mehrere Stränge braucht, die am Ende zusammenlaufen, wurde hier humorvoll und ein klein wenig bissig eingebracht.

Für mich ist dieses Buch mehr, als einfach nur ein Regional-Krimi. Es ist der gelungene Versuch, Autoren und Leser ein wenig zu veräppeln, aber auf nette Weise. Die Story ist dabei dennoch rund geworden und gar nicht ganz so abwegig, wie man erst mal meinen möchte. Alles in allem ergibt das bei mir sehr gute vier Sterne.

Weniger ist manchmal mehr

Der Tod des 104-jährigen Kroisleitners überschattet die Dorfidylle einer kleinen Gemeinde in der Steiermark. Die Umstände lassen trotz des Alters auf einen gewalttätigen Tod schließen und die Ermittlungen beginnen. Schnell ist als Verdächtiger ein fremder Wanderer ausgemacht, der am selben Tag ohne einen Ton zu sagen durch die Gemeinde gezogen ist. Dieser Wanderer ist aber niemand anders als der Polizeiobermeister Frassek, der zufällig in der Region verweilt, um den Tod seines kürzlich verstorbenen Vaters zu betrauern. Er wird schnell vom Verdächtigen zum Ermittler und trifft auf eine verschworene Dorfgemeinde mit vielen Geheimnissen ...

Mich hatte zunächst an dem Buch fasziniert, dass es sich bei dem Autor um meinen Namensvetter handelt. Ich hatte mich auf einen Kriminalroman mit Bergatmosphäre gefreut und wurde vom Buch doch arg enttäuscht.

Der Autor Martin Schult erzählt die Geschichte in einem eigenwilligen, aber durchaus interessanten Schreibstil, der mir nach erster Eingewöhnung gut gefallen hat. Gar nicht klar kam ich mit den vielen Charakteren, die aus meiner Sicht ziemlich blass blieben, und der sehr verwirrenden Handlung. Die Story wirkte auf mich sehr konstruiert und aufgesetzt. Viele Geheimnisse und Verwechselungen bedingten sich gegenseitig und die Personen wussten im Buch stellenweise auch nicht mehr, wo sie dran waren. Ähnlich ging es mir beim Lesen des Buches. Mir fehlte eine klare Linie in der Handlung und leider konnte ich auch zu keinem der Protagonisten eine Verbindung aufbauen. Die Folge war für mich, dass ich kaum Spannung verspürte und das Buch sich somit in die Länge zog. Nichts desto trotz kämpfte ich mich bis zum Ende durch und wurde leider auch hier nicht mit einem überraschendem oder überzeugendem Finale belohnt.

Insgesamt konnte mich "Dem Kroisleitner sein Vater" nicht überzeugen, so dass meine Bewertung des Buches mit zwei von fünf Sternen leider sehr dürftig ausfällt.