Denn wer hat, dem wird gegeben
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Direkt an der Ostsee soll eine höchst mondäne Urlaubsanlage entstehen, die "Bernsteinstadt", mit Wellnesshotels, Hafen und exklusiver Flaniermeile. Und diese Idee hat natürlich nicht nur Freunde, ganz im Gegenteil: Kleinbetriebe sollen verschwinden, eine skurrile Bürgerinitiative kämpft für den Erhalt der Küstenlandschaft und zwielichtige Investoren wollen sich das Grundstück unter den Nagel reißen. Tom Schroeder, der neue Polizeiseelsorger, stößt auf verborgene Netzwerke und die ganz alltägliche Korruption. Und findet nach und nach heraus, worum es wirklich geht.
Spannend, witzig, voller Lokalkolorit
Greifswald, alte Hansestadt an der Ostsee, hat wunderschöne alte Bauten, eine seit dem späten Mittelalter berühmte Universität, und dann ist da die Boddenlandschaft, einzigartige Natur, unberührt, Brutgebiet einer sehr seltenen Art von Seeschwalben!
Völlig klar, dass diese Naturidylle zerstört werden muss, sei es nun durch eine riesige Anlage für betuchte Touristen, mit Wellness und Luxusmarina, oder durch eine Raffinerie, zu der Öl aus Rußland durch die Ostsee geleitet werden soll. Es gibt so viele Möglichkeiten und folglich kommt es zu brutalen Rivalitäten zwischen allen, die sich die Naturperle unter den Nagel reißen wollen. Das wird natürlich nicht offen gezeigt, man geht höflich miteinander um, und wenn schon nicht mit hanseatischer Redlichkeit, dann doch mit hanseatischer Verbindlichkeit, man hält sich an die Vorschriften und plant dabei schon, wie man sie am einfachsten aushebeln kann.
Das ist die Lage, als Tom Schroener nach Greifswald kommt. Tom Schroeder, protestantischer Theologe mit einem Hang zu Whisky und zu Lutherzitaten, sucht nach einer gescheiterten Ehe einen neuen Anfang, hat sein Amt als Pfarrer aufgegeben und tritt nun das neue an. Er wird Polizeiseelsorger. Die Polizei in Greifswald, das muss er nun bald feststellen, sorgt sich nicht weiter um ihre Seelen, und dass der neue Kollege sich nun auch noch für den aktuellen Mordfall interessiert, will weder seinem Vorgesetzten noch dem mit den Ermittlungen beauftragten Kommissar so richtig gefallen. Kommissar Ruhnke ist dermaßen widerborstig und abweisend, dass Tom Schroeder denkt: Nun erst recht.
Eine junge Frau ist ermordet aufgefunden worden, und aufgrund ungelöster Altfälle geht Ruhnke von einem Serienmörder aus. Tom Schroeder ist nicht so überzeugt, Opfer und Herangehensweise unterscheiden sich doch zu sehr. Natürlich hat er recht, aber was wirklich passiert ist, erfahren wir so nach und nach in diesem ungeheuer lesenswerten Krimidebüt. Spannend, witzig, voller Lokalkolorit und Ostseegeruch - und dass das deprimierende Bibelwort des Buchtitels, am Bodden ebenso stimmt wie anderswo, erkennt Greifswalds neuer Polizeiseelsorger, als er glaubt, den Fall bereits gelöst zu haben!
Vom Pfaffen zu den Bullen
Tom Schroeder ist aus dem Pfarrdienst der evangelischen Kirche ausgestiegen und kommt nun als Polizeiseelsorger nach Greifswald. Die Kollegen von der Kripo beäugen ihn misstrauisch, besonders Kriminalhauptkommissar Jochen Ruhnke. So macht Tom sich erst mal alleine auf den Weg seine neue Wirkungsstätte kennenzulernen. Währenddessen wird auf dem alten VEB-Gelände eine Leiche gefunden. Die zukünftige Nutzung des Geländes ist in aller Munde. Es soll dort die Bernsteinstadt entstehen, ein luxuriöses Urlaubsparadies. Diese Idee stößt nicht überall auf Zustimmung. Gleichzeitig plant ein holländischer Investor, dort eine Ölraffinerie zu errichten, was von der Politik befürwortet wird.
Keiner scheint sich für die unbekannte Tote zu interessieren. Völlig unbedarft macht Tom Schroeder sich seine eigenen Gedanken und stellt unbekümmert seine Fragen.
Der Krimi „Denn wer da hat, dem wird gegeben“ lässt sich flüssig und leicht lesen. Schnell ist man mitten in den Geschehnissen drin. Interessant ist, dass mal nicht ein Kriminalhauptkommissar der Protagonist ist und ermittelt, sondern ein Seelsorger. Gerade dessen unbekümmerte Art und das naive Fragenstellen machen Tom Schroeder so sympatisch. Von seinem alten Studienfreund Malte wird er meist nur „der Luther“ genannt, weil er diesen gerne zitiert. Ansonsten hätte der Protagonist in seiner Rolle als Seelsorger schon etwas gläubiger sein können. Nun gut, ein christlicher Krimi ist es halt nicht.
Der Charakter Tom Schroeder ist schon etwas unkonventionell, sowohl als Seelsorger als auch als Ermittler. Auch die anderen Charaktere passen gut in den Krimi und wirken authentisch.
Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, so dass der Leser schnell einen guten Eindruck über die Korruption und den Missbrauch von Ämtern der Mächtigen in der Stadt bekommt. Unwillkürlich fragt man sich, wie ist das eigentlich in meiner Stadt?
Die Spannung steigert sich während des Lesens kontinuierlich. Besonders als Tom Schroeder gegen seine Prinzipien verstößt und eine SMS im Suff abschickt, ohne eine Nacht darüber zu schlafen, spitzen sich die Ereignisse zu.
Auch wenn das Cover etwas langweilig daher kommt, sollte man diesen Krimi nicht unterschätzen.
Aller Anfang ist schwer...
"Denn wer da hat, dem wird gegeben" ist der erste Teil mit dem Polizeiseelsorger Tom Schroeder, der ganz frisch aus dem evangelischen Pfarrdienst ausgeschieden ist und nun seinen Einstand bei der Greifswalder Polizei feiert.
Wer macht da was, und mit wem? Wer weiß davon und weiß doch nichts? Hier kann man sich nicht sicher sein, wer da mit wem unter einer Decke steckt. Das finden wir zusammen mit Tom Schroeder heraus, der es zu Beginn nun wirklich nicht leicht hat.
Hier geht es um Kurruption, Skrupellosigkeit und Macht ... Stellt sich zwischendrin die Frage, wem kann man noch trauen? Wer gehört denn da in den Behörden und von den Politkern in Greifswald noch zu den ehrlichen Leuten?
Nicht nur Tom Schroeder flattern die Augen und Ohren, als es zum Finale zu geht, auch der Leser kommt aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus. Den einen oder anderen Zusammenhang kann man sich teilweise schon denken, aber wie es alles wirklich zusammenhängt, erfahren wir zum Schluss.
Tom Schroeder gefällt mir sehr gut, doch hätte ich mir ein wenig mehr von ihm gewünscht, hätte ihn gerne noch näher kennengelernt, aber vielleicht kommt es noch in den nächsten Bänden?
Alle Charaktere wurden sehr gut ausgearbeitet, sind mal mehr mal weniger sympathisch, sie werden uns sehr gut beschrieben, so das wir uns zu jedem recht schnell ein eigenes Bild machen können. Auch die Umgebungsbeschreibungen und Handlungen werden sehr gut beschrieben, Kopfkino kann man anschalten und laufen lassen.
Mir hat der Schreib- und Erzählstil gefallen, die Geschichte liest sich trotz Perspektivenwechsel zügig und flüssig. Die 272 Seiten wurden in 21 untreschiedlich lange Kapitel unterteilt.
Mich hat Tom Schroeder mit seinem ersten Fall gut unterhalten, und ich freue mich schon auf den nächsten Fall "Dornen und Disteln soll er dir tragen".