Cover von: Kühn hat Ärger
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Kühn hat Ärger

Der zweite Fall für Martin Kühn. Roman
Buch
Gebundene Ausgabe, 400 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

3492057578

ISBN-13: 

9783492057578

Erscheinungsdatum: 

01.03.2018

Preis: 

20,00 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 433.796
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3492057578

Beschreibung von Bücher.de: 

Die Sonne geht auf, es regnet, oder es schneit. Aber im Grunde startet jeder neue Tag mit derselben Chance. So sieht Martin Kühn es jedenfalls, an guten Tagen. In letzter Zeit allerdings hatte er eher selten gute Tage, seine Frau Susanne benimmt sich seltsam, und er selbst ist dabei, einen amourösen Fehltritt zu begehen. Auch der heutige Tag beginnt wechselhaft, denn Kühn soll mit seinem Kollegen Steierer den Mörder eines jungen Mannes finden. Die Ermittlungen führen ihn, den einfachen Polizisten und Berufspendler, in die Welt der Reichen und Wohltätigen. Diese neue Erfahrung setzt ihm doch mehr zu, als Kühn es sich eingestehen will. Und während er auf der Terrasse der Verdächtigen selbstgemachte Limonade kostet, sucht Kühn die Antwort darauf, ob es überhaupt einen Ort gibt, an dem er in diesem Leben richtig ist.

Kriminetz-Rezensionen

Mord in der feinen Gesellschaft

Martin Kühn, ein Münchener Polizist, hat nach einem Burnout und einer Reha-Kur gerade erst wieder seinen Dienst angetreten, als er und sein Kollege Steirer mit einem Mordfall konfrontiert werden. Amir Bilal, der Sohn libanesischer Einwanderer, wurde auf brutalste Weise ermordet.

Ihre Ermittlungen führen die beiden Polizisten zu der Familie van Hauten, die in einem vornehmen Münchener Stadtteil wohnt. Amir war seit kurzem mit deren Tochter Julia befreundet und wurde von der Familie wie ein Sohn betrachtet.

Die Familie reagiert geschockt auf die Todesnachricht, kann jedoch den Ermittlern nicht weiterhelfen. Wer hat Amir ermordet? Diese Frage bleibt lange Zeit ungeklärt.


Meine Meinung:
Auf geschickte Weise bettet der Autor einen Kriminalfall in eine weitverzweigte Gesellschaftsstudie.

Der Protagonist, welcher selbst der Mittelschicht angehört, bewegt sich bei seinen Ermittlungen sowohl in der Highsociety, als auch im sogenannten Prekariat, dem Umfeld des Mordopfers.

Neben seiner beruflichen Tätigkeit, geht es auch um sein Privatleben, in welchem es zurzeit nicht rosig aussieht. Er hat gesundheitliche Probleme, seine Ehe befindet sich in einer Krise und die finanziellen Verpflichtungen drohen ihm über den Kopf zu wachsen.

Geschickt versteht es der Autor, dem Protagonisten die jeweils passenden Gedanken zuzuordnen.

Als Leser erhält man kurze Einblicke in das Leben der Unter- und Mittelschicht. Ein großer Teil befasst sich aber mit der Schickeria, die nach dem Motto lebt, mit Geld kann man alles richten.


Fazit:
Ich habe dieses Buch mit großer Begeisterung gelesen, sowohl der Schreibstil als auch der feine Humor gefielen mir sehr.

Wer einen Krimi mit atemloser Spannung erwartet, für den ist dieses Buch nicht geeignet. Lesern, die sich für die Hintergründe und das Umfeld eines Mordes und die Funktionen unserer Gesellschaft interessieren, empfehle ich dieses Buch wärmstens.

Das Leben ist kein Ponyhof....

Dreh und Angelpunkt des Buches ist Kriminalhauptkommissar Martin Kühn. Nach einer schweren Lebenskrise ist Kühn wieder im Einsatz und ein grauenvoller Mord an einem jugendlichen Migranten machen ihm und der Münchner Mordkommission zu schaffen! Waren hier etwa Rechtsradikale am Werk, scheint der erste Eindruck zu sein!?

Doch die Spur führt die Mordermittler auch ins Nobelviertel Grünwald. Kühn und sein Kollege kommen mit einer völlig anderen Welt in Kontakt. Aber nicht nur beruflich ist die Situation des Herrn Kommissars Kühn verzwickt, auch privat häufen sich schon bald die Probleme ...

Obwohl ich Band 1 „Kühn hat zu tun“, der Kühn-Reihe von Jan Weiler nicht kenne, habe ich recht schnell in den neuen Kriminalroman „Kühn hat Ärger“ hineingefunden! Schon die Leseprobe konnte mich begeistern und erinnerte mich entfernt an alte Derrick Serien, die ja zumeist in der Münchner Nobelgegend spielten. Diese noblen Orte gibt es heute auch noch, doch findet man dort generell nicht sehr viel Kriminalität;) Dieser Fall ist aber doch sehr plausibel und gut vorstellbar.

Jan Weilers großartiger Schreibstil liest sich hervorragend und die gute Beschreibung von Kühns Seelenleben und seiner Lebenseinstellung lassen einen sympathischen Hauptakteur vor dem geistigen Auge entstehen. Alle Aspekte seiner privaten und beruflichen Welt sind mit dem täglichen Geschehen hier in der Stadt vereinbar und wirklich authentisch geschildert, auch wenn vielleicht manche Situationen ein wenig übertrieben wird und Orte dazu erfunden werden.

Kein reiner Krimi, auch gelungene Gegenwartslektüre, die so manche Klischees, Gutmenschentum, Querulanten, die Kluft von Arm und Reich und die Schwierigkeiten des Miteinanders in den Focus stellt! Gesellschaftskritische Momente werden oft mit einem Augenzwinkern angegangen, das gefällt mir sehr … man muss das Buch nicht so ernst nehmen!

Bemerkenswert und auch besonders interessant finde ich, wie die Menschen im Buch (besonders natürlich Kühn) mit manchen Situationen umgehen. Überraschende Momente, die ab und an für ein „Aha“, „Ok“ oder „Na gut“ und natürlich zum Überlegen anregen, wie man selbst wohl in solch einer Situation reagieren würde ...

Der Kriminalroman liest sich turboschnell und hat mir wirklich sehr gut gefallen! Allein schon, dass er hier in meiner Stadt spielt, ist natürlich mega;) Rundum gelungener Kriminalroman mit einer Prise Humor, einem menschlich normalen Kommissar, einem spannenden Fall und interessanten Wendungen. Natürlich möchte ich auch noch das wunderschöne Cover erwähnen, dessen Farbe und Motiv sehr ansprechend gestaltet ist!

Bonsaiparkett und Schnippikäse

Martin Kühn, Kriminal-Hauptkommissar aus München, kommt nach einem Burnout wieder an seinen Arbeitsplatz zurück. Amir, der Sohn libanesischer Einwanderer, wurde an einer Bushaltstelle tot aufgefunden. Der Junge wurde zu Tode geprügelt und einfach liegen gelassen. Kühn und seine Mannschaft machen sich auf die Suche nach dem Täter. Dabei ermitteln sie auch bei den sogenannten „Reichen und Wohltätigen“, der Münchner Schickeria. Dabei hat er genügend private Probleme, der Titel des Romans könnte auch „Kühn hat Sorgen“ lauten. Kann der Schuldige am Tod des libanesischen Jugendlichen gefunden werden?

Zuerst einmal, dieses Buch hat mich komplett überwältigt, immer wieder musste ich innehalten und über das Gelesene nachdenken. Oft habe ich mich erwischt, wie ich innerlich den Kopf geschüttelt habe oder zustimmend nicken musste. Dabei handelt es sich hier nicht um einen normalen „Krimi“ im Whodunit-Stil, sondern vielmehr um eine gesellschaftskritische Milieustudie. Der Plot teilt sich in 16 Kapitel, durchgehend mit einem zusammenfassenden Titel überschrieben. Allein Kapitel 14 hebt sich von den anderen ab, hier handelt es sich um das Wortprotokoll einer Vernehmung, toll gemacht! Jan Weiler hat für seinen Roman den auktorialen Erzählstil gewählt. Viele Dialoge und bildhafte Beschreibungen von Plot und Personen machen die Geschichte lebendig. Weilers clevere, ironische Gesellschaftsbeobachtungen und menschliche Innenansichten sind genial.

Stetig steigert sich die Spannung, ich habe mit Kühn zusammen recherchiert, den Täter gesucht und am Ende konnte ich es kaum mehr ertragen. Ab da bin ich nur so durch die Seiten geflogen, bis die erschütternde Wahrheit ans Licht kam. Dass Jan Weiler auch humoristisch kann, kennt man aus seinen anderen Büchern, aber auch in vorliegender Geschichte musste ich schmunzeln, z.B. auf S. 224: "Klaubers Gebiss sah aus wie der stark bemooste Eingang zu einer karpatischen Waldhöhle."

Für die Lektüre von Kühns zweitem Fall ist die Vorgeschichte des ersten Teils nicht notwendig, trotzdem werde ich sie mir im Nachhinein noch „gönnen“. Ohne zu spoilern ist es schwierig, dieses geniale Buch genügend zu würdigen. Die Beschreibung der Familie van Hauten fand ich faszinierend. Eine Familie, für die sich das Meer teilt. Die Gutmenschen-Nummer, die Elfie van Hauten abzieht, der Vater Claus – das menschgewordene Upgrade, so ähnlich kenne ich es auch aus meinem Wohnort, scheint den Autor auch zu beschäftigen, da kann ich seiner Sicht nur zustimmen. Zu jeder Zeit konnte ich dem Geschehen folgen, die handelnden Personen agierten plausibel und nachvollziehbar.

Meine Lieblingsfigur: Natürlich der Protagonist Kühn, ein hervorragender Ermittler mit toller Menschenkenntnis und sozialer Kompetenz, leider aber gerade im familiären Bereich unsicher und gegenüber seiner eigenen Gesundheit sogar leichtsinnig. Die Figur Amir und auch Julia mochte ich sehr gerne, wobei mir die restlichen van Hautens zu glatt, zu schön und zu perfekt waren. Nicht weil der Autor sie so beschrieben hat, sondern weil ich solche Menschen im richtigen Leben auch nicht leiden kann. Das vorliegende Buch kann ich wirklich nur empfehlen, man bekommt sehr viel in einem einzigen Buch, dazu noch gute Unterhaltung. Nur eine Frage blieb bei mir offen: Was ist Schnippikäse?

Volle Punktzahl! 5 Sterne, was sonst?