Nur eine böse Tat
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Barbara Havers macht sich große Sorgen um ihren Freund Taymullah Azhar. Denn nachdem ihn seine Freundin Angelina aus heiterem Himmel verlassen und auch die gemeinsame Tochter mitgenommen hat, ist er völlig verzweifelt. Erst nach Wochen bangen Wartens steht Angelina plötzlich wieder vor Azhars Tür, allerdings ohne die kleine Hadiyyah, denn die ist in Italien, wohin sich Angelina abgesetzt hatte, spurlos verschwunden. Als der Fall des vermissten Mädchens auch in der britischen Presse Schlagzeilen auslöst, muss die Polizei reagieren - und Inspector Lynley reist in die Toskana, um die Ermittlungen in dem kleinen Ort Lucca zu begleiten. Doch alsbald gerät Azhar selbst in den Verdacht, in die Entführung des Kindes verwickelt zu sein. Barbara ist fassungslos und kämpft mit allen Mitteln darum, die Unschuld ihres Freundes zu beweisen. Bis sie einen Schritt zu weit geht ...
Unentrinnbar einsam
Die erfolgreiche amerikanische Schriftstellerin Elisabeth George hat den 18. Band ihrer Inspektor-Linley-Reihe veröffentlicht. Die Schriftstellerin lehrte lange „Creative Writing“, aus ihrer Feder stammt auch „Wort für Wort – oder Die Kunst, ein gutes Buch zu schreiben“. Die Romane um Inspektor Linley und seine Mitarbeiterin Barbara Havers wurden von der BBC verfilmt und wurden auch im deutschen Fernsehen mit großem Erfolg ausgestrahlt.
„Nur eine böse Tat“ begeht eine der Romanfiguren in Elisabeth Georges neuestem Inspektor-Linley-Roman, der aber eher ein Barbara-Havers-Roman ist. Und diese eine böse Tat hat doch viel Gutes nach sich gezogen und deshalb sei sie doch entschuldbar? Barbara Havers, die so gerne praktische Kleider trägt wie etwa Hosen mit Gummizug und überhaupt einen Hang zu uneleganter Kleidung und ebensolchen Auftreten hat, ist tief verstrickt in ihre Zuneigung zu ihrem Nachbarn, dem eleganten, stets gepflegten und von seiner Lebenspartnerin verlassenen Professor Taymullah Azhar und dessen Tochter Hadiyyah. Als die Tochter verschwindet, gerät ihr eigener Vater in Verdacht, hinter der Entführung zu stecken. Barbara Havers würde gerne persönlich von London nach Lucca reisen, dorthin, wo das Kind aus der Obhut ihrer Mutter verschwand, um die Unschuld ihres Nachbarn zu beweisen. Doch an ihrer Stelle beauftragt ihre Vorgesetzte den vornehmen Inspector Linley damit, nach Lucca zu reisen. Was dieser gar nicht gerne macht, da sich zurzeit eine zarte Liebe zu einer Tierärztin anbahnt, die erst noch gepflegt werden will.
Barbara Havers kämpft mit Methoden, die nicht im Einklang mit ihrer Tätigkeit als Polizistin stehen, sie setzt einen Detektiv unter Druck, sie arbeitet mit der Schmierenpresse zusammen, wobei sie doch eigentlich ganz genau wissen müsste, dass die nie für einen arbeiten sondern ausnahmslos nach ihren eigenen Regeln. Doch Barbara greift nach jeder noch so aberwitzigen Möglichkeit, die sich in ihrer Verzweiflung zu bieten scheint, um Taymullah Azhar und Hadiyyah zu helfen. Dabei agiert sie emotional und spontan und nimmt keine Rücksicht auf sich selbst.
Die Mutter des entführten Mädchens, für die Taymullah Azhar einst seine Familie verließ, ist eine sprunghafte Person, der die Männer zu Füßen liegen. „Könnte es sein, dass Sie sie nie wirklich so gesehen haben, wie sie ist?“, muss sich Taymullah fragen lassen. Es gibt weitere exzentrische Figuren im Roman, wie etwa den italienischen Detektiv Di Massimo. Sympathiepunkte kann der italienische Ermittler vor Ort, Salvatore, einheimsen. Dann gibt es noch eine Schein-Nonne und viele andere Personen, natürlich auch italienische Mammas und englische Snobs, die die Enkeltochter ablehnen, da der Erzeuger für ihr Dafürhalten die falsche Hautfarbe und die falsche Religion hat.
„Nur eine böse Tat“ ist unterhaltsam geschrieben, mit farbigen, gegensätzlichen Charakteren und detailreichen, lebendigen Schilderungen und trotz seiner beinahe 900 Seiten über weite Strecken spannend. Wohl dem, der eine Freundin wie Barbara Havers hat, die für ihre bedingungslose Hinwendung und Loyalität mit keiner Gegenleistung rechnet. Aber Barbara ist ein tragisches Geschöpf, sie ist unheilbar einsam. Es ist IHR Roman, sie wird in all ihren Gefühlslagen, stur bis zum Geht-nicht-mehr, unaufhaltsam spontan, in ihrer grenzenlosen inneren Einsamkeit und in ihrer Zuneigung zu Taymullah und Hadiyyah porträtiert. Für die letzten zweihundert Seiten hätte ich mir beim Lesen eine Straffung gewünscht.