Weißbier im Blut
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Eine männliche Leiche liegt unter dem Mähdrescher. Auf dem hoffnungslos verschuldeten Bauernhof der Familie Holzner nimmt Kommissar Kreuzeder vom Morddezernat Passau die Ermittlungen nur äußerst widerwillig auf. Lieber hätte er in Ruhe seinen Schweinsbraten und sein Weißbier genossen. Doch sein Vorgesetzter rangsaliert ihn mit der Androhung von Disziplinarmaßnahmen und stellt ihm eine Psychologin an die Seite, die seine Dienstfähigkeit überprüfen soll. Der sichtlich verwahrloste Kreuzeder hat schon viele Tote gesehen und deshalb die Ruhe weg. Erst als der Wirt seines Stammlokals Opfer eines Verbrechens wird, wird er aktiv und steigert die Aufklärungsquote im bayerischen Grenzland.
Jörg Graser: Weißbier im Blut
„Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz“, so lautet der Untertitel von Jörg Grasers Krimi „Weißbier im Blut“, erschienen bei LangenMüller. Kommissar Kreuzeder aus Passau ermittelt in einem unappetitlichen Mordfall mit einem Mähdrescher als Mordwaffe. Viel lieber hätte der Kreuzeder ja an seinem Schweinsbraten weiter gegessen, aber sein Vorgesetzter setzt ihn unter Druck und so muss der von langen Dienstjahren desillusionierte Kommissar gegen seinen Willen doch noch ermittelnd tätig werden. Aber als der Wirt seines Stammlokals, wo er sein gesamtes Gehalt hinzutragen scheint, getötet wird, wird er aktiv und ermittelt freiwillig.
Extrem trinkfest ist er, der Kreuzeder, der nach ein paar „Halben“ (für Leser jenseits des Weißwurstäquators, der für einen gestandenen Niederbayern knapp hinter München liegt: damit ist ein halber Liter Bier gemeint) und ein paar Schnäpsen durchaus noch am Straßenverkehr teilnimmt. Würde Kreuzeder zum Blutspenden gehen, käme wohl mit Schnaps verdünntes Bier aus ihm heraus anstelle des Lebenssaftes.
Kreuzeder beherrscht diese spezielle niederbayerische Fragetechnik, wobei man den Gegner solange nervt und in die Enge treibt, bis dieser da ist, wo man ihn hinhaben wollte, nämlich „auf der Palme“. Er wehrt sich damit erfolgreich gegen seinen Chef und gegen die Polizeipsychologin. Und mit Schläue kommt Kreuzeder dem Mörder auf die Spur, denn Kreuzeder ist ziemlich schlau, bauernschlau, wie man „im Woid“ sagt. Kreuzeder folgt einer Spur nach Tschechien. Eine Spur, auf der wohl etliche Männer im grenznahen Gebiet lustzuwandeln scheinen.
Die Hauptfigur Kommissar Kreuzeder, der ähnlich wie Inspektor Columbo keinen Gebrauch von seinen Vornamen zu machen scheint, ist herrlich kauzig und gibt den niederbayerischen Charakter skurril überzeichnet wider. Auch die anderen Figuren wie Bauer Holzner, der „an seiner Sach’ hängt“, auch wenn es ökonomisch ziemlich sinnlos ist. Der Filius hat dieses Denken schon mit der Muttermilch eingesogen. Oder die Bedienung Gerda, die irgendwie doch an ihrem Wirt hängt und nun einer nur halb so teuren Tschechin weichen soll. Sie ist halt billiger und jünger obendrein. Doch Kreuzeder mag diese Leute und folgt knorrig seinem eigenen Wertesystem.
Neben den niederbayerischen Charakteren wäre etwas Lokalkolorit, von dem es im schönen Passau üppig gibt, dem Lesegenuss dieser heiteren Krimi-Parodie nicht abträglich gewesen. Die Handlung des sehr unterhaltsamen Krimis ist schlüssig beschrieben und bereitet Lesevergnügen.