Allmen und die verschwundene Maria
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Eben noch haben sich Allmen und Carlos über die erfolgreiche »Wiederbeschaffung« des wertvollen Dahlienbildes gefreut, da müssen sie entdecken: Die Gangster haben ihrerseits den Fall keineswegs ad acta gelegt, sondern María Moreno entführt. Carlos' große Liebe gegen das Dahlienbild - so lautet ihre Forderung. Doch wo befindet sich das berühmte Gemälde? Und kann es ihnen überhaupt noch dabei helfen, Marías Leben zu retten? Ein Kriminalfall und seine Folgen...
Das zerschnittene Bild
"Allmen und die verschwundene Maria" des Schweizer Autors Martin Suter ist schon der vierte Band, in dem "Allmen International Inquiries" ermittelt. War es im dritten Band ein wertvolles Gemälde, das verschwunden war, so wird nun nach Maria Moreno gesucht. Denn Maria, die Geliebte von Johann Friedrich von Allmens Allroundgehilfen Carlos, wurde entführt. Sie soll nun gegen das Bild, auf dem Dahlien dargestellt sind, ausgetauscht werden. Wie auch Carlos hält sich Maria illegal in der Schweiz auf, was die Angelegenheit nicht vereinfacht. Die Entführte selbst macht sich wenig Hoffnung darauf, dass Dalia Gutbauer das Bild herausrückt, denn sie „hatte in ihrem Beruf schon einige Reiche kennengelernt und machte sich keine Illusionen über deren Großzügigkeit und Herzensgüte“.
Das Dahlienbild aus Band drei befindet sich wieder im Besitz der welken Dame Dalia Gutbauer und Johann Friedrich von Allmen versucht, das Bild zu bekommen. Doch das Bild ist nicht mehr intakt, denn Frau Gutbauer beliebte in einer launigen Anwandlung, aus ihrem Bild mit einer spitzen Nagelschere eine Blume herauszuschneiden, die sie aus purer Bosheit ihrer ehemaligen Nebenbuhlerin zukommen lässt. Nun ist das Bild versehrt und ein Tausch mit der (noch!) unversehrten Maria nicht möglich.
Die Suche nach dem Papierschnipsel gestaltet sich spannend und entbehrt nicht einer Portion Humor, etwa wenn der smarte Johann Friedrich von Allmen gemeinsam mit Carlos den Hotelmüll mit sehr spitzen Fingern durchwühlt. Denn die Entführer stellen ein zeitliches Ultimatum, deshalb wird es sehr dringend, alles für die Befreiung von Maria zu unternehmen. Die Entführer fordern, dass das Bild vor der Übergabe wiederhergestellt wird. Das Zeitfenster ist sehr eng.
Dalia Gutbauer, deren Nobelhotel ebenso in die Jahre gekommen ist wie sie selbst, lebt ihre Allüren aus. Sie war wohl mal schön, reich ist sie immer noch. Johann Friedrich von Allmen bemisst jemandes Reichtum nicht daran, wie viel Geld er hat, er orientiert sich daran, wie viel Geld jemand ausgibt.
„Allmen und die verschwundene Maria“ ist ein unterhaltsamer Krimi, der ohne Blutvergießen charmant und mit einem leichten Augenzwinkern in die Welt der Reichen entführt, aber dies auf so diskrete Art, dass man sich keineswegs als Voyeur fühlt, der ihre Eskapaden und Verschrobenheiten vorgeführt bekommt. Und es sind die vielen kleinen geschilderten Details des aufmerksam beobachtenden Autors, die das stille Leseglück erhöhen.
Der Band ist hochwertig bibliophil gestaltet, mit Leineneinband und edlem Druck auf dem Buchrücken. Auf dem eingelegten Lesezeichen ist das Dahlienbild abgebildet.
Von Kunst und Kontemplation
Am interessantesten ist es immer, wenn ein Autor die Karten offen auf den Tisch legt. In der Neueren Deutschen Literaturwissenschaft heißt das dann offene Intertextualität oder Text-Kontext-Relationen. Und so lässt auch Martin Suter in seinem im Diogenes Verlag erschienenen Kriminalroman Allmen und die verschwundene Maria durchblicken, wer eines seiner großen Vorbilder ist. Sein Landsmann, der große Schweizer Romancier Friedrich Glauser, wird in einem Gespräch zwischen dem Kunstdetektiv Allmen und dem Kommissar als Grund angegeben, warum Gobler Polizist wurde. Aber der Bezug geht noch weiter, denn Gobler ist ebenso wie Glausers Geschöpf Studer immer noch Wachtmeister, was einerseits für den Charakter des Mannes spricht, andererseits aber auch auf eine Unfähigkeit verweist, sich mit den bestehenden systemischen Strukturen zu arrangieren und Karriere zu machen. Glauser ist darüber hinaus sicherlich auch stilistisch ein Vorbild für Suter. Beide pflegen einen bedächtigen, beinahe kontemplativen Stil, der das Geschehen des Romans beinahe in den Hintergrund rückt. Und so kommt es auf die Story in Allmens neuem Fall auch nur bedingt an. Ein Kunstwerk wird geraubt, zurückgewonnen, wiedergefunden, zerstört und restauriert. Zugleich wird Maria, die Geliebte von Allmens Assistenten Carlos entführt, um sie gegen das Kunstwerk auszutauschen. Die verschwundene Maria spielt erneut in einer exquisiten Umgebung, in der Welt der Reichen und Schönen. Wobei Suter den Leser insofern an der Hand nimmt, als jeder zu erkennen glaubt, bereits einmal an dieser Welt teilgenommen zu haben. Suters neuer Roman lebt von der Atmosphäre und den feinen Nuancierungen, die das besondere dieser Detektivgeschichte ausmachen. So ist Allmen und die verschwundene Maria auch nichts für die Fans deftiger und herber Thriller- und Krimikostware, sondern für jene, die es gerne ruhiger, bedächtiger und literarischer mögen.