Der eiserne Sommer
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Juni 1914: Zwei Schüsse fallen in Sarajewo, und die Welt rückt an den Abgrund. Franz Ferdinand, der Thronfolger Österreich-Ungarns, ist tot. Zur gleichen Zeit steht Kommissär Reitmeyer in München vor einer schwierigen Entscheidung. Er hat es satt, die Marionette des Polizeipräsidenten zu sein. Die Leiche eines jungen Mannes führt ihn von den Arbeitervierteln bis in die Villen der Großbürger. Und in das berüchtigte Café Neptun, Vergnügungsort der Offiziere. Der Polizeipräsident drängt ihn, nicht noch tiefer zu schürfen, und gegen das Militär darf er per Gesetz nicht ermitteln. Da macht Reitmeyer eine ungeheuerliche Entdeckung, die nicht nur ihn selbst zum Abschuss freigibt, sondern die das ganze Land in den Untergang stürzen könnte.
Der eiserne Sommer
Angelika Felendas Kriminalroman handelt im Jahr 1914. In Sarajevo wird der österreichische Thronfolger mit seiner Gattin erschossen. In München findet man an der Isar einen offenbar Ermordeten. Schnell stellt sich für Kommissar Reitmeyer heraus, dass das Opfer mit Münchens „warmen Milieu“, wie man es wohl nannte, zu tun hatte. Und das reicht in höchste Offizierskreise. Die Oberschicht lebt zur damaligen Zeit verbotene Verhaltensweisen aus.
Während seiner Arbeit trifft Reitmeyer auch ehemalige Schulkollegen wieder und auch auf Caroline von Dohmberg, für die er damals schon schwärmte. Sebastian Reitmeyer wird zu einer Soiree ins Haus derer von Dohmbergs eingeladen, wo er früher viel Zeit mit den Kindern des Hauses verbrachte. Hier versucht die alte Rätin, Mutter des Beamten im Justizministeriums und Großmutter Carolines, festzuhalten, was bereits am Verschwinden ist. Doch der Verfall der Familie exemplifiziert sich an der verunglückten Einladung, bei der Personal fehlt, um die Gäste auch nur annähernd ihrer Schicht angemessen zu bewirten.
Caroline ist Ärztin geworden, wohl eine der ersten ihrer Zeit, da Frauen erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Medizinstudium zugelassen wurden. Im Laufe seiner Ermittlungsarbeit wird Reitmeyer noch häufiger auf sie treffen. Das Leben ist von Hierarchien geprägt, sowohl im Polizeipräsidium als auch im Krankenhaus, wo Caroline arbeitet und in den Haushalten der großbürgerlichen Gesellschaft.
Da gibt es einen zweiten Toten im Hotel Regina. Fanden hier etwa die Nachstellungen „antiker“ Gemälde in Offizierskreisen statt, von denen der Kunstmaler Rager dem Kommissar berichtet hatte? Waren diese Nachstellungen wirklich, wie Rager berichtet, völlig harmlos und rein der Kunst verpflichtet?
Reitmeyer ermittelt im München der Vorkriegszeit, während sich ein Sturm anschickt, bald blutig über Europa anzubrechen. Die Spuren in den Mordfällen führen eindeutig zum Militär, doch dort darf Reitmeyer nicht ermitteln, die Sphären sind strikt getrennt. Reitmeyer steht ein wiefer Polizeischüler zur Seite, der zum Leidwesen Reitmeyers auf eigene Faust ermittelt und sich damit auch noch in Gefahr begibt. Und dann stellt der Kommissar auch noch eine Verbindung her zwischen einem der Mordopfer und der Familie seiner Angebeteten, die er für unerreichbar hält. Die beiden leben in gesellschaftlich völlig verschiedenen, nicht überbrückbaren Ebenen. In welcher Verbindung steht Carolines Bruder zu dem Malerfürsten, der selbst eine Vorliebe für Männer zu haben scheint? Und was verheimlicht ihm Caroline?
Angelika Felenda liefert ein lebendiges, gut recherchiertes und spannend erzähltes Bild der Zeit. Der Kriminalroman ist laut Klappentext der Auftakt zu einer Serie um den Kommissar Reitmeyer.
Und zum Ende hin blättert sie sich auf, die Hölle des Krieges, die Europa an einen Abgrund führte und Millionen Menschen den Tod brachte.
Ich vergebe 3 von 5 Sternen
Durch viele Buchpräsentationen und Rezensionen bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Und da ich ein großer Krimi und Historienfan bin, dachte ich, dass ich hiermit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte. Krimi und Historie. Aber weit gefehlt - Leider.
Doch ich beginne mal ganz kurz die Story zu beschreiben. Eine richtige Inhaltsangabe möchte ich unterlassen, da in den vorher gegangenen Rezensionen eigentlich schon alles und mehrfach geschrieben und erörtert wurde.
Die Handlung spielt 1914 in München. Kommissar (im Buch immer Kommissär) Sebastian Reitmeyer soll mehrere Morden aufklären. Darunter muss er auch in Militärkreisen ermittelt, was dort aber gar nicht gerne gesehen ist. Man gibt ihm deutlich zu verstehen, dass er diese Ermittlungen nicht führen soll. Ein weiterer Fall lässt ihn nun im Homosexuellenkreis ermitteln. Man beachte, wir schreiben das Jahr 1914! Für die Bevölkerung war Homosexualität ein absolutes Tabuthema. Hiermit möchte ich es auch schon belassen. Wie man vielleicht feststellen kann, ist in meiner Zusammenfassung keine Rede vom Attentat auf Franz Ferdinand und Sophie Chotek. Damit hat man die Leser des Klappentextes einfach mal an der Nase rumgeführt. Diese Angabe sollte wohl lediglich als Zeitmesser dienen. Schade, denn genau das war der Grund, weshalb ich das Buch lesen wollte. Da hab ich wohl den Klappentext falsch interpretiert.
Erwähnen möchte ich auch, dass mich der Prolog etwas stutzig gemacht hat, da ich ihn als schwer lesbar bzw. schwer verständlich empfunden habe. Das mag wohl an der Sprache, den Ausdrücken und Formulierungen gelten haben. Jedoch im Laufe des Plots wurden die Tagebucheinträge des Offiziers immer klarer und eindeutiger.
Zu dem/den Protagonisten möchte ich auch noch kurz meine Meinung schildern. Ich finde den Kommissar etwas schmucklos, farblos oder anders gesagt uninteressant dargestellt. Hier konnte man die Frage stellen: was macht ihn eindeutig? Nichts! Man weiß es nicht. Dafür finde ich Rattler sehr gut und deutlich dargestellt. Um im Vergleich zu bleiben: Reitmeyer ist farblos, dann ist Rattler bunt und glänzend. Hier hat die Autorin viel mehr Wert auf die Beschreibung gelegt.
Das es sich bei dem vorliegenden Buch um einen Mehrteiler handeln soll, wollte die Autorin sich die Charakterisierung des Kommissars vielleicht für Band 2 aufspüren.
Ein Spannungsbogen war für mich leider auch nicht erkennbar, so dass ich dieses Buch nicht als Kriminalroman, sondern eher als Roman mit kleinen Ermittlungen beschreiben würde.
Schade, ich hatte mir wirklich mehr davon versprochen.
Trotzdem danke ich der Autorin für die Idee, die mir einige unterhaltsame Lesestunden bereitet hat, sowie dem Suhrkamp Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars.