Cover von: Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte
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Bücher.de Preis: 10,90 €

Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte

Ein Kriminalroman aus Barcelona
Buch
Taschenbuch, 176 Seiten
Übersetzer: 

Verlag: 

ISBN-10: 

3803126959

ISBN-13: 

9783803126955

Auflage: 

1 (26.09.2012)

Preis: 

10,90 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 1.064.279
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3803126959

Beschreibung von Bücher.de: 

Carvalho auf den Spuren einer ermordeten Frau, die beinahe ein Erotikfilmstar geworden wäre.

Kriminetz-Rezensionen

Das "andere" Barcelona

Privatdetektiv Carvalho wird von Dorotea Samuelson, einer argentinischen Anthropologin, engagiert um nach Helga, Doroteas Jugendfreundin, zu suchen. Helga war vor vielen Jahren auf dem besten Weg, die "argentinische Emmanuelle" zu werden, doch sie verließ Argentinien und verschwand in den Untiefen Barcelonas.
Noch ehe Carvahlo richtig mit der Suche beginnt, wird Helgas Leiche gefunden. Obdachlosigkeit, Alkohol und die Vergangenheit, die sie nie abschütteln hatte können, haben ihre einstige Schönheit ausradiert.
Im Zuge seiner Ermittlungen dringt Carvalho in ein Gespinst aus Lügen, Gewalt und Unterdrückung vor, in der fast niemand das ist, was er zu sein vorgibt.

Manuel Vázquez Montalbán zeichnet ein Bild von Barcelona, das wohl kein Tourist je zu sehen bekommen wird. In meinen Augen ist das Buch weniger ein Krimi als eine Sozialstudie. Die Aufklärung des Mordes gerät ein wenig ins Hintertreffen gegenüber der Darstellung des Alltags im "anderen" Barcelona. Egal ob unter den Obdachlosen, bei der Polizei oder in rechtsextremen Kreisen - überall herrschen Gewalt und Unterdrückung und die Diktatur Francos und die Militärherrschaft in Argentinien beeinflussen das Leben der Spanier und der eingewanderten Argentinier noch immer in starkem Maß.
Montalbán gleitet immer wieder ab in metaphysische und philosophische Ausführungen, lässt seine Figuren fast halbseitige Monologe führen und springt so schnell und unvermittelt von einer Perspektive bzw. einem Handlungsstrang zum nächsten, dass es mir manchmal schwer gefallen ist, ihm zu folgen und ich manche Passagen mehrmals lesen musste.
Auch die Erzählzeit wird nicht stringent eingehalten. Mehrere Male wechselt sie ohne erkennbaren Grund und auch mitten in einer Szene vom Präteritum ins Präsens und wieder zurück, was der Handlung an sich natürlich keinen Abbruch tut, mich aber doch immer wieder irritiert hat. Da ich das spanische Original nicht kenne, kann ich nicht beurteilen, ob dieser Zeitenwechsel sich erst in der Übersetzung eingeschlichen hat.

Mich hat das Buch als Krimi nicht vollends überzeugt; wer jedoch eine Milieustudie über das Barcelona des ausgehenden 20. Jahrhunderts sucht, ist mit diesem Roman sicher sehr gut bedient.