Eine der positiven Überraschungen des Krimijahrs 2015 ist für mich Fuminori Nakamuras im Diogenes Verlag erschienener Roman „Der Dieb“. Dabei handelt es sich keinesfalls um einen konventionellen Krimi.

„Der Dieb“ ist aus der Ich-Perspektive eines Taschendiebs geschrieben. Die Ich-Perspektive ermöglicht es dem Leser möglichst hautnah die Gedanken, Empfindungen und Handlungen des Protagonisten zu erleben. Der Dieb hat feste Prinzipien, denn er bestiehlt nur wohlhabende, männliche Opfer und wendet niemals Gewalt an. Er arbeitet in den überfüllten U-Bahnen oder belebten Gassen Tokios. Doch seine Vergangenheit holt ihn ein. Denn er hat mit seinem väterlichen Mentor zusammen einen bewaffneten Raubüberfall begangen. Und nun sitzt der Drahtzieher dieses Überfalls, der Yakuza-Boss Kizaki ihm im Nacken. Kizaki erpresst ihn, ihm zu Diensten zu sein, da er ihn sonst auslöscht. Verkompliziert wird die Situation dadurch, dass der Dieb einen kleinen Jungen liebgewonnen hat und eine Beziehung mit dessen Mutter eingeht. Dadurch wird er erpressbar und alles mündet in einen spannenden, blutigen Showdown in Japans Metropole.

Die Qualitäten von „Der Dieb“ sind eindeutig literarischer Qualität. Nakamura entwickelt eine traurige Welt des fernöstlichen Verbrechens, die voller Poesie steckt. Voll trauriger Poesie, aber Poesie, die einen anrührt. Eine unbedingte Leseempfehlung!