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Lunapark

Gereon Raths sechster Fall
Buch
Gebundene Ausgabe, 608 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

3462049232

ISBN-13: 

9783462049237

Erscheinungsdatum: 

10.11.2016

Preis: 

22,99 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 294.120
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3462049232

Beschreibung von Bücher.de: 

Gereon Rath legt sich in seinem sechsten Fall mit einem SA-Sturm und der Berliner Unterwelt an Berlin, Ende Mai 1934. Die anfängliche Begeisterung für die Regierung Hitler schwindet, die unberechenbare SA macht vielen Bürgern Angst. Und Gereon Rath gerät bei seinen aktuellen Ermittlungen ausgerechnet mit den Braunhemden aneinander. Unter der Eisenbahnbrücke an der Liesenstraße, unter einer unvollendeten kommunistischen Parole, liegt ein SA-Mann, der scheinbar erschlagen wurde, tatsächlich aber an einem Glasauge erstickt ist. Am Tatort trifft Kommissar Rath auf seinen früheren Kollegen Reinhold Gräf, der nun für die Geheime Staatspolizei arbeitet. Während Gräf von einem politischen Mord ausgeht, ermittelt Rath in eine andere Richtung und entdeckt Verbindungen zum zerschlagenen Ringverein »Nordpiraten«, der seine kriminellen Aktivitäten als SA-Sturm getarnt fortsetzt. Als ein zweiter SA-Mann erschlagen aufgefunden wird, scheint alles auf eine Mordserie zu deuten. Eine Spur führt in den seit Kurzem geschlossenen Lunapark, einstmals Berlins berühmtester Rummel. Und Rath fragt sich, welche Rolle Unterweltboss Johann Marlow, ein Erzfeind der »Nordpiraten«, in diesem Fall spielt. Die politische Lage wird immer brisanter, Raths Frau Charly gerät in SA-Haft, und der Kommissar wird in einen Strudel sich überschlagender Ereignisse gezogen, an deren Ende er sogar einen unmissverständlichen Mordauftrag erhält. Wird er ihn ausführen? Volker Kutscher liefert atemlose Spannung und das packende Porträt politisch höchst unruhiger Zeiten.

Kriminetz-Rezensionen

Spannend und bedrückend

Ein toter SA-Mann wird 1934 unter einer Eisenbahnbrücke in Berlin aufgefunden. Es sieht aus, als sei er erschlagen worden. Als Gereon Rath am Tatort ankommt, muss er feststellen, dass auch die Geheime Staatspolizei an dem Fall interessiert ist. So muss er wieder mit seinem früheren Kollegen Reinhold Gräf zusammenarbeiten, der ihm inzwischen rangmäßig gleichgestellt ist. Während Gräf felsenfest überzeugt ist, dass es sich um einen politischen Mord handelt, den die Roten verübt haben, hat Gereon da seine Zweifel. Bei der Obduktion stellt sich heraus, dass der Tote in Wirklichkeit an einem Glasauge erstickt ist. Rath beginnt zu ermitteln ohne die Staatspolizei zu informieren und findet Spuren, die in die Vergangenheit weisen.

In Berlin ändert sich vieles, aber Gereon bleibt wie er ist. Er verdrängt die Situation und hofft, dass alles schon nicht so schlimm wird und der Spuk bald eine Ende hat. Noch kommt er mit seiner höchst eigenen Version des Hitler-Grußes durch. Wir wissen natürlich, wie alles wirklich weiter ging. Es ist sehr bedrückend zu lesen, wie die Menschen drangsaliert wurden und wie die Angst umgeht. Man flüchtet von der Straße, sobald schwarze Uniformen auftauchen, denn man weiß nicht, ob man solch eine Begegnung heil übersteht. Wer verhaftet wird, den erwarten harte Verhöre und Folterung, und wer allzu widerspenstig ist, der landet auch schon mal im Konzentrationslager.

Auch in der Familie Rath macht sich die politische Situation unangenehm bemerkbar. Charly geht offenen Auges durch die Welt und sieht die drohende Gefahr. Gereons mangelndes politisches Interesse regt sie auf und der Haussegen hängt öfter mal schief. Dass ihr Pflegesohn Fritze dann auch noch der HJ beitreten will, macht sie nur noch wütender. Diese Unzufriedenheit bringt sie dazu, leichtsinnig zu handeln und einer jungen Frau zu helfen. Fritze dagegen fühlt sich in der Gruppe anderer Jungen wohl und nimmt begierig auf, was ihm dort vermittelt wird.

Gräf hat die Zeichen der Zeit für seine Karriere zu nutzen gewusst. Er weiß, dass ihm alle Wege offen stehen. Mich hat aber überrascht, wie kaltblütig er die Chance nutzt, dunkle Flecken in seinem Leben verschwinden zu lassen.

Es gibt weitere tote SA-Männer und Gereon hat schon bald einen Verdacht, wer hinter den Morden steckt. Er will den Täter natürlich festnehmen, aber Dr. Marlow hat auch ein Interesse daran, dass dieser von der Bildfläche verschwindet – aber das bitte tot. Gereon spürt nun sehr heftig, dass die Nähe zu dem Gangsterboss für ihn gefährlich ist. Da er Charly aber immer aus solchen Geschichten rausgehalten hat, kann er nun auch nicht offen mit ihr reden. Er verhält sich wieder einmal wie immer, wenn’s schwierig wird: Er duckt sich weg. Aber das Problem ist da und muss gelöst werden.

Wieder einmal gelingt es Volker Kutscher perfekt, uns diese bedrückende Zeit nahe zu bringen. Von Buch zu Buch wird es bedrückender und mit dem Wissen von heute geht es einem beim Lesen besonders nah. Trotzdem fesselt diese Geschichte und versetzt einen in ein Wechselbad der Gefühle. Dennoch bin ich schon sehr auf den nächsten Band gespannt.
Ein packender Krimi in einer dunklen Zeit.

Drittes Reich im Weichspülgang

Inzwischen ist Gereon Raths sechster Fall bei Kiepenheuer & Witsch erschienen: „Lunapark“. Historische Krimis sind en Vogue und ein solch renommierter Verlagsname wie Kiepenheuer & Witsch müsste eigentlich für gute Qualität bürgen. In diesem Fall leider nicht.

Inzwischen befinden wir uns im Jahr 1934. Die Nationalsozialisten haben in Deutschland die Macht ergriffen und Kommissar Rath sitzt zwischen allen Stühlen: SA, Staatspolizei und sogar seine eigene Frau Charly kochen alle ihr eigenes Süppchen. Unter der Eisenbahnbrücke an der Liesenstraße in Berlin, unter einer unvollendeten kommunistischen Parole, liegt die übel zugerichtete Leiche eines bekannten SA-Mannes. Kommissar Rath trifft auf seinen früheren Kollegen Reinhold Gräf, der für die Geheime Staatspolizei arbeitet. Gräf geht vom politischen Mord aus. Rath hingegen entdeckt Verbindungen zum zerschlagenen Ringverein Nordpiraten, der kriminelle Machenschaften getarnt fortsetzt – unter dem Schutzmantel der SA. Als ein zweiter SA-Mann erschlagen aufgefunden wird, deutet alles auf eine Mordserie hin. Rath klärt, welche Rolle Unterweltboss Johann Marlow (Erzfeind der Nordpiraten) spielt. Die Lage wird brisant, denn Raths Frau Charly gerät in SA-Haft, und der Kommissar wird in einen Strudel sich überschlagender Ereignisse gezogen.

Was vielversprechend klingt, hält leider keineswegs, was es verspricht. Kutscher liefert mit „Lunapark“ ein Porträt des Dritten Reichs im Weichspülgang. Die Kombination von Kriminalroman und historischem Roman gelingt in diesem Fall nicht. Zwar sind die historischen Fakten konzise rekonstruiert, aber Spannung will an keiner Stelle des Buchs aufkommen. Und so plätschert der Roman weich und seicht vor sich hin – ganz im Gegensatz zum historisch behandelten Gegenstand. Das kann nicht gutgehen und wird der schrecklichen Jahre des Nationalsozialismus und deren Opfer in keiner Weise gerecht. Bleibt zu hoffen, dass „Lunapark“ den Abschluss der Reihe um Rath darstellt oder aber die Folgebände eine starke Steigerung erfahren.