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Marie spiegelt sich

Der zweite Fall für Willa Stark. Kriminalroman
Buch
Broschiert, 280 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

395602074X

ISBN-13: 

9783956020742

Auflage: 

1 (24.09.2015)

Preis: 

13,90 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 2.054.529
Amazon Bestellnummer (ASIN): 395602074X

Beschreibung von Bücher.de: 

Winter in Köln: Marie ist dreizehn, Marie liebt ihren Stoffbären und Marie schreibt gern. Sie erwacht in einem kalten Raum, dessen einziges Fenster zugemauert ist. Ihr Aufbäumen, ihr Widerstand, ihre Fluchtversuche scheitern und schließlich bleiben nur Durst und Kälte und Angst.

Maries Schule in Köln-Brück ist der letzte Ort, an dem sie gesehen wurde.

Die Kripo Köln sucht fieberhaft, die Mutter verzweifelt und Willa Stark muss tief graben, um die Hoffnung am Leben zu halten.

Doch auch die Zeit der jungen Grazer Polizistin läuft ab und als die Suche nach Marie scheitert, sich alte wie neue Spuren im Schnee verlieren, helfen nur noch Mut und Waghalsigkeit.

Kriminetz-Rezensionen

Wer ist ES? Was hat ES vor?

Mitten in den Pubertät befindet sich Marie. Voller widersprüchlicher Gefühle und dem ersten verliebten Blicken zu ihm, ihrem Schwarm. Alle ihren Gedanken und Gefühle hält Marie in ihrem medialen Tagebuch fest, unter dem Namen „Marie spiegelt sich“.

Ihre Mutter ist geschieden. Sie müssen sich in ihrem neuen Zuhause zurecht finden, während der Vater mit seiner Neuen im Haus wohnt. Maries Mutter Dorothea versucht, Job und Kind gerecht zu werden. Daher kommt sie wieder mal zu spät, um Marie von der Schule abzuholen. Marie ist nicht da!

ES hat sie überlistet und mitgenommen. Was hat ES mit ihr vor?

Überaus spannend fand ich als Leser die Fragen „Wer ist ES?“, „Was hat ES vor?“ und „Welche Motivation hat ES?“.

Die Autorin Isabella Archan beschreibt authentisch die Gedanken und Gefühle des Teenagers Marie und überaus geheimnisvoll ES. Daher konnte ich als Leser das Buch kaum aus der Hand legen. Durch Perspektivenwechsel, z. B. zwischen ES, Marie und Willa bleibt die Spannung gleichbleibend hoch. Die Nebencharaktere Jonas, Tom und ein Mädchen mit Down-Syndrom werden so gut in die Geschichte mit eingewoben, dass ich mir als Leser ein genaues Bild von ihnen machen konnte. Besonders gut gefiel mir diesmal der Charakter des Tom Röttgen, der harte Ermittler und gefühlvolle Kollege.

Isabella Archan bereitete mir eine Gänsehaut durch Aussagen, wie z.B. „süße Mutti“ und die Beschreibungen von kleinen Begebenheiten in der Nachbarschaft, sowie anderen „wie klein die Welt doch ist“-Begebenheiten: ES läuft dem Vater ihres ersten Opfers über dem Weg. Die Vorstellung, dass die netten Nachbarn auch eine andere Seite haben könnten, fand ich gruselig.

Die Hauptprotagonistin Willa, die ich schon aus „Helene geht baden“ kannte, kommt diesmal erst recht spät ins Geschehen. Sie wirkt diesmal etwas mehr im Hintergrund und ist zurückhaltender.

Gerne möchte ich einen weiteren Krimi mit „Fräu Ösi“ lesen und ihren Werdegang, ob in Köln oder Österreich, verfolgen. Denn die Autorin schafft es, mich zu fesseln und zu überraschen. Ihre Charaktere sind immer wieder interessant und einzigartig. Weiter so!

Hochspannung mit Gänsehaut

Ein Mädchen verschwindet, einige Stunden später wird es tot an einem Parkweiher aufgefunden. Sie ist an Herzversagen gestorben, aber wo war sie die letzten Stunden ihres Lebens und woher stammen die Verletzungen? Da es auf diese Fragen keine Antworten gibt, wird der Fall als Unfall zu den Akten gelegt.

Fünf Jahre später: Marie verschwindet aus ihrer Schule. Alles deutet auf eine Entführung hin, Willa Stark und ihre Kollegin sehen eine Parallele zu dem Fall aus der Vergangenheit, besonders da sich die beiden Mädchen sehr ähneln.

Der Kriminalroman wird auf mehreren Ebenen erzählt, aus der Sicht des Kindes, aus der Sicht von „ES“, dem Entführer, der bewusst als Neutrum geschildert wird und dessen Geschlecht lange Zeit nicht feststeht, und aus der Perspektive von Willa, der Polizeibeamtin aus Graz, die durch ein europäisches Austauschprogramm in Köln ermittelt.

Alle drei Ebenen sind spannend und eindrücklich. Wie Isabella Archan in die Seele der pubertierenden Marie schlüpft und ihre Gedankenwelt auslotet, ist grandios. Maries Aufbegehren gegen die Gefangenschaft, ihre durch Drogen herbeigeführten Zwiegespräche mit ihrem Eisbären, ihrem Lieblingskuscheltier, gehen dem Leser unter die Haut. Bis zu den Nebenfiguren hin, sind alle Personen lebensecht und toll geschildert. Es gibt keinen Abschnitt in diesem Buch, der langatmig oder nebensächlich wäre. Auch die Begegnungen mit „ES“, dessen Identität sich nur langsam dem Leser erschließt , machen Gänsehaut. Grade diese Taktik, die Identität von „ES“ so lange offen zu lassen und welche Beweggründe hinter den Entführungen steckt, steigern die Spannung bis zum Ende.

Die Sprache gefällt mir. Jedes Wort, jeder Satz passt. Isabella Archan findet auch für jede Persönlichkeit den richtigen Ton und stellt sie vielschichtig und ohne zu werten da. Die Figuren wirken dadurch sehr echt, wie aus dem Leben abgeschaut. Wenn sie die Konflikte der alleinerziehenden Mutter und ihrer Tochter Marie thematisiert, ertappt man sich automatisch beim Kopfnicken. Auch was nicht verarbeiteter Verlust und Traumata mit den Menschen anrichten, habe ich kaum einmal so berührend gelesen.

Im ersten Buch der Autorin war die Ermittlerin Willa Stark noch viel mehr im Mittelpunkt. Ich habe dieses Mal über lange Zeit das sympathische Fräulein Ösi vermisst. Der Fokus liegt in diesem Buch mehr bei Opfern und Täter und nicht so sehr auf der Ermittlungsarbeit um Willa und dem Polizeiteam. Damit wird das Buch zu etwas Neuem und nicht zu einem Folgeband. Man muss deshalb nicht unbedingt den ersten Band kennen, aber ich denke, jeder Leser wird nun das erste Buch lesen wollen.