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Der Mordfall Franziska Spiegel

Krimi
Buch
Taschenbuch, 240 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

386532570X

ISBN-13: 

9783865325709

Erscheinungsdatum: 

31.10.2016

Preis: 

13,00 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 1.103.978
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Beschreibung von Bücher.de: 

August 1948: Kriminalinspektor Zöllner schlägt eine alte Akte auf - den Fall der Jüdin Franziska Spiegel, der nie aufgeklärt wurde. Zwei SS-Männer sollen sie wenige Monate vor Kriegsende im Hücker holz bei Spenge erschossen haben. Er will die Täter finden. Während der Zeit des Nationalsozia lismus musste Zöllner seinen Beruf als Polizist aufgeben. Nun trifft er überall auf alte Nazis, auch unter seinen neuen Kollegen. Aber Zöllner bleibt hartnäckig und ermittelt weiter. Als noch ein Mord geschieht, weiß Zöllner, dass er auf der richtigen Spur ist. Schließlich dringt er zu den Tätern vor, aber eine Mauer des Schweigens schützt sie. Eindringlich und mit historischer Genauigkeit beschreibt Norbert Sahrhage den Umgang mit der national sozialistischen Vergangenheit in der Nachkriegszeit. Der Roman beruht auf einer wahren Begebenheit.

Kriminetz-Rezensionen

Ungesühnt

Franziska Spiegel, geborene Goldschmidt, eine Jüdin, lebt zurückgezogen mit Mann Gottfried und Sohn Rolf in Westfalen. Es ist der Familie bisher gelungen, die Mutter vor dem Zugriff der Nazis zu beschützen. Bis ein übereifriger Ortsgruppenleiter Franziska bei der SS denunziert und ihr Schicksal besiegelt. Am 4. November 1944 wird sie von SS-Leuten in einem nahegelegenen Waldstück erschossen.

Der Dorfpfarrer verweigert dem verzweifelten Witwer eine Beerdigung, mit Hilfe eines Bauern bekommt Franziska ein vorläufiges Grab am Waldrand.

Nach Kriegsende versucht Gottfried Spiegel, die Mörder zur Verantwortung zu ziehen. Allein Kriminalpolizist Zöllner ist an einer echten Aufklärung interessiert, aber er stößt auf eine Mauer des Schweigens und Desinteresse. Zöllner selbst hatte unter dem Regime zu leiden und erst nach dem Krieg wieder als Polizist arbeiten können. Er geht allen Spuren nach, auch wenn er von seinen Vorgesetzten ausgebremst wird. Zeugen schweigen, werden eingeschüchtert und verschwinden, die Verantwortlichen leben längst wieder in gesicherten Verhältnissen und haben schon kurz nach der Entnazifizierung ihren Einfluss wieder gewonnen.

Man kann dieses Buch, das auf einer wahren, dokumentierten Begebenheit basiert, nicht lesen, ohne in einen Gefühlsstrudel gezogen zu werden. Entsetzen wechselt sich mit Wut ab.

Wütend wurde ich auf die Gleichgültigkeit der amtlichen Stellen, bei denen schon längst wieder die alten Seilschaften der Nazis das Sagen haben. Kaum jemand ist bereit, sich der Vergangenheit zu stellen, es wird abgewiegelt und gebremst. Die karge, emotionslose Sprache, die Norbert Sahrhage für diesen wichtigen Roman gewählt hat, macht die Ungeheuerlichkeit der Vorgänge noch schockierender. Die Form bringt mir die Unmenschlichkeit des Nazi-Regimes und vor allem das willfährige Verhalten der Bevölkerung näher, als es eine trockene Dokumentation oder ein Geschichtsbuch könnte.

Ich halte das Buch für eine Pflichtlektüre vor allem auch für jüngere Leser, die keine Gelegenheit mehr haben, mit Augenzeugen oder Betroffenen zu sprechen.

Heute steht ein Gedenkstein an der Stelle, wo Franziska Spiegel ermordet wurde und die Gemeinde gedenkt ihr mit einem Straßennamen, eine kleine Geste der jetzigen Generation, wo die vorherige so bitter versagt hat.

Wo bleibt die Gerechtigkeit?

Im August 1944 wird die Jüdin Franziska Spiegel ermordet. Es sind Zeiten, in denen keiner ein Interesse hat, den Mord an einer Jüdin zu klären.

Vier Jahre später tritt Gernot Zöllner wieder seinen Dienst an und bekommt den Fall Spiegel auf den Tisch. Er will die Täter ausfindig machen und kniet sich mächtig in die Sache hinein. Aber es gestaltet sich schwierig, denn bei seinen Befragungen trifft er auf altes Nazis, die nicht daran denken, den Mund aufzumachen. Während des Krieges stramm linientreu, geben sie sich jetzt als Opfer. Mit diesen Einstellungen kommt Zöllner gar nicht zurecht, denn seine jüdische Frau ist vor vielen Jahren mit ihren Eltern nach England geflohen. Als er den Tätern näher kommt, geschieht ein Mord.

Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit. Der Schreibstil ist nüchtern und distanziert, was sehr gut zu diesem Fall passt. Die Ermittlungen sind sehr spannend. Es ist bedrückend, wie sich die alten Seilschaften wieder in ihren Positionen breit machen, immer nach dem Motto „wie sollen wir sonst wieder alles ans Laufen kriegen“. Zöllner will den Fall klären, wahrscheinlich weil er auch persönlich betroffen ist. Aber ich denke, dass er schon immer ein guter Ermittler war, dem die Gerechtigkeit sehr wichtig ist. Alle Personen wurden gut und authentisch beschrieben.

Am Ende zweifelt man daran, dass es wirklich gerecht zugeht. Ein empfehlenswertes Buch.