Dennis Lehane zählt zu den ganz großen kontemporären amerikanischen Erzählern. Er wurde mehrfach ausgezeichnet und seine Bücher werden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die Zahl der verkauften Bücher geht in die Millionen und die Verfilmung des hier besprochenen Romans wurde mit zwei Oscars prämiert. Sein Roman Mystic River ist inzwischen in die Jahre gekommen, hat aber nichts von seiner Brillanz eingebüßt. Die von Sky Nonhoff im Diogenes Verlag herausgegebene hervorragende Übersetzung zeigt all die wunderbaren Facetten auf, die Lehane als Erzähler ausmachen. Zahlreiche Einflüsse von berühmten irischen und amerikanischen Erzählern sind herauszulesen. Beispielhaft seien William Faulkner und Liam O’Flaherty genannt. Und so ist Mystic River in erster Linie mehr ein großartiger Roman denn ein Krimi. Aber die darin verpackte Kriminalgeschichte erfüllt dennoch die Genrekriterien. Nur dass hier das Verbrechen dermaßen poetisch verpackt ist, dass der Leser von der Schönheit des Stils und der Frage nach der Aufklärung des Mordes gleichermaßen gefesselt ist. Und das passiert in der Kriminalliteratur dann doch eher selten.

Zur Story. Die ungleichen Freunde Sean, Jimmy und Dave wachsen in Boston auf. Während Sean und Jimmy bereits im Kindesalter Alphatiere sind, ist der aus sozial schwachen Verhältnissen stammende Dave eher gehemmt und zurückhaltend. Während die drei Jungs spielen, wird Dave von zwei Pädophilen, die sich als Polizisten ausgeben, entführt und missbraucht. Nach vier Tagen kann er sich befreien und kehrt zurück. Während Sean Polizist wird, gerät Jimmy auf die schiefe Bahn, fängt sich aber schließlich und führt neben seiner Familie einen kleinen Laden. Dave hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, von denen er seine Frau und sein Kind mehr schlecht als recht ernähren kann. Dann wird Jimmys Tochter Katie ermordet. Während Jimmy auf grausame Rache sinnt, muss sich Sean als Mordermittler auf die Suche nach dem Täter machen. Und plötzlich gerät der alte Freund aus Jugendtagen in beider Visier. Was hat Dave mit Katies Tod zu tun? Handelt es sich um eine offene Rechnung aus Jugendtagen, die nun beglichen wurde? Um eine Frage von Schuld und Sühne? Und schließlich nehmen die Dinge ihren unerbittlichen Lauf und aus den drei ehemaligen Freunden werden erbitterte Feinde …

Lehanes Mystic River ist ein literarischer Hochgenuss, der zudem noch ein Höchstmaß an Spannung verspricht. Ein Muss für ambitionierte Fans gehobener Kriminalliteratur!