Tatort Krankenhaus
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Opfer der Profitgier im Gesundheitssystem. 21000 getötete Patienten pro Jahr?
Wenn nicht der Mensch - als Patient und als Pflegender - im Mittelpunkt des Gesundheitssystems steht, sondern Profit, Apparate und Pharmazeutika, dann wird das Gesundheitssystem zur Gefahr. Die Folge: Gestresste Pfleger und Ärzte, Unzufriedenheit, Behandlungsfehler und eine zunehmende Resignation. Einige Mitarbeiter reagieren gewalttätig auf ihre Überforderung. Tausende Patienten bezahlen das mit ihrem Leben.
Professor Karl H. Beine und Jeanne Turczynski decken einen Skandal von ungeheurem Ausmaß auf.
Die bisher bekannten Mordserien in Kliniken und Heimen sind nur die Spitze des Eisberges. Viel häufiger als bisher vermutet werden Patienten in Kliniken und alte Menschen in Pflegeheimen zu Opfern. Die Zahl der Tötungen geht in die Tausende. Karl H. Beine, Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Witten/Herdecke und Jeanne Turczynski, Wissenschaftsredakteurin des Bayerischen Rundfunks, decken einen Skandal von ungeheurem Ausmaß auf.
Die Profitinteressen von Klinikbetreibern, Pharmaindustrie und Apparateherstellern haben aus Patienten "Kunden" und aus Pflegern und Ärzten "Leistungserbringer" gemacht.
Gefahr für Leib und Leben erwächst aus diesem inhumanen System, wenn die zwischenmenschliche Beziehung von Alten und Patienten zu Schwestern, Pflegern und Ärzten zum Geschäftskontakt verkümmert. Die Kranken sind in ihrem Leben bedroht, wenn mit weniger Personal, das zunehmend unter Druck steht, immer mehr Bedürftige versorgt werden müssen. Tausende Heimbewohner und Klinikpatienten bezahlen dafür mit ihrem Leben. Das ist das schockierende Ergebnis einer bislang unveröffentlichten Studie, für die Professor Karl H. Beine mehr als 5000 Beschäftigte in Gesundheitsberufen befragen konnte. Wie dramatisch die Lage ist und was sich - auch politisch! - ändern muss, beschreibt er zusammen mit Jeanne Turczynski in diesem Buch.
Tatort Krankenhaus
Es ist ein erschreckendes Bild, welches das Autorenduo Karl H. Beine (Medizinprofessor und Chefarzt) und Jeanne Turczynski (Wissenschaftsredakteurin) von deutschen Krankenhäusern zeichnen. Und man wünscht sich, möglichst lange gesund zu bleiben und dann, wenn man gehen muss, denn das müssen wir wohl alle irgendwann einmal, es dann schnell gehen möge, ohne der Willkür hoffnungslos überforderten, von Kennzahlen gegängelten Personals ausgesetzt zu sein. Da ist in „Tatort Krankenhaus“ von Medikamenten-Verwechslungen die Rede, von Nachlässigkeiten und mangelnder offener Kommunikation. Zu Beginn wird an einem ausführlichen Fallbeispiel exemplifiziert, was die Autoren mit ihrem Buch „Tatort Krankenhaus“ aussagen wollen. Es wird der Fall eines Pflegers vorgestellt, der mehrfach im Krankenhaus getötet hat und das nicht etwa aus Mitleid, wie man versucht sein könnte zu vermuten, um qualvolle Leidenszeiten zu verkürzen. Einige Fälle wurden nur aufgrund der Hartnäckigkeit von Angehörigen aufgeklärt (S. 27). Der Pfleger habe lange „an seiner psychischen Belastungsgrenze agiert“ (S. 39). Die Geschichte um den Pfleger zeigt laut der Autoren, „dass ein Krankenhaus der ideale Ort ist, um Menschen zu töten.“ (S. 55)
Die Gesundheitsreform des Jahres 2000 habe die Ökonomie in Verbindung mit Krankenhäusern zur Leitkategorie gemacht. Krankenhäuser werden als Medizinfabriken dargestellt, die rentabel arbeiten müssen. Das Patientenwohl, das eigentlich im Vordergrund stehen sollte, stünde nicht immer im Einklang mit den wirtschaftlichen Zielvorgaben. Viele angeführte Beispiele aus Kliniken bestärken beim Leser den Wunsch, möglichst für immer gesund zu bleiben, vor allem bei Kapitel 4: „Mord in der Klinik“. Demnach seien es seit 1970 elf aufgedeckte Tötungsserien in Krankenhäusern im deutschen Sprachraum. Wie es so weit kommen konnte, wird ausführlich dargelegt.
Im „Plädoyer für eine Systemkorrektur“ werden Vorschläge entwickelt, deren Umsetzung man sich beim Lesen nur dringend wünschen kann. Man kann nur hoffen, dass sie Gehör finden, denn die Probleme, die auf unsere Gesellschaft zukommen, werden durch den demografischen Wandel nicht einfacher. Muss eingestanden werden: „Die „Vermarktung“ des Gesundheitswesens war ein Fehler“? (S. 217) Das Autorenduo fordert eine Individualisierung von Medizin und Pflege. Ein Ausblick nach Schweden zeigt, dass es machbar ist.
Zum Ende wird die Frage gestellt, weshalb es Medikamente gibt, deren Dosis 100.000 Euro kostet und weshalb solche Preise durchgesetzt werden können. „Die Politik ist verpflichtet, Klartext zu reden.“ (S. 226)
Als Patient wundert man sich ohnehin bezüglich des Auseinanderklaffens der Schere zwischen immensen Kosten, hohen Krankenversicherungsbeiträgen einerseits und Verdienstmöglichkeiten und zu wenig Personal in Kliniken andererseits. Respekt gebührt all jenen, deren Arbeitsalltag sich unter den von dem Autorenduo geschilderten Umständen gestaltet und die trotzdem Mitmenschlichkeit in ihre Arbeit einbringen und sich von den vorgegebenen Umständen nicht zerreiben lassen.
Dem Buch ist ein ausführliches Quellen- und Literaturverzeichnis beigefügt. Möge es in die richtigen Hände gelangen! Denn dass sich dringend etwas ändern muss, steht außer Frage.