10.02.2017: Lesung mit Marcus Imbsweiler in der Buchhandlung Schmitt & Hahn, Heidelberg

Foto: © Carmen Vicari

Ich war mal wieder unterwegs. Wo? Natürlich in Heidelberg. Mein Weg führte mich dieses Mal zum anderen Ende der Altstadt. Dorthin, wo derzeit viele Baustellen toben, das Durchkommen eine Glückssache ist und man froh ist, wenn man einen Parkplatz findet.

Doch was verschlug mich in die Altstadt? Eine Lesung – natürlich. Aber von wem? Marcus Imbsweiler sollte aus seinem neusten Buch vorlesen. Dieses Mal nicht aus einem Max-Koller-Krimi. Ging auch nicht, denn Privatdetektiv Max Koller wurde nach 8 Bänden in „Rente“ geschickt. Also um was ging es bei dem neuen Buch? Um das herauszufinden, war ich unterwegs. Eines wusste ich jedoch, es sollte ein Osterkrimi sein. Im Februar!

Die Buchhandlung Schmitt & Hahn lud zu dieser Lesung ein. Im hinteren Bereich der Buchhandlung standen mehrere Stühle bereit und es waren schon viele Zuhörer anwesend. Letztlich lauschten Marcus Imbsweiler 26 Zuhörer, wobei hier auch Mitarbeiter der Buchhandlung mitgezählt wurden.

Im Vorfeld gab es etwas zu trinken (Weißwein oder Wasser) und eine Knusperbretzel.

Viertel nach acht ging es los. Eine Mitarbeiterin der Buchhandlung begrüßte die Zuhörer und präsentierte die Überraschung des Abends: passend zum Buch spendierte die Buchhandlung ein kleines Gläschen mit Eierlikör.

Der Autor übernahm das Wort und erzählte kurz, wie es zu dem Buch kam. Seine Reihe um Max Koller wurde beendet, aber dennoch hört man dann nicht einfach auf zu schreiben. Also musste etwas Neues her. Ein Einzelroman? Zu einem speziellen Anlass? Weihnachten, vielleicht? Marcus Imbsweiler betrieb eine Feldstudie und musste ernüchtert feststellen, dass es Weihnachtskrimis bereits genügend gibt. Was also dann? Das nächste Fest im Jahresverlauf wäre – Ostern! Warum also nicht einen Osterkrimi schreiben. Ein kurzer Überblick genügte Marcus Imbsweiler, um sicher zu gehen, dass hier wohl eine kleine Marktlücke existieren würde, die er zu füllen gedenkt.

Der Titel „Ei mit Schuss“ wirkt auf den ersten Blick etwas unglücklich, strotzt aber nur so von Doppeldeutigkeit. Warum? Das sollten die Anwesenden im Laufe des Abends noch erfahren.
„Alles beginnt mit einem Osterhasen.“

Und damit begann Marcus Imbsweiler zu lesen. Seine warme, volle Stimme füllte den Raum. Ruhe breitete sich aus, Spannung baute sich auf, jedoch suchte Marcus Imbsweiler immer wieder den Kontakt zum Publikum, versuchte einen Dialog aufzubauen und die Anwesenden nicht abzuschotten, sondern im Gegenteil einzubinden.

Sehr lebendig spielte er nicht nur die männlichen, sondern auch die weiblichen Parts überzeugend und aktiv. Man hatte das Gefühl, man ist nicht auf einer ruhigen Lesung, sondern in einem lockeren Theaterstück, kein trockener Krimi sondern vielmehr eine Krimikomödie. Es wurde gelacht, die Stimmung war gelöst, aber dennoch konzentriert.

Nach den ersten Seiten unterbrach Marcus Imbsweiler kurz, um einige Worte zur Familie Torgau zu verlieren, um die es in diesem Roman geht. Familie Torgau ist im Besitz einer Schokoladenfabrik und stellt seit Jahren erfolgreich Schokoladenprodukte her. Der Autor erklärte kurz, dass er diesen Hintergrund einer realen Begebenheit anlehnte. So existierte vor am Ende des Bärenbachtals bis in die 1970er Jahre tatsächlich eine Schokoladenfabrik (Schokoladenfabrik „Haaf“). Ein regionaler Bezug seiner Geschichte war damit gegeben. Untermauert wurde dies noch durch die Namenswahl, die der Autor als typisch für den Heidelberger Raum ansah.

Für die Anwesenden gab der Autor als nächstes einen kleinen Figurenüberblick, so dass man im Anschluss weiter der Geschichte lauschen konnte und mit den ganzen Figuren keine Probleme hatte. Die Geschichte wurde immer weiter vorangetrieben, bis plötzlich … ja, … bis plötzlich der Erzähler ohnmächtig wurde. Nach etwa einer Stunde lag der Erzähler bewußtlos am Boden und die Geschichte geriet ins Stocken. Was nun?

Eine Mitarbeiterin der Buchhandlung bat um Verständnis, man habe den Autor informiert, er würde sich der Sache sogleich annehmen. Der Autor erschien, konnte aber seinen Erzähler auch nicht wieder erwecken. Er selbst wollte den Part des Erzählers auf keinen Fall übernehmen und so ging es eine Weile hin und her, Möglichkeiten wurden ausgelotet und das Publikum kicherte und lachte.

Sehr zu aller Freude fand sich dann ein Freiwilliger – der Sohn der Familie Torgau sprang als Erzähler ein, durfte kurz weiterberichten, aber nur so lange, bis der Autor das Publikum endgültig verwirrt hatte. Hier endete die Lesung. Natürlich nicht ohne einen gewissen Protest aus den Zuschauerrängen.

Marcus Imbsweiler forderte zur Fragerunde auf, stellte selbst Fragen, suchte auch hier wieder den Dialog und beantwortete dabei nicht nur Fragen zum aktuellen Buch, sondern auch zu den anderen, bereits erschienenen Büchern von ihm.

Kurz nach halb zehn löste sich die Runde auf. Einige Bücher durfte der Autor noch signieren und dann machte sich jeder auf den Heimweg. Es war ein sehr unterhaltsamer und vor allem gelungener Abend, bei dem ich am Ende wusste, sollte wieder mal eine Lesung von Marcus Imbsweiler in der Buchhandlung Schmitt & Hahn stattfinden, bin ich mit dabei.

Still ist es in der Altstadt um diese Zeit, doch so ganz alleine ist man dennoch nicht. Mich begleitete ein Buch mit nach Hause, mit einem Osterhasen ... und das im Februar!

Foto: © Carmen Vicari
Autor mit Eierlikör. Foto: © Carmen Vicari
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Erzähler ohnmächtig - Autor entsetzt. Foto: © Carmen Vicari
Tassilo Torgau übernimmt den Erzählpart. Foto: © Carmen Vicari