20.01.2017 – 4. Kriminacht in Wallstadt mit Lilo Beil und Claudia Schmid

Ulrich Wellhöfer, Claudia Schmid, Carmen Vicari, Lilo Beil

Kultur im Rathaus – unter diesem Oberbegriff fand in diesem Jahr die bereits 4. Kriminacht im Rathaus in Mannheim-Wallstadt statt. Mit von der Partie waren die Krimiautorinnen Lilo Beil und Claudia Schmid. Gelesen werden sollte aus der im Wellhöfer Verlag erschienen Anthologie „Blutworschtblues“.

Bereits im vergangenen November konnte ich zwei der mitwirkenden Autoren der Anthologie live erleben. Nun folgten die nächsten zwei. Claudia Schmid ist mir schon altbekannt. Als Autorin hat sie bereits sechs Bücher veröffentlicht und dazu noch etwa 40 Kurzgeschichten verfasst, die man in verschiedenen Anthologien, vorwiegend aus dem Wellhöfer Verlag, findet.

Aber auch Lilo Beil sagte mir, zumindest dem Namen nach etwas. Denn auch sie ist in vielen Anthologien aus dem Wellhöfer Verlag vertreten und ich war daher gespannt, die Autorin endlich einmal auch persönlich kennenlernen zu können.

Das Rathaus war schnell gefunden und auch der Saal, welcher sich im ersten Stock befindet. Gleich nach dem Betreten des Raumes wurde man mit einem gut gefüllten Büchertisch empfangen. Für Buchliebhaber eine schwierige Hürde. Aber ich blieb standhaft und suchte mir zuerst einen Platz. Es waren schon einige Gäste anwesend, so dass eine schöne und gutbesuchte Veranstaltung werden sollte. Dank der Anwesenheit des Wellhöfer Verlages, von dem auch der Büchertisch gestellt wurde, war die Veranstaltung kostenfrei. Lediglich für die Bücher und die Getränke musste man etwas bezahlen.

Neben dem Büchertisch fand sich ein weiterer Tisch mit Getränken und kleinen Häppchen. Häppchen, die thematisch gut zu der Anthologie passten – Blutwurst, Leberwurst und Frischkäse. Mit viel Liebe und Mühe von den Damen des Rathauses zubereitet.

Es herrschte bereits im Vorfeld eine angenehme, ruhige, entspannte, aber auch fröhliche Stimmung. Man kam schnell mit anderen ins Gespräch. Aber auch in der Pause oder am Ende der Veranstaltung blieb die Stimmung gleich, man fühlte sich einfach wohl.

Punkt 20 Uhr ging es los. Die Veranstalter begrüßten die rund 40 anwesenden Gäste, erläuterten kurz den Hintergrund zu „Kultur im Rathaus“ und dass es bereits die 4. Kriminacht wäre, die sie veranstalten würden – ein Ende wäre nicht in Sicht.

Es folgte eine kurze Begrüßung durch Ulrich Wellhöfer, dem Geschäftsführer des Wellhöfer Verlages und schon konnte es mit der Lesung losgehen.

Als erste las Lilo Beil ihre Kurzgeschichte „Zuckerbrot (Butterbredle) “ (S. 83) vor. Dabei las sie nicht nur vor, sondern sie erzählte und erklärte dazwischen immer wieder etwas. Sprach vor allem mit viel Liebe von ihrem Enkel, an den sie bei dieser Geschichte immer denken müsse. Ihre Geschichten enthalten immer eine schöne Mischung aus Wahrheit und Fiktion.

Mit ihrer vollen und warmen Stimme zog Lilo die Zuhörer ebenso in ihren Bann wie mit ihrer offenen und sympathischen Art. Im Raum war es mucksmäuschenstill, als Lilo Beil ihre Protagonistin ein schwer gehütetes Geheimnis beichten lies.

„Eifersucht ist das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann.“ (S. 91)

Claudia Schmid durfte nach diesem Ausflug das Wort übernehmen und stellte den Anwesenden Albert Leberhack und vor allem Emil in „Alberts Lola “ (S. 71) vor. Mit ihrer bekannten Dynamik fesselte Claudia Schmid die Zuhörer nicht nur, sondern brachte sie zudem noch herzhaft zum Lachen.

Bevor es jedoch weiter ging, wurde eine kurze Pause gemacht. In dieser konnte man Bücher erwerben, sich mit den Autorinnen unterhalten, ein Häppchen essen oder trinken.

Um 21:15 Uhr ging es dann mit Lilo Beil und „Lottis Festmahl “ (S. 129) weiter. In dieser Geschichte ging es nicht nur um die berühmte Liselotte von der Pfalz und ihren Specksalat, man erfuhr auch, dass die Autorin eine Verehrerin ihrer Namensvetterin ist.

Die Geschichte war zwar auf der einen Seite sehr spannend und unterhaltsam, leider aber auch sehr appetitanregend. Konnte ich die ersten beiden Geschichten noch einfach so hinnehmen, knurrte mir spätestens jetzt der Magen. Das Besondere an dieser Anthologie ist nämlich, dass sie neben den Kurzkrimis auch zu den Geschichten passende Rezepte enthält. Leider werden die Gerichte manchmal äußerst appetitanregend in den Geschichten beschrieben, wie das hier nun der Fall war.

Bevor Claudia Schmid die letzte Geschichte des Abends vorlas, erklärte sie kurz, wann sie die Geschichte geschrieben habe. In der Nacht, als sie einmal früh erwachte und nicht mehr schlafen konnte, kam ihr die Inspiration dazu.

Zwar stellt die Geschichte „Familienglück“ (S. 147) eine spannende und vor allem unterhaltsame Familiengeschichte dar, jedoch kommt sie – glücklicherweise – ohne Tote aus und war für mich damit der perfekte Abschluss eines unterhaltsamen Krimiabends.

Lilo Beil rundete das Ganze sogar noch ab, indem sie ein Gedicht („Die Pralinenschachtel“, zu finden in ihrem Buch „Maikäfersommer“, S. 26) von ihrem verstorbenen Vater vortrug und so die Leute noch einmal zusätzlich zum Lachen brachte.

Eine Fragerunde gab es leider nicht, aber dennoch endete der Abend entspannt und man konnte mit den Autorinnen im Anschluss noch einmal kurz sprechen und sie um Signaturen bitten.

Es war ein schöner Abend gewesen, mit vielen Gesprächen, viel Neuem und zwei wunderbaren Autorinnen, die zwar auf der einen Seite Krimis schreiben, auf der anderen Seite aber auch bewiesen haben, dass sie sympathische und humorvolle Menschen sind, mit denen man sich gerne unterhält und die man bald wieder einmal – bei einer weiteren Lesung ? – treffen möchte. Durch den Lokalkolorit ihrer Geschichten, besteht daher eine große Chance, dass man sie bald mal wieder auf einer Lesung in der Region treffen wird.

Bei Claudia Schmid habe ich sogar schon das nächste Treffen (09.03.2017) fest eingeplant und freue mich schon auf die gemeinsame Bustour durch Mannheim, auf den Spuren von Mördern – denn …
Wer mordet schon in Mannheim?