7 Fragen an Jana Jürß

Das Foto zeigt die Schriftstellerin Jana Jürß. Foto: © Uwe Stalf

Jana Jürß wurde 1970 in Neustrelitz (Mecklenburg) geboren. Dort wuchs sie mit sechs Geschwistern auf. Im Jahr 1989 flüchtete sie über Ungarn/Österreich aus der DDR. Lange war sie im Bereich der Wirtschaftsinformatik tätig, aber auch als Fahrradverkäuferin, Bedienung in Lokalen, Fitnesstrainerin sowie in der Krankenpflege. Sie lebte u.a. in Nienburg, München und Stuttgart.
Sie verfasst u.a. Romane, Erzählungen, Essays, Dramen. Ihre Themen sind Deutsche Geschichte, aktuelle Zeitgeschichte, das Mitmachen, die „kleinen Leute“. Unter verschiedenen Pseudonymen schreibt sie Thriller. Sie ist Mitglied im PEN und im SYNDIKAT. Jana Jürß ist verheiratet und hat zwei Kinder

Für Kriminetz beantwortete Jana Jürß sieben Fragen.

Kriminetz: Du bist wenige Monate vor der Öffnung der innerdeutschen Grenze über Ungarn aus der DDR geflüchtet. Wo hat dich dann die Nachricht vom Fall der Mauer erreicht? Weißt du noch, was du gerade gemacht hast?

Jana Jürß: Ja, ich kann mich sehr gut erinnern. Mein damaliger Vermieter, ich lebte zur Untermiete, kam ganz aufgeregt zu mir und erzählte mir davon. Wir setzten uns dann gemeinsam vor den Fernseher und verfolgten das Geschehen in Berlin. Es war für alle mehr als bewegend. Und ich dachte immerzu: Wahnsinn, ich sehe meine Familie wieder!

Kriminetz: Wir waren kürzlich in Berlin und waren neben anderem am Mauerdenkmal East Side Gallery. Was gibst du deinen Kindern mit auf den Weg bezüglich deutsch-deutscher Geschichte?

Jana Jürß: Meine Kinder wachsen in einer sogenannten Ost/West-Familie auf. Wir alle sind sehr politisch und sie wissen bereits jetzt, wie wichtig die Geschichte für die Gegenwart und auch für die Zukunft ist. Ich hoffe, sie werden es mit in ihr Erwachsenenleben hinübernehmen und entsprechend danach leben.

Kriminetz: Wo holst du dir deine Inspiration zum Krimi-Schreiben?

Jana Jürß: Es sind oft Themen, die mich beschäftigen, mit denen ich mich auseinandersetzen will. Und der Rest kommt dann oft fast von allein …

Kriminetz: Schreibst du Ermittlerkrimis oder eher psychologische Krimis, in denen gezeigt wird, was jemand dazu bringt, einen Mord zu begehen?

Jana Jürß: Ich denke, so ganz trenne ich das nicht. Denn Verbrechen haben ihre Hintergründe, die zu erfragen sind, als auch die sind vielschichtig, die sich damit beschäftigen - die Ermittler und zwangsläufig die Opfer/Betroffenen. Ein Kriminalroman ist ja in der Regel kein Tatsachenbericht und für mich auch keine bloße Unterhaltung. Ich habe die Möglichkeit, verschiedene soziale Milieus anzusehen und kann auf diese Weise Menschen mit all ihren guten und weniger guten Eigenschaften, ihren Fragen und ihrem oft schwierigen Stand in der Gesellschaft einen Platz geben.

Kriminetz: Du stellst in einem Reiseführer 111 Orte vor, die man in Mecklenburg-Vorpommern gesehen haben muss. Verrätst du deinen Lieblingsort im Land der 1000 Seen?

Jana Jürß: Das kann ich leider nicht. Es gibt derer viele. Zu meinen Lieblingsorten gehören ohne Frage die „Ehemalige Landesirrenanstalt“ in Altstrelitz mit all ihren Geschichten und dem Geheimnisvollen, was sie noch heute umgibt, dann das Fallada-Haus in Carwitz (bei Feldberg), das ich seit Jahren immer wieder besuche sowie das wunderbare Orgelmuseum in Malchow, in dem der Gast selbst das Orgelspielen einmal ausprobieren kann

Kriminetz: Du lebst heute in Ostfriesland. Brauchst du die Nähe deines Wohnortes zum Wasser, um dich wohl zu fühlen?

Jana Jürß: Es ist nicht nur das Wasser, also die Nord- oder Ostsee, das ich brauche, um mich wohlfühlen zu können. Ich habe bereits in verschiedenen Regionen Deutschlands gelebt und gearbeitet, aber mich zieht es doch immer wieder in den Norden. Ich liebe die Weite - am liebsten ohne Grenzen - und ich fühle mich inmitten von Bergen schnell gefangen.

Kriminetz: Woran arbeitest du momentan?

Jana Jürß: Ich arbeite an einem Kriminalroman (erscheint im Frühjahr 2019), der in der Mecklenburgischen Seenplatte um meine Geburtsstadt Neustrelitz spielen wird. Es geht unter anderem um die Rückkehr in eine Stadt, die einmal Heimat war und die Auseinandersetzung mit dem Naturschutz und … mehr möchte ich noch nicht verraten. Mein aktueller Krimi „Ostseekiller“, der demnächst bei Gmeiner erscheint, spielt in Warnemünde und beschäftigt sich mit Familie, Heimat und Serienmord.

Kriminetz: Vielen Dank, Jana Jürß, für die Beantwortung der sieben Fragen!

Zur Website von Jana Jürß hier klicken