Criminale-Führung durch die Marburger Kasematten

Das Marburger Landgrafenschloss. Baubeginn: 13. Jahrhundert. © Jürgen Schmid, Kriminetz

Bei Nennung dieser Stadt denken Ärzte vermutlich an den „Marburger Bund“, historisch Interessierte an das „Marburger Religionsgespräch“, das im Jahre 1529 im Landgrafenschloss stattfand, KrimiautorInnen jedoch an die 30. Criminale des Syndikats! Hoch zum über der Stadt thronenden und schon von weitem sichtbaren Landgrafenschloss begaben sich Claudia Senghaas, Programmleiterin des Gmeiner-Verlags und Verleger Armin Gmeiner gemeinsam mit einer großen Anzahl Autorinnen und Autoren. Denn anlässlich der Jubiläumscriminale luden die beiden zu einer historischen Führung ein. Steil ging es bergan und manch einer aus der Schar kam ein wenig ins Schnaufen. Trotzdem war der Zuspruch so zahlreich, dass zwei Gruppen gebildet wurden.

Jürgen Hoffmann begleitete eine der beiden Führungen. Kasematte bedeutet Erdspalte oder Erdloch, so seine Erläuterung. Das Landgrafenschloss ist eine „Höhenburg“, die Kasematten sind unterirdisch angelegte Geschützstände. Drei der Anlagen sind erhalten, beziehungsweise erneuert worden. Auf dem Weg dorthin wurde den Gästen auch das Wunder der Heiligen Elisabeth näher gebracht. Ihr mit wenig Empathie ausgestatteter Gatte wollte ihre Armenspeisungen unterbinden. Als er ihr auf den Weg zu den Armen den Weg abschnitt, bargen sich unter dem Tuch in ihrem Korb jedoch Rosen satt Brot, so dass er ihn missmutig frei gab. Nicht annähernd so einfach waren die Angreifer der Burg zu überwinden, hier wurde mit Geschützen gearbeitet. Und die gab es zu bestaunen, nachdem in feuchte Tiefen hinab gestiegen wurde. Fledermäuse überwintern hier – an die 5000 Stück nisten sich in den Monaten November bis Februar für den Winterschlaf ein. Den Sommer verbringen sie an der Lahn.

Bereits im 14. Jahrhundert wurde das Landgrafenschloss mit einer Holzwasserleitung versorgt, die aber auch an exponierter Stelle für Angreifer lag, um das Schloss „auszutrocknen“. Im Jahr 1757 wurden eintausend französische Soldaten in Marburg stationiert, die die Bürger zu beherbergen und zu verköstigen hatten. Nach Sprengung der Kasematten wurden diese später neu gebaut. Geschossen wurde aus kleinen Luken, mit wenig Treffsicherheit. Die Munition lag als 6- und als 12-Pfünder zur Auswahl.

Der dickwandige Hexenturm wurde zur Verteidigung gebaut und zudem als Gefängnis genutzt. Vier Räume dienten als Zellen und fassten bis zu zwanzig Personen, darunter auch „Eisengefangene“ mit Fußfesseln. Heiterkeit breitete sich in der Runde aus, als die Programmleiterin nach dem Besuch des Hexenturmes den Verleger aus ihrem Blickfeld verlor. Zur allgemeinen Beruhigung wurde er aber rasch ausfindig gemacht.

Eine interessante Führung im Rahmen der Jubiläums-Criminale des Syndikats in Marburg. Ein herzlicher Dank an den Gmeiner-Verlag für den tollen Termin!

KrimiautorInnen auf dem Weg zum Landgrafenschloss. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Gästeführer Jürgen Hoffmann empfängt die Gäste und gibt Erläuterungen zum Schloss. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Die Sonne meint es gut mit den KrimiautorInnen und wärmt sie zwischen den Aufenthalten in feuchten Gemäuern immer wieder auf. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Eine der Marburger Kasematten. Im Winter schlafen hier Fledermäuse. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Eine Höhlenspinne benutzte die Kappe des Gästeführers als Fluchttaxi. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Der Criminale-Programmpunkt "Kasemattenführung" wurde sehr gut angenommen! Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Der Hexenturm. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Silvia Stolzenburg und Eva Almstädt mit Verleger Armin Gmeiner. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Die Nachfrage zur Kasematten-Führung war so groß, dass noch eine zweite Gruppe gebildet wurde. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Claudia Senghaas, Programmleiterin des Gmeiner-Verlags, hatte die Idee zu dieser außergewöhnlichen Führung. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz