Kopper geht. Lena bleibt.

Ulrike Folkerts beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Nach zwanzig Jahren verabschiedet sich „Kopper“ vom Ludwigshafener TATORT. Unzählige Male hat er gemeinsam mit Lena Odenthal ermittelt. Nun heißt es also Abschied nehmen von Andreas Hoppe in seiner Rolle als Mario Kopper. Lange Zeit lebten sie im Film gemeinsam in einer WG. Eines jedoch hatte das beliebte Duo nie: Eine Affäre miteinander. Das hat ihnen kein einziger Drehbuchautor und keine einzige Drehbuchautorin angedichtet. Ulrike Folkerts spielt seit 28 Jahren die Kommissarin und wird das auch weiterhin tun. Es war damals ein moderner Schritt, eine Rolle im TATORT mit einer zeitgemäßen Frauenfigur zu besetzen. Vorbei die Zeiten Zigarre schmauchender Kommissare, die ihren Dackel mit ins Büro brachten und auf die im trauten Heim ein liebevoll zubereitetes Essen wartete. TATORT spiegelt auch immer den Zeitgeist, und der wehte mit Lena Odenthal erfrischenden Wind in deutsche Wohnzimmer. Sie zeigte das zeitgemäße Bild einer Frau, die beruflich fest auf beiden Beinen steht.

In neueren Folgen, wie etwa Blackout nach dem Drehbuch von Eva und Volker Zahn, wurde neben anderen Facetten auch die verletzliche Lena gezeigt, die nach all den Jahren im Dienst ihren ganz eigenen Stil entwickelt hat. Zur Seite hat man ihr vor ein paar Folgen eine junge Kollegin gestellt, die ihr hin und wieder Fersengeld gibt, gespielt von Lisa Bitter.

In Begleitung von Schauspieler Jürgen Stahl, Produzent Nils Reinhardt, Redakteurin Katharina Duffner, Schauspielerin Marzia Tedeschi, Cutterin Isabelle Allgeier und Schauspieler Christoph Bautz kamen Lisa Bitter und Ulrike Folkerts zur Vorführung von „Kopper“, wie der Film schlicht heißt, auf die Bühne beim Festivalzelt 1 des deutschen Films auf der Ludwigshafener Parkinsel. Dabei verriet Ulrike Folkerts, dass sie ab Oktober „ohne Knarre“ im Nationaltheater Mannheim spielen wird im Stück Für immer schön.

Auch das macht den ganz besonderen Reiz dieses Festivals in Ludwigshafen aus: Während ich den Film sehe, sitzt Ulrike Folkerts drei Reihen vor mir. Wann sieht man schon einen TATORT gemeinsam mit der weiblichen Hauptfigur?

Die erste Einstellung des Films zeigt Sizilien. Wie sich herausstellt, liegen in einem Tunnel Fässer. Und ein Skelett. Derweil trifft Mario in Ludwigshafen auf seinen sizilianischen Jugendfreund Sandro, der mittlerweile Steuerberater ist. Als sie sich an einem Ludwigshafener Gemüsestand treffen, rollt eine Orange zu Boden. Sie verabreden sich in einer Bar, doch diese Begegnung kippt, als zwei Verfolger in die Bar kommen, Mario greift zur Waffe. Während er mit Sandro wegrennt, wird Lena zu einem Fall in die JVA Frankenthal hinzugezogen. Einem Kronzeugen (Christoph Bautz) wurden mit seinen Handtüchern eine Rasierklinge und ein Seil zugespielt. Ein Foto seiner Familie liegt bei. Der Mann wusste augenscheinlich, was daraufhin zu tun war.

Sandro verlangt von Mario, dass er ihm hilft, ins Zeugenschutzprogramm zu kommen, dann würde er sich als neuer Kronzeuge zur Verfügung stellen. Mario vertraut Sandro. Genau damit arbeitet die Mafia unter anderem: Mit dem Vertrauen von Freunden.

Petra Reski, die kürzlich ihren Kriminalroman „Bei aller Liebe“ veröffentlichte, sagt im Kriminetz-Interview: „Die Geldwäsche ist in Deutschland ein Kinderspiel, es gibt kaum Gesetze, die der Mafia Steine in den Weg legen, und die Deutschen halten die Mafia immer noch für eine Folklore: beste Vorraussetzungen für mafiose Geschäfte.“

Und genau darum geht es auch in „Kopper“. Eine „Straße des Todes“ führt von Sizilien nach Ludwigshafen und Mannheim. Hinter sauberen, bürgerlichen Fassaden verbergen sich Straftäter. Im Film wird mit Giftmüll zwei Mal verdient: Zu Beginn der 90er Jahre, als man ihn auf Sizilien illegal versorgte und heute, wenn er mit EU-Mitteln umweltgerecht entsorgt wird. Welche Rolle spielt der EU-Umweltkommissar Sattler bei dem Geschäft?

„Wer bist du wirklich?“, fragt Mario seinen alten Jugendfreund Sandro. „Alles hat sich geändert“, gibt dieser zur Antwort.

Der Oberstaatsanwalt versinkt inmitten eines Berges von Akten, die Öffentlichkeit ist mit Dieselskandal und Terrorgefahr beschäftigt. Lena und ihre Kollegin werden von der Mafia bedroht, die LKA-Beamtin (gespielt von Saskia Vester) erklärt lakonisch: „Noch töten die keine deutschen Polizisten.“

Die Kamera zeigt einmal mehr, wie toll das nächtliche Ludwigshafen sich zur Kulisse im TATORT eignet.

Und was wird aus Kopper? Wie wird er aus der Serie raus geschrieben? Das wird an dieser Stelle nicht verraten. Am Montag, 4. September, kommt Schauspieler Andreas Hoppe zur Vorführung des Films auf die Parkinsel: Festivalkinozelt 2, 21 Uhr. Zum Gesamtprogramm des Festivals des deutschen Films hier klicken.

Das Publikum, das die Film-Crew bereits zu Beginn freudig begrüßt hatte, war vom Ludwigshafener TATORT begeistert und zeigte dies mit langem Applaus. Im Anschluss an die Vorführung wurde ein Filmgespräch geführt. Ein Beitrag darüber ist hier zu lesen.

Drehbuch: Patrick Brunken, Regie: Roland Suso Richter, Kamera: Jürgen Carle, Christoph Schmitz, Schnitt: Isabelle Allgeier, Musik: Matthias Klein. Eine Produktion des SWR in Baden-Baden.

Sendetermin in der ARD: Sonntag, 7. Januar 2018, 20.15 Uhr

Die Film-Crew der TATORT-Folge "Kopper" im Kinozelt des Festivals des deutschen Films in Ludwigshafen. Foto © Jürgen Schmid, Kriminetz
Lisa Bitter spielt seit einigen Folgen im Ludwigshafener TATORT Lenas neue junge Kollegin. Foto © Jürgen Schmid, Kriminetz
Maria Tedeschi als Koppers sizilianische Freundin im Ludwigshafener TATORT. Foto © Jürgen Schmid, Kriminetz
Danielle Koch, Inhaberin der Casting-Agentur "Sensation Booking", besetzte die Kleindarsteller und Komparsen in "Kopper". Foto © Jürgen Schmid, Kriminetz