Kriminews aus Irland

Die irische Autorin Anna Heussaff

Irische Krimis sind in Deutschland seit einiger Zeit ja sehr beliebt, ich sage nur: Ken Bruen. Aber so unterschiedlich die irischen Krimis, die jetzt in deutscher Übersetzung vorliegen, auch sein mögen, eine Gemeinsamkeit haben sie. Alle sind sie ursprünglich auf Englisch geschrieben. Die Krimis, die in irischer Sprache verfasst sind, werden weiterhin ignoriert. Was ja skandalös ist und jedenfalls ein Grund, einen Blick auf eine irische Autorin zu werfen, die Krimis schreibt und in der irischen Presse als „Doyenne des Genres“ bezeichnet wird.

Doyenne klingt alt und ehrwürdig und ein bisschen nach Agatha Christie. Aber keine Angst, Anna Heussaff ist ganz und gar von heute. Sie hat bisher sechs Bücher veröffentlicht und mehrere Preise eingeheimst, aber nicht alle sechs Romane sind Krimis. In Anna Heussaffs Krimis ermittelt Aoife NicDhiarmada, die mit ihrem Mann eine einsam gelegene Pension in Westcork betreibt, wo sie immer für eine Woche organisierten Urlaub anbietet, also mit Wanderungen, Besuch bei lokalen Künstlern, Musik in der Kneipe, alles, was die Gegend zu bieten hat. Patrick kommt eigentlich aus Malawi, hatte aber eine irische Mutter, und damit sind allerlei Möglichkeiten für internationale Verwicklungen gegeben.

Im ersten Buch, “Buille Marfach” (“Tödlicher Schlag”) wird anfangs eine Besucherin in der Pension schwer verletzt aufgefunden, ihr Mann behauptet, genau zu wissen, wer das getan hat, aber der vermeintliche Täter wird nun seinerseits ermordet und kann es ohnehin nicht gewesen sein. Dass Patrick nun gerade jetzt in Familienangelegenheiten nach Malawi reisen muss, findet nun wiederum die Polizei seltsam. Und bis alles geklärt ist, erleben wir die phantastische Landschaft von Westcork mir ihrer gälischen Kultur, mit Lokalkolorit, irischen Gewohnheiten, Speis und Trank und Musik – und dann eben eine überzeugende Heldin.

Inzwischen gibt es einen weiteren Aoife-Krimi, „Scáil an Phriosún“ („Schatten des Gefängnisses“). Den ersten aber gibt es neuerdings in englischer Fassung, übersetzt vom Multitalent Anna Heussaff, die sich hier allerdings Anna Sweeney nennt. Das klingt einfach irischer als Heussaff, ein Name, den sie bretonischen Vorfahren verdankt. Um das englischsprachige Publikum nicht mit den irischen Namen zu verwirren, haben auch etliche Personen englischer klingende Namensvarianten bekommen: Aoife NicDhiamada heißt z.B. Nessa McDermot. Bleibt zu hoffen, dass sich bald ein deutscher Verlag für Anna Heussaffs Krimis findet und dass der die irischen Namen dann beibehält!

Die Krimis von Anna Heussaff sind erschienen im Verlag Cló Iar-Chonnacht, die englische ("Deadly Intent") von „Anna Sweeney“ bei Severn House.

http://www.irishwriters-online.com/heussaff-anna