Am 8. Dezember stellten Mitglieder des SYNDIKATs, der Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur, fiktive Verbrechen im Polizeipräsidium Mannheim vor. Normalerweise werden in L6 reale Verbrechen aufgeklärt. Aber im Rahmen einer Benefizveranstaltung zugunsten der Opferhilfsorganisation Weisser Ring e. V. ermittelten an diesem Abend literarische Figuren. In insgesamt zwanzig Städten fanden Lesungen zum Krimitag des Syndikats statt.
Der Hausherr persönlich, Polizeipräsident Thomas Köber, begrüßte in Uniform die Gäste im bis auf den letzten Stuhl gefüllten historischen Bezirksratssaal. Der Saal mit dem großen Spiegel an der Stirnseite bietet Platz für über einhundert Personen. Mit äußerst humorvollen Worten schilderte Polizeipräsident Thomas Köber die vorausgegangenen Überlegungen, an welchem Ort im Hause denn die Krimitagslesung stattfinden könne. Es hätte da sicherlich noch einige Ecken und Nischen in L6 gegeben, die sehr interessant gewesen wären! Zur Erleichterung nicht nur der anwesenden Autoren und Autorinnen fiel die Entscheidung dann aber doch auf den wunderschönen Saal, in dem früher der Bezirksrat tagte.
Kriminalhauptkommissar Thomas Habermehl, Leiter der Außenstelle des Weissen Rings e.V. in Mannheim, stellte die Opferhilfsorganisation vor. Für diese waren die Erlöse der Benefizveranstaltung bestimmt. Denn am Krimitag des Syndikats wird immer für einen guten Zweck gelesen.
Das Klingeln einiger nicht abgestellter Mobiltelefone erlosch schlagartig, als die Moderatorin des Abends dezent darauf hinwies, dass der Inhaber des nächsten klingelnden Handys in die Gewahrsamszelle gebeten würde.
Den Lesereigen eröffnete die große Dame der deutschen Kriminalliteratur, Ingrid Noll. Sie ist eine der erfolgreichsten deutschen Krimiautorinnen der Gegenwart. Ingrid Noll las aus ihrem neuesten Roman "Hab und Gier". Die Autorin erzählte, sie wohne mit ihrem Mann in der Nähe eines Friedhofes und habe sich zu dem Roman, in dem es um ein äußerst pikantes Anliegen geht, unter anderem von Inschriften auf den Grabsteinen inspirieren lassen, wobei sie einige zitierte wie etwa "Wanderer geh schnell vorüber, sonst steht sie auf und babbelt wieder." Wolfgang Burger stellte den neuesten Fall seines erfolgreichen Heidelberger Kommissars Alexander Gerlach vor und beantwortete zum hörbaren Vergnügen des Publikums die Frage, was ein Autor macht, wenn "seine" Polizeidienststelle in der Realität mit einer anderen zusammengelegt wird.
In der Pause schenkten ehrenamtliche Helfer des Weissen Rings e. V. Getränke aus und wie bei Anlässen in der Kurpfalz üblich gab es zum Sekt Brezeln. Claudia Schmid, die ihre KollegInnen jeweils vorstellte, las nach der Pause aus "Mannheimer Todesmess", in dem Kriminalkommissarin Melanie Härter im Falle eines Mordes auf der Mannemer Mess ermittelt. Der Mannheimer Autor Walter Landin las erstmals am Dienstort seines Kommissars Leo Lauer. Im Band "Mordsherbst" wird in einer Feudenheimer Kirche ein Toter gefunden. Harald Schneider beendete den Lesereigen mit einer humorvollen Lesung aus "Tote Beete", in dem der salatscheue Rainer Palzki bei der Landesgartenschau ermittelt.
Mannheims älteste Buchhandlung (seit 1775) Bücher Bender unterstützte die Lesung durch die Übernahme des Vorverkaufs und der Bereitstellung eines Büchertisches, an dem signiert wurde, bis die Stifte glühten.
Der Erlös des Abends, der in voller Höhe dem Weissen Ring zugute kommt, beträgt 1393,10 €.
Informationen zur Opferhilfsorganisation Weisser Ring e. V.
Link zum Artikel von Carolin Beez über die Lesung im Rheinneckarblog