Neuntöter

Erik T. Hansen (links) und Astrid Ule schreiben als »Ule Hansen«. Foto: © Lünebuch

Am 30.10.2016 wurde im Bier- und Eventhaus Krone in Lüneburg der Thriller »Neuntöter« von Ule Hansen vorgestellt.

Im tollen mittelalterlichen Ambiente und bei viel Kerzenschein startete der Abend mit einem Whiskey für das Publikum. Diesen hatte der Amerikaner Erik T. Hansen einfliegen lassen.

Hinter Ule Hansen verbirgt sich nämlich das Autorenduo Astrid Ule und Erik T. Hansen. Gemeinsam haben beide schon Sachbücher geschrieben. Nun ist ihr erster Thriller, der eigentlich ein Frauenroman werden sollte, erschienen.

Drei Leichen werden am Potsdamer Platz gefunden. Sie sehen aus wie Kokons und baumeln hoch oben in einem Baugerüst hinter einer falschen Hausfassade. Tagtäglich laufen dutzende Menschen an dieser Fassade vorbei. Emma Carow ist Fallanalytikerin und soll ein Täterprofil erstellen. Dabei wird sie gerade selber von ihrer Vergangenheit eingeholt. Ihr Peiniger ist aus dem Gefängnis frei gekommen und hat über seine Tat ein Buch veröffentlicht. Das hilft Emma ganz und gar nicht, an ihrer eigenen Sozialkompetenz zu arbeiten, dabei wäre das sehr hilfreich in der Zusammenarbeit mit ihren Kollegen. Emma erkannte bei der Erstellung ihres Profils, das es noch mehr Opfer geben wird. Denn der Täter ist auf der Suche nach der perfekten Familie.

Das Autorenduo lernte sich in Berlin kennen. Ausführlich erzählte Erik T. Hansen von ihrer ersten Begegnung in einer Kneipe vor 10 Jahren. Der Amerikaner hatte in Berlin einen Freund mit dem er es spaßig fand, sich gegenseitig »Charlie« zu nennen. Eines Abends waren nur noch Astrid und eine Freundin in einer Kneipe als die beiden Jungs dazu stießen. Frech setzten sich die beiden Männer an den Tisch der Mädchen, obwohl die Kneipe ansonsten leer war. Erik T. Hansen schaffte es an diesem Abend nicht, die Telefonnummer von Astrid Ule zu erhalten, aber er fand heraus auf welcher Halloweenparty sie sich am folgenden Wochenende aufhielte. Seine Geschichte passte er nach manchem strengen Blick von Astrid Ule an die wahren Begebenheiten an, sehr zur Unterhaltung des Publikums.

Seit dieser Party gehen beide gemeinsam durchs Leben und schreiben zusammen. Erik T. Hansen hatte auch gleich einen Tipp für das gemeinsame Schreiben: »Anschreien! Von Morgens bis Abends anschreien!« Das sorgte für Lacher, schließlich erwartete das Publikum die Auflösung in Form von »du schreibst die Morde und ich schreibe die Szenen in denen ermittelt wird« oder »du schreibst Kapitel 1 bis 5 und ich den Rest« oder anderen friedlichen Absprachen. Nein, das Motto von Ule Hansen ist: Anschreien bis einer sich durchsetzt. Schließlich sind Kompromisse nur Kompromisse und das merkt ein guter Leser.
Daher ist aus dem Frauenroman mit der Hauptprotagonistin Emma Carow ja auch ein Thriller geworden. Emma ist Männern gegenüber sehr skeptisch und vorsichtig, aber im Beruf steht sie mit beiden Beinen auf dem Boden und das sehr erfolgreich. Kein Typ für einen Roman.

An vielen Stellen ist das Buch sehr grausam, düster und verheimlicht nichts. Schließlich geht es hier um die Taten eines Psychopathen. Erik T. Hansen hat auch gleich die Statistik zur Hand, wie viele Psychopathen im Publikum sind und dass gerade Menschen in Führungspositionen dazu neigen, welche zu werden. Er hatte ein interessantes Beispiel erzählt, von einem Wissenschaftler, der Gehirne von Psychopathen nach bestimmten Auffälligkeiten untersuchte und dabei mit Schrecken feststellte, dass sein eigenes Gehirn diese Auffälligkeiten auch aufwies. Bei Nachforschungen stellte er fest, dass es in der Vergangenheit in seiner Familiengeschichte tatsächlich Mörder gegeben hatte.

Nach so viel Gerede über Psychopathen waren die Lesepassagen, die die Autoren vorlasen, von der harmlosen Sorte. Hier hätte die ein oder andere brenzlige oder ungeschmückte Stelle der Spannung einen gehörigen Aufschwung gegeben.

Zum Abschluss kam das im Buch erwähnte Klebeband zum Einsatz. Einer Dame aus dem Publikum wurden die Hände vor dem Bauch gefesselt und sie sollte sich befreien. Erik T. Hansen verriet, mit welchem Trick jeder sich aus dieser Lage befreien kann.

Mit diesem Wissen ging der unterhaltsame Abend zu Ende. Es hätte etwas mehr „thriller“ sein dürfen an diesem Abend.

Erik T. Hansen verriet, wie man sich von Klebeband befreit. Foto: © Lünebuch