Robert Menasse erhält den Deutschen Buchpreis 2017

Der Schriftsteller Robert Menasse erhielt den Deutschen Buchpreis 2017. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Der österreichische Schriftsteller Robert Menasse erhält für seinen Europa-Roman Die Hauptstadt (Suhrkamp) den Deutschen Buchpreis 2017. Mit ihm auf der Shortlist standen Gerhard Falkner, Franzobel, Thomas Lehr, Marion Poschmann und Sasha Marianna Salzmann.

So lautet die Begründung der Jury: „Das Humane ist immer erstrebenswert, niemals zuverlässig gegeben: Dass dies auch auf die Europäische Union zutrifft, das zeigt Robert Menasse mit seinem Roman ‚Die Hauptstadt‘ auf eindringliche Weise. Dramaturgisch gekonnt gräbt er leichthändig in den Tiefenschichten jener Welt, die wir die unsere nennen. Und macht unter anderem unmissverständlich klar: Die Ökonomie allein, sie wird uns keine friedliche Zukunft sichern können. Die, die dieses Friedensprojekt Europa unterhöhlen, sie sitzen unter uns – ‚die anderen‘, das sind nicht selten wir selbst. Mit ‚Die Hauptstadt‘ ist der Anspruch verwirklicht, den Robert Menasse an sich selbst gestellt hat: Zeitgenossenschaft ist darin literarisch so realisiert, dass sich Zeitgenossen im Werk wiedererkennen und Nachgeborene diese Zeit besser verstehen werden.“

Im Roman geht es um eine Beamtin in der Generaldirektion Kultur der Europäischen Kommission, die den Referenten Martin Susman beauftragt, eine Idee zu entwickeln, um das Image der Kommission aufzupolieren.
David de Vriend dämmert in einem Altenheim gegenüber dem Brüsseler Friedhof seinem Tod entgegen. Er war als Kind von einem Deportationszug gesprungen, der seine Eltern in den Tod führte. Nun soll er das bezeugen, was er grade dabei ist, zu vergessen. Auch Kommissar Brunfaut steht vor einer schwierigen Aufgabe. Er muss aus politischen Gründen einen Mordfall auf sich beruhen lassen, zu dem die Akten unauffindbar sind.
***In Bälde wird es eine Rezension zu „Die Hauptstadt“ auf Kriminetz geben.***

Robert Menasse, geboren 1954 in Wien, ist seit den 1970er-Jahren schriftstellerisch tätig und hat seither zahlreiche belletristische Texte und Essays veröffentlicht. Der Deutsche Buchpreis wird von der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung vergeben. Der Gewinner erhält ein Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro.

Die anderen 5 Finalisten bekommen jeweils 2500 Euro:
Gerhard Falkner: Romeo oder Julia (Berlin Verlag, September 2017)
Franzobel: Das Floß der Medusa (Paul Zsolnay, Januar 2017)
Thomas Lehr: Schlafende Sonne (Carl Hanser, August 2017)
Marion Poschmann: Die Kieferninseln (Suhrkamp, September 2017)
Sasha Marianna Salzmann: Außer sich (Suhrkamp, September 2017)

Der Jury für den Deutschen Buchpreis 2017 gehören an:
Katja Gasser (Österreichischer Rundfunk)
Silke Behl (Radio Bremen)
Mara Delius („Die Welt“)
Christian Dunker (Autorenbuchhandlung, Berlin)
Maria Gazzetti (Casa di Goethe)
Tobias Lehmkuhl (freier Kritiker)
Lothar Schröder („Rheinische Post“)