Sensibel, Unbeherrscht, Durchgeknallt – Marthaler at his Best!

Hauptkommissar Robert Marthaler (Matthias Koeberlin) ermittelt in Frankfurt in einem Fall, der lange in die Vergangenheit zurückreicht. Foto: © ZDF/Hans-Joachim Pfeiffer

Gestern Abend zu später Stunde auf dem Festival des deutschen Films in Ludwigshafen: Zwei Motorradräder rasen über die Leinwand. Sie verfolgen einen Kunsttransporter des Städlmuseums, stoppen ihn und die Fahrer eröffnen das Feuer aus Maschinenpistolen. Als Kommissar Marthaler (Matthias Koeberlin) am Tatort eintrifft, bietet sich ihm eine verheerende Lage: Ein Wachmann ist tot, einer schwer verletzt, ein wertvolles Bild von Paul Klee entwendet. Und das Schlimmste: Mit in dem Transporter war als Kuratorin auch seine schwangere Freundin und sie ist ebenfalls schwer verletzt.

Und genauso spannend wie der neue »Kommissar Marthaler« mit dem Titel »Engel des Todes«, der gestern auf dem Festival des deutschen Films Weltpremiere hatte, beginnt, geht dieser – man kann nicht anders als ihn so zu nennen - Thriller weiter. Obwohl Marthaler gar nicht in diesem Fall ermitteln dürfte, weil er ja persönlich betroffen ist, macht er voller Wut auf die Täter weiter und geht nicht gerade zimperlich mit den von ihm verdächtigten Personen um. Denn im Krankenhaus kann er seiner Freundin ohnehin nicht helfen. Von einem Journalisten (Andreas Hoppe) bekommt er einen Tipp. Doch kurz vor seinem Treffen mit einem kleinkriminellen Kunsthändler, wird dieser überfallen. Seine letzten Worte sind: „Die Bilder“ und „Rosenherz“.

Marthaler Situation wird immer verfahrener. Denn nun gerät er auch noch unter Verdacht, den Kunsthändler ermordet zu haben. Sein Chef suspendiert ihn vom Dienst und untersagt schließlich sogar allen Kollegen den Kontakt zu ihm. Trotzdem lässt sich Marthaler nicht davon abhalten, die Ermittlungen in dem Fall Rosenherz, einem Prostituiertenmord aus den 1970er Jahren, wieder aufzunehmen, weil er an einen Zusammenhang mit dem aktuellen Fall glaubt.

Der ganze Film hat zeichnet sich durch einen extremen Spannungsbogen aus. Ständig tauchen neue Aspekte und Personen auf, die Szenen sind kurz und schnell, die Schnittfrequenz sehr hoch. Weitere Actionszenen, z.B. eine Schießerei in einem Supermarkt, folgen. Marthaler handelt immer extremer und verrennt sich in seine Theorie. Ein wirklich spannender Thriller, der die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers erfordert.

»Engel des Todes« ist nun schon der vierte »Kommissar Marthaler«, der unter der Regie von Lancelot von Naso für das ZDF produziert wurde. Alle Vorlagen stammen aus der Feder des Schriftstellers Jan Seghers und wurden von Lancelot von Naso und Kai-Uwe Hasenheit für das Fernsehen aufbereitet.

Wie Regisseur Lancelot von Naso an diesem Film besonders spannend fand, war, dass der Protagonist Marthaler in diesem Film wie ein angeschossenes Tier, das einfach durchdreht, Amok läuft, erzählte er dem Publikum im anschließenden Filmgespräch. Ihm gefiele die Idee, dass Marthaler in dieser Geschichte Gefahr läuft, sich total zu verrennen und am Ende selbst im Knast zu landen. Zwar habe er auch in den anderen Filmen versucht, den Kommissar immer an seine Grenzen zu führen, aber in diesem Film sei er deutlich über seine Grenzen hinaus geschickt worden.

Die ZDF-Redakteurin Anja Helmling-Grob freute sich besonders darüber, dass dem ZDF mit diesem »Kommissar Marthaler« ein junger und dynamischer und actionreicher Film gelungen ist.

Die Fans von Kommissar Marthaler können sich übrigens freuen: Wie Producerin Judith Fülle verriet, wird es noch mindestens zwei weitere Folgen dieser Reihe geben! Für die nächste Folge – basierend auf dem fünften Roman von Jan Seghers (»Die Sterntaler-Verschwörung«) – werde von derzeit von Lancelot von Naso und Kai-Uwe Hasenheit bereits das Drehbuch entwickelt. Und auch die sechste Folge sei schon im Planung. Da dafür allerdings noch die Vorlage von Jan Seghers fehle, werde dafür aber wahrscheinlich ein Original-Drehbuch entstehen, aus dem dann anschließend ein Roman entwickelt werden könnte.

Regisseur Lancelot von Naso stellte in Ludwigshafen den neuen »Kommissar Marthaler« vor. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Filmgespräch mit: Judith Fülle (Producerin), Anja Helmling-Grob (Redaktion ZDF), Lancelot von Naso (Regisseur), Rüdiger Suchsland (Moderator). Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz