Sieben Fragen an Ann-Kathrin Schwarz und Jan Frederic Wielpütz

Das Foto zeigt das erfolgreiche Autorenduo Anne Weiss und Stefan Bonner. Foto: © Nancy Ebert

Ann-Kathrin Schwarz und Jan Frederic Wielpütz leiten gemeinsam die Bastei Lübbe Academy, eine professionelle Schreibschule für angehende AutorInnen. Die beiden wissen, wovon sie reden, denn sie machen noch etwas mit großem Erfolg zusammen: Als Autorenduo Anne Weiss und Stefan Bonner haben sie unter anderem den Spiegel-Bestseller Generation Doof geschrieben und arbeiten derzeit an ihrem neuen Buch mit dem Titel Betamännchen, das im September 2014 erscheint. Natürlich gibt es an der Bastei Lübbe Academy auch Kurse, wie man erfolgreich Krimis und Thriller schreibt, werden doch im Hause so bekannte deutsche Autoren wie etwa Sebastian Fitzek, Eva Almstädt und Andreas Eschbach verlegt – und natürlich ausländische Thrillerautoren wie Dan Brown, Cody McFadyen und Ken Follett.
Ann-Kathrin Schwarz studierte Anglistik, Germanistik und Kulturwissenschaften, Jan Frederic Wielpütz Anglistik, Germanistik und Neue Geschichte. Beide waren langjährig als Verlagslektoren tätig.

Für Kriminetz beantworteten die beiden sieben Fragen.

Kriminetz: Welche Überlegungen haben zur Gründung der Bastei Lübbe Academy geführt?

Jan Frederic Wielpütz: Bastei Lübbe ist ein Verlag, der seit seinen Anfangstagen Stoffe verlegt, die gemeinsam mit Autoren entwickelt werden: Im Romanheftbereich stammen die Serien- und Reihenexposés aus dem Verlag, die Folgen entstehen als Auftragsarbeiten. Dieses Konzept führen wir derzeit im digitalen Bereich weiter: Bei Bastei Entertainment entstehen eine Fülle von Stoffen, die wir international vermarkten. Für die Umsetzung suchen die Kollegen neue Autorinnen und Autoren. Aus dieser Lage heraus ist die Idee für die Bastei Lübbe Academy entstanden.

Kriminetz: Für einige Ihrer Kurse gibt es ein Auswahlverfahren und die Bewerber müssen sich mit Texten für die Kurse bewerben. Wieso kann man sich nicht einfach dazu anmelden?

Ann-Kathrin Schwarz: Wir haben festgestellt, dass die Teilnehmer in den Kursen viele Fragen zu den Grundlagen von Dramaturgie, Genre-Einordnung und Verlagsarbeit stellen. Daher bieten wir jetzt mehr Einsteigerkurse und Werkstätten an, in denen der Fokus auf Einordnung und Ausrichtung des eigenen Projektes gelegt wird. Wir bieten nur noch wenige Kurse mit Auswahlverfahren an – wie zum Beispiel das Seminar „Pageturner“ zum Thema Spannung mit Andreas Eschbach –, in denen es intensiv darum geht, Fortgeschrittene zu schulen. In allen Workshops ist aber die Arbeit am eigenen Manuskript und das Feedback von Profis ein wichtiger Part, der von den Teilnehmern sehr positiv beurteilt wird.

Kriminetz: Kann Ihrer Meinung nach wirklich jeder Romane schreiben lernen? Es gibt sicher Zeitgenossen, die sich als resistent erweisen?

Ann-Kathrin Schwarz: Es gibt gewisse Regeln der Dramaturgie, die man auch dann kennen sollte, wenn man sie brechen will. Wie bei anderen Dingen, Musik, Sport oder bildende Kunst, gibt es Menschen, denen es leichter fällt als anderen, Ideen zu entwickeln oder sich auszudrücken. Wer etwas wirklich erlernen will, dem wird es auch gelingen, sich dies in dem für ihn möglichen Rahmen anzueignen – er wird vielleicht kein Bestsellerautor, aber er kann seine Fähigkeiten erweitern und das für ihn passende Ziel erreichen. Immerhin gibt es auch viele Autoren, die Schreiben als Hobby betrachten und nicht als Broterwerb.

Kriminetz: Die Namen der Kursleiter Ihrer Academy lesen sich wie ein Ausschnitt aus dem Who-is-who deutscher Bestsellerautoren. Nach welchen Kriterien erteilen Sie Ihren Dozenten die Lizenz zum Lehren?

Ann-Kathrin Schwarz: Viele unserer Teilnehmer möchten gern erfahren, wie sie als Autoren mehr Leser erreichen. Wer könnte Ihnen also besser Tipps geben und ihnen Erkenntnisse übers Schreiben vermitteln als jemand, der als Autor erfolgreich ist? Und natürlich ist uns wichtig, dass die Dozenten nicht den Nimbus des Elfenbeinturms mitbringen, sondern ihr Wissen praktisch und theoretisch anschaulich vermitteln können. Die meisten Autoren, die wir für unsere Kurse anfragen, haben zuvor schon viele Schreibseminare gegeben – wie Eva Völler, Michael Peinkofer oder Mario Giordano.

Kriminetz: Was zeichnet einen hervorragenden Spannungsroman aus?

Jan Frederic Wielpütz: Die Dramaturgie muss stimmen, der Autor sollte – wie in jedem Genre - das Handwerk beherrschen und Techniken wie Cliffhanger oder Spannungsaufbau kennen. Es genügt nicht, eine gute Idee zu haben, sie muss auch originell umgesetzt sein. Serienkillerromane gibt es zum Beispiel viele, aber erst dann, wenn ich es schaffe, dass sich mein Leser mit der Hauptfigur, dem Ermittler (oder, wie im Fall des Romans „Der Experte“ von Mark Allen Smith, mit einem Folterer!), identifiziert, habe ich meine Leser in der Tasche. Sprachliche Qualität ist vorausgesetzt. Es geht darum, dass ich einem Genre, in dem es viel Konkurrenz gibt, noch eine neue Note hinzufüge – eine gute Grundstory (Ermittler jagt Mörder) auf eine etwas andere Art erzähle, damit der Leser den Nervenkitzel spürt.

Kriminetz: Öffnet sich durch die Teilnahme an einem Ihrer Seminare die Tür zum Bastei-Lübbe-Lektorat einen Spalt?

Jan Frederic Wielpütz: Ganz klar: Der Kurspreis ist keine Eintrittskarte für den Verlag und auch keine Veröffentlichungsgarantie. Die können wir nicht geben, denn das Prüfen der Manuskripte und die Aufnahme ins Programm erfolgt immer noch durch das Lektorat. Dennoch erhält man bei uns einen Einblick hinter sonst meist verschlossene Türen und wir können aus der eigenen Erfahrung heraus alle Fragen beantworten, die sich ein Autor zum Veröffentlichen stellt. Das intensive Feedback zu den Projekten und Ideen in den Kursen zeigt den Teilnehmern, wo noch an Stellschrauben gedreht werden muss und ist damit auch eine erste Einschätzung Ihres Romanprojekts. Wenn uns ein Talent besonders auffällt, dann sprechen wir denjenigen natürlich an und ermuntern zur Einsendung von Exposé und Leseprobe. Auf diese Weise ist bereits nicht nur ein Buchvertrag zustande gekommen, sondern wir haben auch Autoren für unsere digitalen Serien und Reihen gewonnen wie Cotton Reloaded oder Horror Factory. Außerdem sind in den Kursen acht Teilnehmer von uns für die Bastei Lübbe Masterclass gescoutet worden, in der sie kostenfrei lernen, wie sie eine Folge für eine bestehende Reihe oder Serie schreiben – und in der sie auch ein eigenes Buchprojekt mit Feedback der Mentoren weiterverfolgen. Es ist, wie gesagt, kein garantierter Türöffner, aber dennoch eine Chance.

Kriminetz: Die Kurse Ihrer Academy sind, wenn man sie etwa mit denen der Bundesakademie in Wolfenbüttel, die ebenfalls Weiterbildungen für Schriftsteller anbietet, vergleicht, nicht billig. Wie rechtfertigen sich diese Preise?

Ann-Kathrin Schwarz: Viele Kurse zum Kreativen Schreiben sind vom Staat gefördert. Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen, da ist das nicht in dem Maße möglich: Die Chance, einen Verlag von innen zu sehen und Erfahrungen aus der unmittelbaren Praxis zu erhalten, hat damit ihren Preis. Dieser ist, wenn man die Raummiete, das Honorar für namhafte und erfahrene Dozenten, die Abteilungs- und Materialkosten rechnet, nicht wirklich hoch. Zudem sind in unseren Seminaren neben dem Dozenten meist auch Lektoren aus dem Verlag anwesend. Wenn man sich nicht geförderte Seminare zu anderen Themengebieten ansieht, dann liegen unsere Preise eher im unteren Bereich. Dennoch ist es eine Investition für die Teilnehmer, das ist uns bewusst, denn auf der anderen Seite steht für den Teilnehmenden ja nicht gleich ein Ertrag. Hier ist die Frage, die sich jeder stellen muss: Ist mein Werdegang als Autor mir das wert, will ich mich weiterentwickeln – und ist die Academy das passende Angebot für mich? Übrigens akzeptieren wir Bildungsschecks und bieten Rabatte für Frühbucher, Studenten, Schüler und Kollegen aus dem Buchhandel an.

Vielen Dank, Ann-Kathrin Schwarz und Jan Frederic Wielpütz, für die Beantwortung der Fragen.

Zur Website der Bastei Lübbe Academy und zur Autorenwebsite von Anne Weiss und Stefan Bonner