Sieben Fragen an Benjamin Cors

Benjamin Cors hat bei dtv den Kriminalroman "Strandgut" veröffentlicht. Foto: © Monika Werneke.

Benjamin Cors ist politischer Fernsehjournalist und hat viele Jahre für die ARD Tagesschau, die ARD Tagesthemen und den Weltspiegel berichtet. Heute arbeitet er als landespolitischer Korrespondent für den SWR. Der Deutsch-Franzose hat die Sommer seiner Kindheit in der Normandie verbracht, dort wo auch sein Kriminalroman Strandgut handelt.

Für Kriminetz beantwortete Benjamin Cors sieben Fragen.

Kriminetz: Als Journalist halten Sie sich an knallharte Fakten, als Autor Ihres soeben bei dtv erschienenen Kriminalromanes genießen Sie die Freiheit der Fiktion. Wie war das für Sie, bei der Arbeit der Fantasie freien Raum zu lassen?

Benjamin Cors: Für mich steht am Anfang immer das Erzählen einer Geschichte, ganz simpel. Im Journalismus bilden die Fakten den Rahmen, den man nicht sprengen darf. Bei „Strandgut“ konnte ich – mehr oder weniger – frei erfinden, das war eine große Freude, plötzlich geht beim Erzählen fast alles. Ich habe die erste Phase, das Finden der Geschichte, immer als besonders spannend empfunden – weil ich erstmal kreativ sein kann, ohne mich einzuschränken. Bei mir waren das vor allem Spaziergänge. Der Rahmen ist beim Roman nur die Handlung und beim Krimi kommen auch noch Spannung und Logik dazu.

Kriminetz: Wie kam Nicolas Guerlain in Ihr Leben? Trat er in einem Café in der Normandie an Ihren Tisch?

Benjamin Cors: Leider steht mein Café, der „Heimathafen“, nicht in der Normandie, sondern in Wiesbaden, was aber auch toll ist. Nicolas ist nicht der Typ, der fremde Menschen im Café ansprechen würde, er sitzt eher in der Ecke und beobachtet, während im Hintergrund Musik läuft. Er muss entdeckt werden, erst sieht man ihn nicht richtig, dann ein bisschen mehr, bis er schließlich Gestalt annimmt. Ich glaube, es war eher ich, der sich an seinen Tisch gesetzt hat und ihn gefragt hat, ob ich seine Geschichte erzählen dürfte. Mir hat die Melancholie in seinem Blick gefallen.

Kriminetz: Spielen Sie selbst im Casino? Oder halten Sie sich dort lediglich zu Recherche-Zwecken auf?

Benjamin Cors: Da ich Glück in der Liebe habe, gehe ich einfach mal vom Pech im Spiel aus. Ich mag aber die Atmosphäre, die leichte Erhabenheit, das Besondere an solchen Orten. Eigentlich brauchte ich das Casino vor allem als guten Startpunkt, der eine Stimmung vorgibt, die durch „Strandgut“ durchgezogen wird. Das Mondäne ist leicht verblichen, die Party ein bisschen vorbei, auch wenn keiner es wahrhaben will.

Kriminetz: Sie haben viel Lebenszeit in der Normandie verbracht. Was war das ungewöhnlichste Strandgut, welches Sie jemals fanden?

Benjamin Cors: Nicht das ungewöhnlichste, aber das am schwersten zu findende „Strandgut“ waren die kleinen Krabben, die ich mit meinem Großvater aus dem Schlick gezogen habe. Wir standen mit olivfarbenen Regenhosen bis zur Hüfte im Wasser und schoben kleine Netze, Kescher, über den Boden, solange bis sich die kleinen Crevetten darin verfingen. Die gab es dann später mit Baguette und Butter. In „Strandgut“ finden zwei kleine Jungs etwas anderes, aber ich bin mir sicher, dass sie ansonsten mit ihrem Großvater auf Krabbenfang gehen.

Kriminetz: Was passiert am Feierabend im Hause Cors: Fernseher oder Streaming im Internet?

Benjamin Cors: Zuerst mal passieren vor allem zwei kleine Mädchen, die jeden Streaming-Dienst in den Schatten stellen! Und dann kommt es darauf an, welcher Feierabend gerade dran ist. Nach dem Tag im Sender kommt derzeit das Schreiben, ich sitze dann abends unterm Dach und tippe die Müdigkeit weg, was nicht immer funktioniert. Was TV oder Streaming betrifft, ich bin natürlich und tatschlich großer Fan der öffentlich-Rechtlichen – und ab und zu huschen dann doch „House of Cards“ oder „Breaking Bad“ über den Schirm….

Kriminetz: Wenn Sie etwas aus der Normandie an Ihren deutschen Wohnort transferieren könnten, worauf fiele die Entscheidung?

Benjamin Cors: Das Licht. Dieses Ockerfarbene, das am Himmel hängt und das besonders schön ist, wenn ein kalter Wind weht. Es gibt ein Foto von Angela Merkel und Nicola Sarkozy, in Deauville vor einigen Jahren. Sie spazieren über den Strand, dahinter ist alles ockerfarben und sandverweht. Dieses Foto hat mich auf die Idee mit dem Gipfel gebracht – und dieses Licht würde ich mit hierher nehmen.

Kriminetz: Wird Ihr Personenschützer erneut ermitteln? Arbeiten Sie an seinem nächsten Fall?

Benjamin Cors: Nicolas Guerlain ist ja kein klassischer Ermittler und „Strandgut“ kein klassischer Regionalkrimi. Die Herausforderung ist, einen Kriminalfall zu entwickeln, in den Nicolas und sein Beruf reinpassen. Und da bin ich gerade dran, der Nachfolgeband ist fast fertig und es funktioniert alles glaube ich ganz gut. Ich sitze jedenfalls gerade wieder in meinem Café und wenn ich richtig sehe, sitzt er dahinten in der Ecke. Ich geh mal fragen, ob ich seine neue Geschichte erzählen darf. Sie ist echt spannend…

Vielen Dank, Benjamin Cors, für die Beantwortung der sieben Fragen.

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