Sieben Fragen an Doris Gercke

Die Schriftstellerin Doris Gercke bei der Buchmesse in Frankfurt 2016. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Doris Gercke, geboren 1937 in Greifswald, studierte Rechtswissenschaften und lebt in Hamburg. Die Schriftstellerin schuf die legendäre Ermittlerfigur "Bella Block", die eine große Leserschaft begeistert. Doris Gerckes Krimis locken ein breites Publikum nicht nur vor die Bücher, sondern auch vor die Fernsehbildschirme. 1991 erhielt sie den Schwedischen Krimipreis (International) für: Du skrattade, du ska dö. Skriftställarna, Lund 1991 (dt.: Weinschröter, du musst hängen. Edition Galgenberg, Hamburg 1988) und im Jahr 2000 den Glauser Ehrenpreis der Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren — Syndikat für das „Gesamtschaffen einer Person im Dienste des deutschen Krimis".

Im Haymon-Verlag sind mit Milenas Verlangen und Beringers Auftrag die ersten beiden Kriminalromane um Milena Prohaska als Taschenbücher erschienen und im September 2016 der neue Milena-Prohaska-Krimi Wo es wehtut.

Für Kriminetz beantwortete Doris Gercke sieben Fragen.

Kriminetz: Milena Prohaskas Lebenslauf ist voller Bruchstellen. Trotzdem hat sie nie aufgegeben.
Liegt einer der Gründe Ihres schriftstellerischen Erfolges darin, dass Sie mit Ihren starken Frauen-Figuren Identifikationspotential bieten?

Doris Gercke: Ich bin sicher, dass es am Anfang meiner Arbeit als Schriftstellerin, ich begann 1988 zu veröffentlichen, so gewesen ist. Die Frauenbewegung war am Ende, die Wünsche der Frauen nach einem selbstbestimmten Leben aber nicht. Da war es naheliegend für Leserinnen, nach einer Identifikationsmöglichkeit zu greifen. Ob das heute noch so ist, weiß ich nicht.

Kriminetz: In „Wo es wehtut" laufen zwischen den verschiedenen Geheimdiensten Ränkespiele ab — kann das überhaupt jemand gewinnen oder ist das ein immerwährendes „Spiel", das je zu gewinnen völlig aussichtslos ist?

Doris Gercke: Ich halte Geheimdienste für überflüssig, denn sie bewirken nichts, außer, natürlich, dass sie legal Arbeit für Abenteuernaturen bieten, was den Rest der Bevölkerung aber teuer zu stehen kommt.

Kriminetz: Sie haben eine Vielzahl von Kriminalromanen veröffentlicht. Was hat Sie an diesem Genre besonders gereizt?

Doris Gercke: Ich war von Anfang an der Überzeugung, dass der Kriminalroman das geeignete literarische Genre ist, um unsere gesellschaftlichen Verhältnisse darzustellen.

Kriminetz: Mit der Figur der Bella Block schufen Sie ein neues Frauenbild im Krimi. Sie ist stark, unabhängig, eigensinnig, dabei humorvoll und äußerst beliebt beim Publikum. Ist es Ihnen schwer gefallen, sich nach so vielen Jahren von ihr zu verabschieden?

Doris Gercke: Nein. Ich glaube, es war eher so, dass ich froh war, ihr nicht mehr begegnen zu müssen.

Kriminetz: Hatten Sie ein Mitspracherecht bei der Besetzung der Rolle der Bella Block für die Fernsehfilme?

Doris Gercke: Ja.

Kriminetz: Haben Sie es je bedauert, nach Ihrem Examen nicht als Juristin gearbeitet zu haben?

Doris Gercke: Manchmal und zwar immer dann, wenn mir mein Leben als Schriftstellerin zu anstrengend wurde. Das passiert mitunter, wenn man sich allzu sehr mit sich selbst beschäftigt, was sicher mit der besonderen Form das Alleinseins verbunden ist, die zu diesem Beruf gehört. Es ist allerdings nicht oft vorgekommen.

Kriminetz, Haben Sie einen Rat für junge Frauen, die den Berufswunsch Autorin haben?

Doris Gercke: Ja: lesen, lesen, lesen und leben, leben, leben.

Kriminetz: Vielen Dank, Doris Gercke, für die Beantwortung der sieben Fragen.