Sieben Fragen an Ella Danz

Das Foto zeigt Ella Danz.

Die Schriftstellerin Ella Danz hat Publizistik, Theaterwissenschaft und Sinologie studiert, war lange Jahre in der Ökobranche tätig und lebt in Berlin. Ihre Krimireihe um den Genießer und Kommissar Georg Angermüller ist in Lübeck angesiedelt und damit in der Gegend, aus der ihr Mann stammt und wo sie selbst schon viel Zeit verbracht hat. Wie Ella Danz selbst ist auch ihr Protagonist ein Franke im Exil, denn die Wahlberlinerin ist im fränkischen Coburg aufgewachsen.

Ella Danz ist neben dem SYNDIKAT und den Mörderischen Schwestern bekennendes Mitglied bei Slow Food. Sie wurde auch schon als Agatha Christie des Gourmetkrimis bezeichnet.

Für Kriminetz beantwortete Ella Danz sieben Fragen.

Kriminetz: Du hast soeben Angermüllers achten Fall veröffentlicht. Magst du verraten, worum es in „Unglückskeks“ geht?

Ella Danz: Aber gerne. Der Fall eines Chinesen, der bereits tot war, als man ihn auf die Gleise unter den ICE Hamburg-Kopenhagen legte, gibt dem Kriminalhauptkommissar und seinen Kollegen immer neue Rätsel auf. Im Krankenhaus, wo Angermüllers Frau Astrid nach einem schweren Fahrradunfall im Koma liegt, lernt er Marlene und ihre Partnerin Sophie kennen, die ein paar Monate in einem Haus auf dem Land verbringen. Sophie hat etwas erlebt, das ihr große Angst macht, kann sich aber nicht mitteilen, da sie nach einer schweren Kopfverletzung die Sprache verloren hat. Als die Frauen sich wegen mehrerer bedrohlicher Vorfälle an die Polizei wenden, stoßen sie dort auf Unverständnis. Auch Angermüller schenkt ihren Schilderungen zunächst keine Beachtung. Mühsame Ermittlungen unter verschlossenen Chinesen und einsilbigen Norddeutschen folgen, ehe er den Fall des Toten auf den Gleisen lösen und schließlich auch Sophies erschreckendes Geheimnis ergründen kann. Klar, dass der gestresste Kommissar zwischendurch immer mal wieder für seine Seelenruhe kochen und genießen muss - nicht nur Chinesisch.

Kriminetz: Kommissar Angermüller ist nun schon einige Jahre ein Bestandteil des Lebens. Wie kam er zu dir?

Ella Danz: Auf leisen Sohlen irgendwie. Für den ersten Fall „Osterfeuer“ wurde ich zuerst durch einen idyllischen Platz in Ostholstein angeregt, dann kam mit Trude eine der Hauptfiguren ins Spiel, eine erfolgreiche Kochbuchautorin, und als dann ein Mord passierte, war klar, jetzt übernimmt die Kripo. Und da tauchte dieser Kommissar Angermüller vor mir auf – Exilfranke, Genussmensch, irgendwie melancholisch und gefühlvoll, in gewisser Weise auch ein Gegenpart zu den versammelten Norddeutschen. Wahrscheinlich ging das gar nicht anders, da mir selbst diese Situation nur allzu vertraut ist. Außerdem bringt das so eine kritische Distanz in meine durchaus liebevolle Betrachtung des Landstrichs und seiner Menschen. Und inzwischen ist der Angermüller für mich wie ein guter, alter Freund.

Kriminetz: Kreierst du die Rezepte für deine Bücher selbst oder holst du dir Beistand?

Ella Danz: Beides. Gestern hab ich zum Beispiel Linsen (mit frischem Lorbeerblatt und Zimt) zu in Butter gebratenen Seelachs Loins kombiniert und gleich noch Polentascheiben dazu gepackt (hatte noch einen Rest Polenta im Kühlschrank). Schmeckte wunderbar und kocht der Angermüller bestimmt auch einmal. Gerne koche ich auch Gerichte nach, die ich irgendwo in der Ferne gekostet habe. Wenn mir dieses ‚nach dem Geschmack kochen’ gelingt, ist das ein unglaubliches Erfolgserlebnis. Und dann lasse ich mir auch von KöchInnen – Profis oder Laien – ihre Rezeptgeheimnisse verraten. Die meisten machen das sehr gerne. Für „Unglückskeks“ zum Beispiel durfte ich netterweise die Rezepte von Chunyi verwenden, bei der ich während eines Aufenthalts in Peking einen Kochkurs gemacht habe.

Kriminetz: Du lebst schon seit vielen Jahren in Berlin. Haben es Franken in Berlin ähnlich schwer wie die Schwaben?

Ella Danz: Haben es die Schwaben schwer in Berlin? Bestimmt nicht bei uns in Schöneberg! Wir sind so tolerant, dass sich hier ein Hohenloher Laden mit handgemachten Maultaschen, Wibele, Ochsenmaulsalat und allem was das Schwabenherz begehrt, angesiedelt hat. Da kauf ich auch sehr gern! Und wegen meiner Herkunft aus Franken bin ich hier noch nie benachteiligt oder angepöbelt worden. Der Berliner an sich ist ja auch ein netter, hat halt ein bisschen eine raue Schale manchmal…

Kriminetz: Wo verbringst du am liebsten deinen Urlaub?

Ella Danz: Am liebsten fahre ich ans Meer, des milden Klimas wegen gerne ans Mittelmeer, Italien, Türkei, Griechenland, Frankreich – egal. Und ich liebe Inseln, vielleicht weil da rundrum Meer ist oder weil sie so überschaubar sind, keine Ahnung. Wichtig ist für mich natürlich auch immer der kulinarische Aspekt. Und es gibt ja in allen Ecken der Welt Köstliches zu entdecken, wenn man die Läden mit Touristen Menu meidet und mutig mit den Einheimischen isst.

Kriminetz: Du bist Mitglied bei Slow Food. Wollt ihr die Gourmet-Welt retten?

Ella Danz: Das und noch viel mehr! Im Ernst: Es geht nicht darum, das Essen in Edel-Restaurants zu pflegen, sondern eine nachhaltige Esskultur zu praktizieren. Das heißt „Weniger ist mehr“ – weniger Fleisch, für das ich mehr bezahle, aber weiß, woher es kommt und wie es produziert wurde, tut nicht nur mir gut. Die Stichworte saisonal und regional, mittlerweile in guten Restaurants an der Tagesordnung, gehören auch dazu. Keine Äpfel aus Neuseeland im Juni, keinen Spargel aus Übersee im Dezember, kein Rindfleisch, das erst über dem Atlantik Meilen sammeln musste, und, und und... Aber das Schönste an Slow Food: der Genuss steht dabei im Mittelpunkt. Keine Versammlung, kein Treffen ohne gemeinsames Essen, Verkosten, Genießen. Und wenn wir uns für vom Aussterben bedrohte Lebensmittel einsetzen, tun wir das auch, indem wir essen, was wir erhalten wollen – Teltower Rübchen, den Filder-Spitzkohl, das Bunte Bentheimer Schwein, Bamberger Hörnla usw. – ist das nicht eine schöne Aufgabe? Du merkst schon, ich könnte dich noch stundenlang mit meinem Lebensthema vollquatschen…und dass der Angermüller im Herzen auch ein echter Slowfoody ist, versteht sich von selbst.

Kriminetz: Wenn dich unterwegs der kleine Hunger hinterrücks überfällt – wie begegnest du ihm? Kaufst du dir dann heimlich „was auf die Faust“?

Ella Danz: Gefährlich wird es bei mir, wie bei den meisten Menschen, wenn ich hungrig einkaufen gehe. Unglaublich, was ich da alles hamstere! Aber eines muss ich gestehen: Ich hasse es, im Stehen oder Gehen zu Essen, deshalb entweder ein frisch gemachter Dürüm Döner mit „Scharf und Knoblauch“ am Tisch im Restaurant bei meinem Lieblingstürken, oder schnell nachhause und dort dann eine schöne Butterstulle.

Vielen Dank, Ella Danz, für die Beantwortung der Fragen.

Link zur Website von Ella Danz

Ella Danz präsentiert "Unglückskeks", Georg Angermüllers achten Fall.