Sieben Fragen an Günther Butkus

Verleger Günther Butkus. Wir trafen ihn bei der Buchmesse in Frankfurt am Stand seines Pendragon-Verlags. Foto: © Jürgen Schmid

Verleger Günther Butkus, geboren 1958, lebt in Bielefeld. Er gründete 1981 den Pendragon Verlag, der sich seitdem stetig weiterentwickelt. Seit 2002 liegt ein Schwerpunkt auf deutschen und amerikanischen Krimis. Von James Lee Burke, Wallace Stroby und Robert B. Parker erscheinen deutsche Erstausgaben bei Pendragon. Die Krimis aus der Reihe »Geschichte erleben mit Spannung« spielen in der jüngeren deutschen Vergangenheit, wie z. B. Mechtild Borrmanns »Wer das Schweigen bricht«, Andreas Kollenders »Kolbe« oder Kerstin Ehmers »Der weiße Affe«. Mehrmals wurden Krimis vom Pendragon Verlag mit dem Deutschen Krimi Preis oder dem Glauser ausgezeichnet, u.a. Titel von Mechtild Borrmann, Frank Göhre, Rainer Gross oder D.B. Blettenberg.

Auch als Herausgeber ist Günther Butkus tätig: z.B. »Die Beatles und ich. 33 Autoren, Künstler und Musiker über ihr persönliches Verhältnis zu John, Paul, George & Ringo« (1995); »So wie du mir – 19 Variationen über die Judenbuche von Annette von Droste-Hülshoff« (2010); »Rätselhaftes Bielefeld – Die Verschwörung« (2010) und »Schöner Morden in Ostwestfalen-Lippe« (2011).

Für Kriminetz beantwortete Günther Butkus sieben Fragen.

Kriminetz: Du hast in diesem Jahr einen runden Geburtstag. Bist du ein klein wenig aufgeregt?

Günther Butkus: Wieso, der Verlag wird doch erst 37 Jahre alt in diesem Jahr. Es dauert also noch, bis er rundet. Nein, ernsthaft, ich habe mich nie so wichtig genommen. Im Vordergrund standen immer der Verlag, die Autoren und ihre Bücher. Aufgeregt war ich als Kind. Da hat das Älterwerden ja auch noch Spaß gemacht ... ;-)

Kriminetz: Bei der Gründung des Pendragon Verlages im Jahr 1981 warst du grade mal 23 Jahre alt. Bewunderst du dich im Nachhinein selbst für deinen unternehmerischen Mut?

Günther Butkus: Sagen wir es mal so: Ich war ziemlich unwissend. Kein gelernter Buchhändler, keine Verlagsausbildung. Als könnte man nicht schwimmen und springt trotzdem von der Klippe ins Meer ... aber es hatte auch Vorteile. Ich habe die ganze Unbekümmertheit in die Arbeit gesteckt, habe von Buch zu Buch gelernt. Und darüber bin ich im Nachhinein sehr froh, denn fast alles, was ich in meinem Leben an schönen Dingen erlebt habe, hängt mit dem Verlag zusammen. Wir sind zusammen groß geworden, der Verlag und ich.

Kriminetz: Der Schwerpunkt von Pendragon liegt bei Krimis. Weshalb fiel deine Entscheidung auf dieses Genre?

Günther Butkus: Es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich die Krimis ins Programm geholt habe. Ich habe schon immer gerne Krimis gelesen, es war meine Leidenschaft, die ich nicht als Arbeit gesehen habe. Aber wenn man einen Verlag so lange wie ich macht, dann braucht man immer wieder neue Herausforderungen, ein Verlag muss sich wandeln, wenn er überstehen will. Die Entscheidung war in vielerlei Hinsicht richtungsweisend für Pendragon. Eine gute Entscheidung, um die Zukunft zu sichern.

Kriminetz: Du gibst auch amerikanische Krimis in deutscher Übersetzung heraus. Was fasziniert dich an denen besonders?

Günther Butkus: Ich habe schon als Leser vor meiner Verlagszeit immer eine besondere Leidenschaft für deutschsprachige und US-Autoren an den Tag gelegt. Es ist also eine alte Liebe, die Patina angesetzt hat, aber noch lange nicht rostet. Was mich damals so fasziniert hat, war die schonungslos verknappte sprachliche Form. Das tut sie auch heute noch, wenn man sich z.B. die Romane von Wallace Stroby anschaut. Wenn Sprache scheinbar so einfach wirkt, auf das Wesentliche reduziert und trotzdem sehr elegant ist ... Respekt, kann ich nur sagen. Und es ist natürlich eine fremde Welt, die dort beschrieben wird. Man reist mit den Fingern auf der Seite mit. Ich war noch nie in New Orleans, aber James Lee Burke ist mein Reiseführer und ehrlich, könnte es einen besseren geben?

Kriminetz: Deine Familie mütterlicherseits kommt aus Danzig, die Stadt, in der Günther Grass aufwuchs. Bist du selbst mal nach Danzig auf den Spuren deiner Familie gereist?

Günther Butkus: Ja, nachdem meine Mutter gestorben war, bin ich mit meinen beiden Schwestern nach Danzig gereist. Es war eine Reise in die Heimatstadt meiner Mutter, eine innere Reise zu ihr. Eine Erfahrung, die ihre Spuren mit der Reihe „Geschichte erleben mit Spannung“, die sich der jüngeren deutschen Geschichte widmet, auch im Verlagsprogramm hinterlassen hat. In dieser sind u.a. „Wer das Schweigen bricht“ von Mechtild Borrmann, „Grafeneck“ von Rainer Gross oder „Kolbe“ von Andreas Kollender erschienen.

Kriminetz: Du begleitest einige deiner Autoren und Autorinnen zu Premierenlesungen. Wie wichtig ist dir eine persönliche Beziehung zu deinen Autoren und Autorinnen? Muss da auch die Chemie stimmen, damit du jemandes Texte verlegst?

Günther Butkus: Es ist mehr noch eine Frage des Vertrauens, des gegenseitigen Respekts, der Wertschätzung. Man braucht eine gesunde Basis, um ein Buch optimal betreuen zu können. Wenn das nicht gegeben ist, wird es keine befriedigende Zusammenarbeit und das Buch leidet darunter. Dann sollte man es lieber lassen. Die gemeinsamen Veranstaltungen sind auch deshalb so wichtig, weil man sich ja viel zu selten sieht. Das sind wichtige und prägende gemeinsame Erlebnisse.

Kriminetz: Wenn du nicht Verleger wärst – welchen Beruf hättest du dir außerdem für dich vorstellen können?

Günther Butkus: Ich bin gelernter Erzieher, habe anschließend mein Abi auf dem 2. Bildungsweg nachgeholt und schon in der Zeit habe ich den Verlag aufgebaut. Von da ab hat mich beruflich absolut nichts Anderes mehr interessiert. Demnächst werde ich dann reicher Privatier. Habe ich das schon erwähnt?

Kriminetz: Vielen Dank, Günther Butkus, für die Beantwortung der sieben Fragen.

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