Sieben Fragen an Heike und Peter Gerdes

Heike und Peter Gerdes im "Tatort Taraxacum" in Leer. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Sie sind beide Schriftsteller und eine Buchhandlung mit Restaurant führen sie auch noch erfolgreich gemeinsam: Heike Gerdes, Verlegerin, und Peter Gerdes, Germanist, Journalist und Lehrer, der für Literaturpreise im In- und Ausland nominiert war.
In der Leeraner Altstadt betreiben sie seit 2011 gemeinsam Tatort Taraxacum mit Buchhandlung, Café-Restaurant und Biergarten. Vor 15 Jahren gründete Heike Gerdes den Leda-Verlag, dessen Schwerpunkt ostfriesische Krimis bilden. Peter Gerdes ist Leiter der Ostfriesischen Krimitage und des Ostfriesischen Krimisommers. Die beiden sind Eltern dreier erwachsener Töchter.

Für Kriminetz haben Heike und Peter Gerdes sieben Fragen beantwortet.

Kriminetz: Die Vorliebe zum literarischen Mord kann durchaus harmonisch verbinden? Ihr lebt und arbeitet zusammen. Habt ihr ein Patentrezept, damit das so hervorragend wie bei euch klappt?

Heike Gerdes: Vermutlich ist das Geheimnis, dass die Literatur und das ganze Drumherum für uns beide ein Lebensentwurf ist. Arbeitszeit und Privatleben lassen sich dabei nicht trennen. Für uns ist es selbstverständlich, beim Sonntagskaffee Anthologiekonzepte zu entwickeln, im Urlaub Pläne für neue Veranstaltungen zu schmieden oder beim Zeitunglesen Ideen für neue Plots zu entwickeln.

Kriminetz: Was hat euch dazu bewogen, das Taraxacum zu erwerben? Ein denkmalgeschütztes Haus in der Leeraner Altstadt bringt sicherlich auch Verantwortung mit sich.

Peter Gerdes: Klar, aber das stellt ja auch einen Teil des Reizes dar! Dieses Haus hat eine lange Tradition als literarisch-kultureller Begegnungsort und drohte nach dem Rückzug des früheren Betreibers zu verfallen. Genau zu dieser Zeit hatte sich unser LEDA-Verlag gut am Markt etabliert, und wir fühlten uns bereit für ein weiteres Abenteuer. Eigentlich sollte es ja nur ein kleiner Buchladen in der Altstadt sein. Aber dann wuchsen unsere Ansprüche: Ein Café sollte dabei sein, der Raum sollte auch für Lesungen reichen … irgendwann sagten wir uns: Warum eigentlich nicht das Tarax? Und so wurde dann das „Tatort Taraxacum“ draus. Dass wir dadurch auch zu Restaurantbetreibern wurden, hat uns keiner an der Wiege gesungen! Aber mit Hilfe eines erstklassigen Teams haben wir auch das hingekriegt. Vor allem natürlich Heike, die sich in erster Linie um alles kümmert. Ich bin vor allem für die Veranstaltungen zuständig.

Kriminetz: Heike, vor 15 Jahren wurde der Leda-Verlag gegründet. Nach welchen Kriterien wählst du ein Manuskript aus?

Heike Gerdes: Im Idealfall packt mich schon die Leseprobe. Viel läuft über das Bauchgefühl - ich gehe an das Buch heran wie ein Krimileser. Ist es spannend, will ich weiterlesen, fesseln mich Figuren und Handlung? Und dann muss noch der Regionalbezug stimmen, denn wir haben bei unseren Veröffentlichungen einen norddeutschen Schwerpunkt, schließlich sind wir der Mordwesten.

Kriminetz: Peter, du organisierst seit 1999 die Ostfriesische Krimitage, die sich zu einem festen Veranstaltungsfaktor etabliert haben. Bald geht es wieder los damit. Was war bislang der ungewöhnlichste Veranstaltungsort?

Peter Gerdes: Oh, da gab es schon eine Menge! Die Lesung im Operationssaal des Klinikums etwa, bei der der Autor, der zugleich Anästhesist ist, eindrucksvoll demonstrierte, wie viele Möglichkeiten es gibt, jemanden auf dem OP-Tisch um die Ecke zu bringen. Das hat vielen zu denken gegeben! Dann gab es den Krimi-Express, einen Museumszug, in dem das Lesen eine echte Herausforderung ist. Dazu wurde und wird in Mühlen gelesen, auf Schiffen, in Bussen, in Schwurgerichtssälen, Polizeiinspektionen und Gefängnissen … wir versuchen, jedes Mal neue Ideen zu präsentieren. Das wird natürlich mit der Zeit nicht einfacher, aber bisher hat es noch immer geklappt.

Kriminetz: Peter, du hast soeben einen neuen Kriminalroman mit dem Leeraner Hauptkommissar Stahnke veröffentlicht. Welchen Fall muss Stahnke lösen?

Peter Gerdes: Eigentlich sind es mehrere Fälle, die miteinander verwoben sind. Einmal geht es um Konflikte in der lokalen Geschäftswelt; es geht um Anschläge auf Menschen und Schiffe, deren Hintergründe ermittelt werden müssen; es geht um die Beteiligung junger Deutscher an terroristischen Aktionen im Irak und in Syrien – und um deren Rückkehr nach Deutschland. Im Mittelpunkt der Handlung steht eine Wohngemeinschaft, deren ehemalige Mitglieder in der einen oder anderen Weise mit diesen Vorgängen zu tun haben. Für Stahnke ist das eine harte Nuss, aber zum Glück hat er einen neuen Kollegen bekommen, zusätzlich zu seinem langjährigen Partner Kramer: Nidal Ekinci, einen Deutschen mit kurdischen Wurzeln, der häufig eine neue Sichtweise einbringt – in manchen Dingen aber auch preußischer ist als alle anderen.

Kriminetz: Heike, was inspiriert dich zum Schreiben? Ist Ostfriesland derart kriminell?

Heike Gerdes: Für Kriminalität - real oder fiktiv - braucht es vor zunächst einmal Menschen und ihre Konflikte. Und die gibt es im idyllischen Ostfriesland ebenso wie in Großstädten. Ich finde es reizvoll, hemmungslos in der Wirklichkeit zu wildern und aus der Beute dann spannende Geschichten zu entwickeln.

Kriminetz: So aktiv wie ihr beide seid, bleibt euch da noch Zeit für Urlaube? Und falls ja, wohin reist ihr am liebsten?

Heike Gerdes: Meer muss sein. Oder wenigstens Flüsse und Seen. Ohne Wasser und Weite kann ich nicht richtig auftanken. Und bei jedem Urlaub entdecken wir neue Lieblingsplätze.

Vielen Dank, Heike und Peter Gerdes, für die Beantwortung der sieben Fragen.

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Heike und Peter Gerdes mit Claudia Schmid (Mitte). Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz