Sieben Fragen an Ingrid Schmitz

Auf dem Foto: Ingrid Schmitz. Fotograf: Thomas Lammertz

Die Krefelder Autorin Ingrid Schmitz ist literarisch vielseitig. Neben ihren Romanen veröffentlichte sie ungefähr fünfzig Krimikurzgeschichten, wobei sie bei dreizehn Anthologien selbst als Herausgeberin fungierte. Sie erfand die Serienfigur Mia Magaloff, die Künstlerin und Trödelmarkthändlerin ist. Mias dritter Fall spielt nicht nur im realen Leben, sondern auch in der virtuellen Welt des „Second Life“. Diesen Fall um Mia Magaloff kann man als Leser nicht nur in Print-Form genießen, sondern seit September 2011 auch als interaktives eBook/eRiginal bei Droemer Knaur.

Im November 2011 ist sie dem Krimi-Genre untreu geworden und hat ihre erste Biographie "Currywurst & Dolce Vita - Didi und Hasi, die Auswanderer vom Gardasee" geschrieben. Die beiden Auswanderer sind bekannt durch die Reihe „VOX Goodbye Deutschland“.

Für Kriminetz beantwortete Ingrid Schmitz sieben Fragen.

Kriminetz: Wie kam der Kontakt zu den Auswanderern Didi und Hasi vom Gardasee zustande?

Ingrid Schmitz: Die beiden Auswanderer habe ich über das Schreinemakers TV-Forum kennengelernt. Auf der Suche nach neuen Marketing-Möglichkeiten für meine Projekte, stieß ich auf Videos von Margarethe Schreinemakers, in denen sie Didi und Hasi über das Auswandererleben befragte. Da ich vorher noch nie etwas von ihnen gehört hatte, war ich beeindruckt, dass sie den großen Sprung über den Brenner gewagt hatten, um sich mit einem Imbisswagen am Gardasee selbstständig zu machen. Das schrieb ich ihnen auch und ein paar Tage später kam die Mail: „Du bist doch Krimiautorin. Wir haben da eine Idee. Ruf uns mal an.“

Kriminetz: Hast du - aus Gründen der Recherche - selbst in der ketchuproten Imbissbude von Didi und Hasi Pommes verkauft?

Ingrid Schmitz: Nein, der Imbisswagen ist ihr Heiligtum. Außerdem war ich im September am Gardasee, und bei gefühlten fünfzig Grad im Hänger zu stehen und Currywurst und Fritten zu brutzeln ist bestimmt kein Vergnügen. Ich war dafür Testesserin und konnte nur die Note 1 dafür vergeben. Alles frisch, alles schmackhaft und die geheime Currywurstsoße von Didi und Hasi ist unbeschreiblich und unvergleichlich gut. Moment. Mir läuft gerade das Wasser im Mund zusammen. Bitte schnell die nächste Frage.

Kriminetz: Deine Serienfigur Mia Magaloff bewegt sich im Second Life, du selbst nennst dich in diesem virtuellen Raum Sameja Lomba. Was macht für dich die Faszination dieser Welt aus?

Ingrid Schmitz: Richtig, meine Avatarin heißt Sameja Lomba und sie verkörpert mich als Krimiautorin. Sie sieht mir sogar ein wenig ähnlich, ist nur jünger und schlanker. (Wenn man schon mal die Möglichkeit hat, mit ein paar Klicks einige Kilos zu verlieren, warum nicht? Allein das ist für mich faszinierend). Sameja Lomba ist aber nicht nur zum Vergnügen da, sie muss in der virtuellen Welt arbeiten und Lesungen geben, natürlich auch aus dem Second Life-Roman „2 Leben – 1 Tod“. Sie unterhält sich mit den Lesern und Fans, gibt für die Medien Interviews im virtuellen Krimicafé. Sogar ein Video wurde schon mit ihr gedreht. Ein professioneller, sprich realer, Filmemacher aus München drehte eine Szene aus dem Buch nach. Das war schon aufregend. SL ist wie ein riesiger 3 D-Chatroom, in dem ich mich mit Leuten aus aller Welt treffen und unterhalten kann. Nein, es ist mehr, ich habe diese Menschen figürlich vor mir, sehe, welchen Modegeschmack sie haben, wie sie wohnen, wie sie leben und agieren.
Durch die virtuelle Welt ist es mir gelungen, meine Serienfigur Mia Magaloff virtuell real werden zu lassen. Gerne führt sie den Leser zum Tatort oder zu den anderen im Buch beschriebenen Orten oder Protagonisten und chattet über ihren letzten Fall. Es gibt also ein Leben nach der Geschichte, nach dem Buch. ;-)
Auch Droemer Knaur hat die immensen Möglichkeiten erkannt und ein interaktives eBook daraus entstehen lassen. Mit ein paar Klicks auf die Verlinkungen wird der Leser direkt zu den Orten teleportiert oder kommt auf das Profil meiner Avatarin, von wo aus er mir eine Nachricht schicken kann.
Natürlich muss man es nicht unbedingt machen, wenn man sich nicht damit auseinandersetzen will. Buch oder eBook können auch wie ein „normaler“ Kriminalroman gelesen werden.

Kriminetz: Lady Ariana und Astrid della Giustina haben bei Piper Taschenbuch „SchmerzLust: Mein geheimes Leben als Domina“ veröffentlicht. Gab es im Vorfeld Recherchen in diesem Bereich? Oder alles nur Fantasie?

Ingrid Schmitz: Astrid della Giustina ist die Biographin, die das Leben der real existierenden Domina Lady Ariana aufgeschrieben hat, die durch dieses Buch zum ersten Mal an die Öffentlichkeit getreten ist, sich sozusagen geoutet hat. Da ich Frau Giustina und Lady Ariana als Agentin vertrete, habe ich ihr Manuskript an den Piper Verlag vermittelt. Weder Frau Giustina noch ich, sind in der Szene zu Hause und werden es wohl auch nie sein. Umso spannender war es, einmal mehr darüber zu erfahren.

Kriminetz: Du hast viele Krimi-Anthologien herausgegeben. Was ist das Reizvolle bei einer Herausgeberschaft, bei der es auch viel zu organisieren gilt?

Ingrid Schmitz: Da ich mit Krimikurzgeschichten angefangen habe zu schreiben, sind sie mir sehr ans Herz gewachsen. Kurzweilig und spannend sollten sie sein. Sie sind sozusagen die Königsdisziplin für Schriftsteller. In Kürze muss alles auf den Punkt gebracht werden. Die größte Herausforderung war für mich allerdings die Hommage an Remarque. Meine Kurzgeschichte „Wer sich verliert, findet die Welt“ musste am Lago Maggiore spielen und sich um Remarque drehen. Nachzulesen im Spätsommer 2012 in „Mondäne Morde“.

Kriminetz: Du bist aktiv in sozialen Plattformen unterwegs. Wie wichtig ist deiner Ansicht nach Netzwerken für Autoren?

Ingrid Schmitz: Soziale Netzwerke sind sehr wichtig. Man sollte sich nicht davor sträuben, aber auch vorsichtig mit ihnen umgehen. Netzwerken will gekonnt sein. Richtig eingesetzt, sind sie eine hervorragende Marketing-Plattform, ein unerschöpflicher Fundus bei Recherchefragen, und ich habe durch diese Kontakte bereits einen Hörbuch- und zwei Anthologieverträge und Lesungen unter Vertrag bekommen. Das Beste, was mir jedoch durch das soziale Netzwerk passiert ist, war die Schenkung eines Appartements im Burj Al Arab. Na gut, letzteres war jetzt in der virtuellen Welt, aber immerhin.

Kriminetz: Woran arbeitest du im Moment?

Ingrid Schmitz: Im Moment arbeite ich an meinem vierten Mia Magaloff-Roman, in dem Mia auf Männersuche ist, weil sie sich von ihrem Noch-Mann Bodo getrennt hat. Sie versucht es über die sozialen Netzwerke und stößt dabei auf Romance-Scammer. Was das ist, kann vor. 2013 nachlesen. Bin noch auf Verlagssuche. ;-)
Im Frühjahr 2013 erscheint dann auch meine vierzehnte Anthologie. „Porridge, Pies & Pistols“. Es wird wieder eine kulinarische Kurzgeschichtensammlung, die in … wie der Titel schon sagt … spielt.
Eventuell werden auch wieder zwei Biographien dabei sein und dann gibt es zwischendurch immer wieder Kurzgeschichtenanfragen und Lesungen und dann wartet noch eine Kurzgeschichte, die ich als Theaterstück umschreiben möchte. Ich glaube, ich muss es jetzt eilig haben.

Kriminetz: Vielen Dank, Ingrid Schmitz, für die Beantwortung der Fragen.

Zur Autorenwebsite von Ingrid Schmitz: hier

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