Sieben Fragen an Ingrid Werner

Das Foto zeigt Ingrid Werner bei einer Lesung in Nürnberg. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Die Schriftstellerin Ingrid Werner lebt seit vielen Jahren mit ihrer Familie im – glaubt man ihren Krimis – nicht ganz so beschaulichen niederbayerischen Rottal. Ihre beruflichen Stationen Bankkauffrau, Juristin, Entspannungspädagogin, Heilpraktikerin und freischaffende Malerin führten sie in den heute ausgeübten Beruf der Schriftstellerin. Ihre Krimis mit der ermittelnden Heilpraktikerin Karin Schneider erscheinen im Emons-Verlag. Karpfhamer Katz ist bereits der dritte Band der Reihe.

Ingrid Werner ist Mitglied im SYNDIKAT und bei den Mörderischen Schwestern.

Für Kriminetz beantwortete Ingrid Werner sieben Fragen.

Kriminetz: In „Karpfhamer Katz“ passiert ein Mord in Verbindung mit dem beliebten Karpfhamer Volksfest. Kannst du dich dort jetzt noch sehen lassen?

Ingrid Werner: Aber natürlich! Ich war sogar – zusammen mit meiner Buchhändlerin – draußen und hab mein Buch auf dem Fest verkauft. Es hat riesigen Spaß gemacht. Außerdem ist es mir ein großes Anliegen, das Rottal und die typischen Gegebenheiten positiv darzustellen. Ich sehe mich als Regio-Schriftstellerin auch ein bisserl als Botschafterin für die Region. Und es klappt ganz gut: mein Berliner Lektor z.B. meinte nach der Arbeit am Manuskript, dass er so richtig Lust bekommen hätte, sich das Karpfhamer mal anzuschauen.

Kriminetz: Deine Ermittlerin Karin Schneider ist Heilpraktikerin. Fließt da a bisserl Autobiographisches mit ein?

Ingrid Werner: Vor meinem ersten Krimi habe ich mir überlegt, welche Figur ich als Ermittler erfinden soll. Ich wollte auf keinen Fall einen typischen Polizeikrimi schreiben, da ist mir die Distanz zum Leser, zur Leserin zu groß. Stattdessen sollten die Verbrechen mit dem Alltag einer ganz normalen Frau kollidieren, die sich dann aber zu helfen weiß.
Und da man über etwas schreiben soll, das man kennt, hab ich eine Heilpraktikerin mit mehreren Kindern genommen. Zwar stimmen Kinderzahl und Therapiegebiet nicht überein, aber die Ähnlichkeit kann ich nicht abstreiten. Allerdings ist Karin Schneider ein völlig anderer Typ als ich und alles, was sie erlebt, habe ich nicht erlebt. Gott sei Dank. Meine Mitbürger haben jedoch vor allem nach dem ersten Buch, den „Niederbayerischen Affären“, jede Menge Vermutungen angestellt. So wurde z.B. gerätselt, ob und mit wem ich denn eine Liebschaft gehabt hätte, weil ja Karin Schneider eine hatte. Aber damit kann ich leben.

Kriminetz: Du bist auch Malerin. Wie teilst du dir den Tag ein? Beginnst du ihn mit dem Schreiben?

Ingrid Werner: Da ich mehrere Kinder habe, muss ich mir schon die Zeit zum Schreiben stehlen. Zur Malerei komme ich nur noch selten. Auch mein Stil hat sich angepasst. Früher habe ich große Acrylbilder angefertigt, die mehrere Tage in Anspruch genommen haben. Jetzt male ich Aquarell. Ich merke jedoch, dass ich die Malerei wieder intensivieren möchte. Auch um eine Ausstellung will ich mich wieder bemühen. Am liebsten wäre es mir, beides zu verbinden: Krimilesungen in meiner Gemäldeausstellung. Das wäre mein Traum.

Kriminetz: Ist es für die Schriftstellerei von Vorteil, ausgebildete Juristin zu sein? Gibt es da „Synergie-Effekte“?

Ingrid Werner: Auf jeden Fall. Obwohl ich keine Strafrechtlerin war, habe ich in diesem Bereich genug Wissen, um mir im Normalfall helfen zu können. Ich kenne auch genug Juristen in unterschiedlichsten Fachrichtungen, die ich fragen kann. Als Juristin muss man außerdem von Anfang an viel schreiben, auf Details achten und strukturiert vorgehen. Durch diese Schule bin ich mehrere Jahre gegangen und das ist mir bei der Schriftstellerei eine große Hilfe.

Kriminetz: Welche deiner beruflichen Stationen hat dir am meisten Spaß gemacht?

Ingrid Werner: Sinnvoll und nützlich waren alle meine beruflichen Stationen. Spaß und Freude habe ich am meisten bei der Schriftstellerei. Ich liebe es, mir Geschichten auszudenken, sie miteinander zu verweben und solange daran herum zu tüfteln, bis ein – hoffentlich – stimmiges Buch daraus wird. Außerdem ist es so ein vielseitiger Beruf. Eigenbrötlerisches Arbeiten wechselt sich mit Fortbildungen, Lesungen und ... Interviews ab. Man lernt viele Leute kennen: bei der Recherche, in Schreibworkshops sowie Berufsverbänden und natürlich die Leserinnen und Leser der Bücher.

Kriminetz: Dich hat es mit deiner Familie aus der Oberbayern-Metropole München ins Niederbayerische verschlagen. Bist du dort „angekommen“?

Ingrid Werner: Aber klar. Das ging ganz schnell. Das Rottal ist eine wunderschöne Gegend. Man sagt, es sei die bayerische Toskana. Die Leute sind sehr aufgeschlossen und freundlich. Der niederbayerische Dialekt durch die Nähe zu Österreich weich.
Und vieles ist so viel einfacher auf dem Land. Ein Beispiel: Vor fünfzehn Jahren wohnte ich mit einem Baby und einem Kleinkind im dritten Stock ohne Lift. Traumhafte Wohngegend. Aber: Jeder Spielplatzbesuch musste geplant werden wie eine Himalaya-Exkursion. Hier hab ich die Terrassentür aufgemacht und sie in den Garten geschickt.

Kriminetz: Du wohnst in einer Urlaubsregion – wo verbringst du selbst deinen Urlaub am liebsten?

Ingrid Werner: Ich hab sogar schon einmal hier in Bad Griesbach ein Wochenende im Hotel verbracht. Damals war ich mit meinem dritten Kind hochschwanger und brauchte zwei Tage Erholung. Aber normalerweise zieht es mich ans Meer. Und wenn in dem Meer eine griechische Insel liegt, ist der Urlaub perfekt.

Vielen Dank, Ingrid Werner, für die Beantwortung der Fragen.

Link zur Website von Ingrid Werner

Ingrid Werner und Claudia Schmid anlässlich einer gemeinsamen Lesung mit literarischen Freunden bei Thalia in Nürnberg. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz