Sieben Fragen an Leila Emami

Das Foto zeigt Leila Emami. © Tatjana Kirsch

Die Autorin und Bloggerin Leila Emami wurde 1970 in Teheran geboren, lebt und arbeitet schon seit 1981 im Rheingau, der Heimat ihrer Mutter. Sie studierte Germanistik, Filmwissenschaften und Kunstgeschichte.

Leila Emami ist Mitglied der AutorInnengruppen „Mörderische Schwestern“ und „Dostojewskis Erben“.

Für Kriminetz beantwortete Leila Emami sieben Fragen.

Kriminetz: Was war für dich der Grund, dich beim Schreiben für das Genre Krimi zu entscheiden?

Leila Emami: Ich habe den Krimi zunächst nicht bewusst ausgewählt. Als ich zu schreiben begann, drängten sich meine Geschichten automanisch in die Krimi-Ecke. Das liegt vielleicht daran, dass ich in meinem Leben ziemlich viel „Kriminelles“ erlebt habe, z.B. eine Revolution, einen Krieg, später dann, als ich während des Studiums in einer Diskothek jobbte, lernte ich das Nachtleben in Deutschland kennen. Oh,là,là, da geht es hoch her. Danach beschäftigte ich mich intensiv mit den Gesetzen des Krimis und entdeckte, dass mir kein anderes Genre so viele Möglichkeiten des Erzählens und des Spannungsaufbaus bieten könnte. Also habe ich mich hier häuslich niedergelassen.

Kriminetz: Täuscht das beim Lesen, oder entstehen deine Texte mit einem Augenzwinkern?

Leila Emami: Vor vier Jahren habe ich meiner Natur nachgegeben und Humor in meine Geschichten einfließen lassen. Es ist nämlich so, dass Humor für mich stets (überlebens-) wichtig war und ist. Allerdings hatte ich keine Ahnung, wie man professionell Humor schreibt. Das Wissen darüber eignete ich mir in verschiedenen Seminaren an und würze seitdem damit meine Krimis. Ich liebe es, Krimi-Komödien zu schreiben, denn sie sind eine besondere Herausforderung. Darin muss es auch nicht immer um Mord- und Totschlag gehen. Entführung, Erpressung und Diebstahl sind ebenfalls überaus kriminelle Handlungen, auch wenn man über die Verbrechen selbst nicht lachen kann. Es sind die Figuren und ihre Sicht auf die Welt, die die Komik erzeugen, nicht die Taten. Zurzeit arbeite ich an einer Krimi-Komödien-Serie, die 2017 erscheinen wird.

Kriminetz: Gemeinsam mit Fenna Williams hast du kürzlich die Anthologie „Hortus Delicti“ herausgegeben. Was war dir bei der Auswahl der Texte wichtig?

Leila Emami: Es hat viel Freude bereitet, sich so intensiv mit den Texten von Kollegen zu beschäftigen. Es war aber schwierig, eine Auswahl aus den eingesandten Beiträgen zu treffen. Ein Text war sehr spannend, der andere sehr witzig, wieder ein anderer tiefgründig. Jeder Text hatte seine Stärken. Wo setzt man da einen Maßstab an? Aus diesem Grunde haben wir alle für die Anthologie eingereichten Texte anonymisiert (auch unsere eigenen), und einer Jury aus mehreren Lesern zukommen lassen, die Punkte verteilen konnten. Dann haben wir gezählt, welche Texte die meisten Stimmen hatten. Wir haben sozusagen den demokratischen Weg gewählt. Dank der Hilfe der Jury ist eine wirklich abwechslungsreiche Anthologie entstanden, auf die wir sehr stolz sind.

Kriminetz: Deine Krimi-Wanderungen sind sehr erfolgreich. Was erwartet die Gäste dieser Touren?

Leila Emami: Wir – das sind der Wanderexperte und Journalist Wolfgang Blum und ich - haben bisher 11 Krimiwanderungen durch das Mittelrheintal und den Rheingau ausgeheckt. Wolfgang tüftelt die Wanderstrecken aus, die zwischen 7 und 9 km lang sind. Ich gehe die Strecke ab und schreibe passend dazu eine Krimi-Komödie. Die Wanderer, die bei den öffentlichen Wanderungen mitgehen oder bei uns eine Tour buchen, laufen somit direkt durch eine Geschichte durch, die aus der Sicht des ersten deutschen Wellensittich-Detektivs Herrn Hitch erzählt wird. Ich lese an vier Lesestationen etwa 10 Minuten lang und Wolfgang erzählt an ausgewählten Stellen, gruselige Begebenheiten, die sich tatsächlich an dieser Stelle ereignet haben. Dazu gibt es Wein von ortsansässigen Winzern, die es sich meist nicht nehmen lassen, höchstpersönlich ihre Tropfen, oft sogar mitten im Weinberg, auszuschenken. So ist für jeden etwas dabei: grandiose Landschaften, Wandern, ein munterer Krimi, Geschichte, Wein und gute Laune.

Der erste Band: Mords Mittelrheintal – Mit Holla & Hitch auf Krimiwanderung ist ab Ende Oktober im Handel. Der zweite folgt 2017.

Kriminetz: Du bist Mitglied bei den „Mörderischen Schwestern“ und bei „Dostojewskis Erben“. Wie wichtig ist für dich das Netzwerken?

Leila Emami: ÜBERLEBENSWICHTIG! Ich bin fest der Überzeugung, dass man sich – gerade als „einsamer“ Autor – mit Kollegen vernetzen sollte. Dabei ist es für mich wichtig, gemeinsam an einem Strang zu ziehen und sich gegenseitig zu puschen und zu helfen. Wenn wir das nicht selbst tun, wer soll es denn dann tun?

Kriminetz: Du bist in zwei verschiedenen Kulturen aufgewachsen. Was vermisst du in Deutschland?

Leila Emami: In Deutschland vermisse ich den kreativen und humorvollen Umgang mit Schwierigkeiten (die Iraner sind da entschieden anders). Erst nach einer langen Jammerphase wird erkannt, dass es viele wundervolle Lösungsmöglichkeit gibt. Manch einer bleibt dabei auch in der Jammerphase hängen. Als halbe Deutsche kann ich das übrigens auch gut, bis sich meine iranische Hälfte zu Wort meldet. Ansonsten bin ich sehr glücklich in diesem großartigen Land leben zu können. Ich bekenne mich dazu: Ich liebe Deutschland, das Land meiner Mutter und vermisse es, sobald ich es verlasse.

Kriminetz: Was macht Leila Emami, wenn sie nicht schreibt?

Leila Emami: Ich gebe für mein Leben gerne Kurse im Kreativen Schreiben. Es ist wundervoll, anderen dabei zu helfen, ihre Geschichten zu erzählen. Außerdem engagiere ich mich für die Literatur in Kulturvereinen und mache ein wenig Comedy für die Bühne, denn der Humor ist und bleibt mein Lebenselixier. Das Wandern darf hier aber nicht unerwähnt bleiben: in der Gruppe, mit der Familie oder alleine mit meinem Hund Charly ist das für mich die Krafttankstelle Nummer 1.

Kriminetz: Vielen Dank, Leila Emami, für die Beantwortung der sieben Fragen.

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