Sieben Fragen an Lena Avanzini

Das Foto zeigt die Schriftstellerin Lena Avanzini.

Wenn Lena Avanzini nicht gerade mit Musik beschäftigt ist, mordet sie. Im heimischen Keller in Innsbruck, im Zug oder in einem gemütlichen Café. Natürlich nur auf Papier. Am liebsten sind ihr dabei zwischen drei und sieben Leichen. Und selbst gebackener Marillenkuchen. Für ihren Erstling Tod in Innsbruck, erschienen bei Emons, wurde sie 2012 mit dem Friedrich-Glauser-Preis der Sparte Debüt ausgezeichnet.

2016 erschien bei HAYMONtb mit Nie wieder sollst du lügen der erste Fall von Carla Bukowski. Auf sanften Schwingen kommt der Tod heißt Carla Bukowskis zweiter Fall. Die Schriftstellerin ist Mitglied im SYNDIKAT.

Für Kriminetz beantwortete Lena Avanzini sieben Fragen.

Kriminetz: Wann überfiel dich die Lust, auf Papier zu morden? Gab es einen Auslöser dafür?

Lena Avanzini: Nein, gar nicht. Eigentlich war alles ganz anders. Ich bin ja im Grunde eine vollkommen harmlose, friedliebende Person und wollte – ich glaube, es war im Jahr 2007 – einen Fantasyroman schreiben. Der Auslöser dafür war die Speisekarte in einem indischen Restaurant. Ich hatte viele hübsche Ideen und habe einfach wild drauflos getippt. Auf Seite 33 war Schluss, weil ungefähr 90% der Protagonisten das Zeitliche gesegnet hatten - quasi versehentlich. Ich habe daraus zwei Schlüsse gezogen: Erstens: Bevor du einen Roman schreibst, musst du dir das notwendige Handwerkszeug aneignen. Zweitens: Am besten schreibst du gleich einen Krimi, dann stören die vielen Leichen nicht so.

Kriminetz: Du hast für dein Krimi-Debüt „Tod in Innsbruck“ den Glauser-Preis erhalten. Der Preis war sicherlich ein schöner Ansporn?

Lena Avanzini: Eine Mordsüberraschung und ein wunderbarer Ansporn, ja. Aber auch eine ziemliche Herausforderung, weil dadurch die Latte für den zweiten Kriminalroman plötzlich viel höher lag. Der zweite Krimi ist mir deshalb auch mit Abstand am schwersten gefallen.

Kriminetz: Gruppeninspektorin Carla Bukowski in „Nie wieder sollst du lügen“ und "Auf sanften Schwingen kommt der Tod“ ist eine Ermittlerin mit vielen Facetten. Reizt es dich, Personen bis an ihre Grenzen auszuloten?

Lena Avanzini: Bis an ihre Grenzen und darüber hinaus, wie Carla Bukowski im dritten Band erfahren muss, an dem ich gerade arbeite. Mir ist wichtig, dass ich es beim Schreiben mit bunten, spannenden, widersprüchlichen und schwierigen Personen zu tun habe. Vermutlich aus einem schlechten Gewissen heraus, dass ich so viel Zeit mit fiktiven Figuren verbringe anstatt mit meinen Freunden (die zwar auch alle sehr bunt sind, aber viel zu nett, um in einem Roman vorzukommen).

Kriminetz: In deinem Krimi „Amsterdam Blutrot“ wohnt die Hobbykriminologin Maxi Mikulicz auf einem Hausboot. Wäre so zu wohnen ein heimlicher Traum?

Lena Avanzini: Es ist ein Traum, den ich mir bereits vor einigen Jahren während eines längeren Aufenthalts in den Niederlanden erfüllt habe. Ich habe es damals sehr genossen, der Natur so nahe zu sein und das mitten in einer Stadt. Heute lebe ich in einer Wohnung in Innsbruck. Ich mag Innsbruck, ich mag meine Wohnung und würde am liebsten nie mehr umziehen. Aber wenn es hier Hausboote gäbe – wer weiß?

Kriminetz: Der Musik gilt neben dem Schreiben dein Hauptinteresse. Welches ist dein Lieblings-Instrument?

Lena Avanzini: Das Klavier, aus klanglichen Gründen. Außerdem weil man es – wenn auch mit einigem Aufwand – als Mordinstrument benutzen könnte. Last but not least: Sollte ein Flügel musikalisch ausgedient haben, kann man ihn aushöhlen und zur Bar umfunktionieren. Oder zum Sarg.

Kriminetz: Tirol ist ein Wintersportgebiet. Besteht die Möglichkeit, dich auf einer Skipiste zu treffen oder doch lieber in einem Kaffeehaus bei Marillenkuchen?

Lena Avanzini: Marillenkuchen muss nicht sein, aber für ein Treffen würde ich unbedingt dem Kaffeehaus den Vorzug geben. Sonst übrigens auch. Diese Frage wurde mir noch nie gestellt, vielleicht ist mir deshalb noch nie aufgefallen, dass ich wohl ein ziemlich fauler Mensch bin. Skipisten spielen jedenfalls seit Jahren höchstens als potentielle Mordschauplätze eine Rolle in meinem Leben. Zum Glück ist Tirol nicht nur ein Wintersportgebiet, sondern auch ein Paradies für Kaffeehaus-Freaks.

Kriminetz: Du bist Mitglied im SYNDIKAT. Welchen Stellenwert hat der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen für dich?

Lena Avanzini: Schreiben ist ein einsames Vergnügen, gerade deshalb ist der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen wichtig. Und ganz ehrlich: Gibt’s was Geistreicheres als kollegiales Fachsimpeln bei zwei, drei Gin Tonic?

Kriminetz: Vielen Dank, Lena Avanzini, für die Beantwortung der sieben Fragen.

Lena Avanzini: Liebe Claudia, es war mir ein Vergnügen! Vielen Dank für die sympathischen Fragen.

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Hüterin der Bücher und der Handschellen: Die Katze von Lena Avanzini.