Sieben Fragen an Mitra Devi

Die Autorin, Malerin und Filmemacherin Mitra Devi. Foto: Bea Huwiler

Die Autorin, Malerin und Filmemacherin Mitra Devi wurde am 30. Oktober 1963 geboren. Sie lebte als Jugendliche zwei Jahre in Israel und ein halbes Jahr in Indien. Sie absolvierte die F+F-Kunstschule in Zürich und besuchte später eine Filmausbildung. Mitra Devi war in verschiedenen Jobs tätig – unter anderem als Bio-Gärtnerin und Marionettenbauerin – und zeigte ihre Bilder bei vielen Ausstellungen. 2001 erschienen ihre ersten Kurzgeschichten.

Inzwischen ist sie Herausgeberin zweier Anthologien und Autorin von über einem Dutzend Büchern, darunter eine Krimiserie und schwarzhumorige Short Stories, von denen einige von Radio SRF als Schreckmümpfeli gesendet wurden. Stumme Schuld ist der Auftakt für ihre Privatdetektivin Nora Tabani. Der Der Blutsfeind aus dieser Reihe wurde mit dem Zürcher Krimipreis ausgezeichnet.

2012 entstand Bea Huwilers Dokumentarfilm "Crime - Auf Spurensuche mit Krimiautorin Mitra Devi", der in mehreren Kinos lief.

Im Herbst 2016 wurde Mitra Devis Krimi Filmriss Teil einer Handy-App ("Bux"), mit der literarische Streifzüge durch Zürich angeboten werden. Sie war Stadtschreiberin von Leipzig und Krimistipendiatin des Literaturhauses Wiesbaden und war mehrmals für den Zürcher Krimipreis nominiert, bis er ihr 2013 zuerkannt wurde. In diesem Sommer genießt sie das Aufenthalts-Literaturstipendium Artist in Residence in der Kartause Ittingen.

Für Kriminetz beantwortete Mitra Devi sieben Fragen.

Kriminetz: Wie ergeht es dir in Ittlingen bei deinem Sommer-Literaturstipendium?

Mitra Devi: Der Ort ist wunderbar geeignet, um in Ruhe zu schreiben oder auf eine andere Art künstlerisch tätig zu sein. Die alten Klostergebäude, Kellergewölbe und die ehemaligen Möchszellen würden natürlich am ehesten dazu inspirieren, ein mittelalterliches Kloster-Epos zu entwerfen – aber ich bleibe doch beim Krimi!

Kriminetz: Du schreibst gemeinsam mit deiner Kollegin Petra Ivanow an einem Thriller. Ist das eine neue Erfahrung für dich? Wie klappt das?

Mitra Devi: Ja, das ist für uns beide ganz neu. Wir haben schon als Herausgeberinnen bei zwei Anthologien zusammengearbeitet, aber gemeinsam einen Roman zu schreiben, ist nochmals ganz was anderes. Wir sind sehr verschiene Schreibtypen, gehen anders an ein Projekt heran. Petra lässt sich von ihren Figuren zeigen, wo es langgeht und konnte zu Beginn gar nichts damit anfangen, zum vornherein einen Plot zu gestalten. Ich selber bin die Planerin und mache bei jedem Buch ein minutiöses Storyboard, so war es für mich fast undenkbar, den Figuren so viel Eigenmacht zur Handlung zu überlassen. Während des Schreibens haben wir einen Kompromiss gefunden: Wir treffen uns alle paar Tage und besprechen die kommenden Kapitel. Genug Planung für mich und genug Handlungsfreiheit der Figuren für Petra.

Kriminetz: Was ist denn bitte sehr ein „Schreckmümpfeli“?

Mitra Devi: Das ist ein Radio-Hörspiel des Schweizer Radio SRF, das bereits seit 40 Jahren existiert und bei den Fans Kultstatus geniesst. Es wird spät am Abend gesendet. Das Stück ist meistens nur mehrere Minuten lang und hat immer einen gruseligen, unheimlichen, spannenden Unterton, darum sind auch etliche Kurzkrimis darunter. Bis jetzt wurden fünf Short Stories von mir als "Schreckmümpfeli" vertont und gesendet. Zum Namen: analog zu "Bettmümpfeli" (schweizerdeutsch für Betthupferl) gönnt man sich vor dem Einschlafen lustvoll einen kleinen Schrecken.

Kriminetz: Besucher Zürichs können sich von einer Handy-App führen lassen, von der dein Krimi „Filmriss“ ein Teil ist. Was erleben die Besucher während der Tour?

Mitra Devi: Es ist eine interaktive App, die mehrere Romane, die in der Stadt Zürich spielen, als Grundlage haben. Einerseits erfährt der User / die Userin etwas über die Story, andererseits ist es möglich, direkt vor Ort ins Geschehen einzutauchen und die Umgebung kennenzulernen. Am besten ausprobieren, die App ist kostenlos und unglaublich vielseitig!

Kriminetz: Was bedeuten dir die Mitgliedschaften in Autorennetzwerken wie den Mörderischen Schwestern und dem SYNDIKAT?

Mitra Devi: Mitglied in Autorennetzwerken zu sein, gibt mir das Gefühl von Zusammengehörigkeit. Oft nutze ich die vielen Möglichkeiten von gemeinsamem Austausch, von Lesungen und Diskussionen gar nicht, aber ich weiss, irgendwo da draussen gibt es andere AutorInnen, die zwar wie ich allein vor dem Computer sitzen (ausser, ich schreibe gerade mit Petra Ivanov zusammen), und da ist eine Verbundenheit. Bei den Mörderischen Schwestern kommt auch ein gewisser feministischer, politischer Gedanke dazu. Da ist ein Wohlwollen und eine Hilfsbereitschaft unter so vielen Autorinnen, das finde ich wunderbar.

Kriminetz: Könntest du dir vorstellen, woanders als in Zürich zu leben?

Mitra Devi: Ich könnte gut ausserhalb der Schweiz leben. Ich liebe die Wärme, und da komme ich in unserem Land nicht ganz auf meine Kosten. Drei Viertel des Jahres ist es mir viel zu kalt. Allerdings habe ich mein soziales Netz hier, und ich denke, auswandern klingt einfacher, als es ist. Ich bin in meinem Leben bis jetzt 32 Mal umgezogen, vom umgebauten Zirkuswagen am Waldrand über die Gross-WG bis hin zum Häuschen auf dem Land mit riesigem Bio-Gemüsegarten – dazwischen hab ich immer wieder in Zürich gewohnt. Es ist meine Stadt, die ich sehr liebe.

Kriminetz: Wen bringst du zu deinen Lesungen mit?

Mitra Devi: Da ich viele Lesungen habe, zu einem beträchtlichen Teil davon lebe und oft aus dem gleichen Buch lese, wäre es für jede Begleitperson eine Zumutung, immer wieder dabei zu sein und dasselbe zu hören! Aber wenn ein neuer Roman herauskommt und eine grosse Buchpräsentation ansteht, schleppe ich alles an FreundInnen und Familie mit, was ich habe.

Kriminetz: Vielen Dank, Mitra Devi, für die Beantwortung der sieben Fragen.

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