Sieben Fragen an Patrick Baumgärtel

Der promovierte Germanist Patrick Baumgärtel ist Inhaber der Schoneburg. Literaturagentur und Festivalleiter des Krimimarathons Berlin-Brandenburg.

Patrick Baumgärtel studierte Germanistik und promovierte im Anschluss daran mit einer Arbeit über das Schreiben von W.G. Sebald. Es folgten Stationen im Lektorat von C.H. Beck und bei der amerikanischen Literaturagentur S.J. Greenburger (New York). Im Sommer 2009 gründete er die Schoneburg. Literaturagentur in Berlin.

Patrick Baumgärtel ist außerdem Juror des Seume-Preises und Festivalleiter des Krimimarathons Berlin-Brandenburg.

Für Kriminetz beantwortete Patrick Baumgärtel sieben Fragen.

Kriminetz: Was hat dich dazu bewogen, eine Literaturagentur zu gründen?

Patrick Baumgärtel: Ich wollte mich als Germanist selbständig machen und fand die Ausgangslage, auch dank Internet, günstig. Im Grunde sind wir ein Start-up. Das geht mit einer Agentur leichter als mit einem Verlag, glaube ich. Dazu kam, dass ich ein etwas anderes Modell einer Agentur gründen wollte, eine Agentur, die verschiedene Services für Autoren anbietet, auch für Autoren, die nicht zur Agentur gehören, und ihnen unter die Arme greift: mit Lektorat/Korrektorat, mit PR, mit Veranstaltungsakquise und dem Internet-Auftritt. Das nennt sich „Full Service Agentur“ und ist aus mir unbekannten Gründen in Deutschland nicht sehr häufig zu finden. Der Erfolg gibt uns Recht, meine ich.

Kriminetz: Welche Genres vermittelt die Schoneburg. Literaturagentur?

Patrick Baumgärtel: Ich unterscheide ungern zwischen E und U. Also sind wir vor allem auf Krimi/Thriller und Sachbuch, aber auch auf zeitgenössische Belletristik festgelegt. Außen vor bleiben dabei leider Horror, SF, Kinder- und Jugendliteratur, romantische Frauen- und Männerromane, Historische Romane, Fantasy usw.

Kriminetz: Mit welchen Argumenten überzeugst du eine/n Schriftsteller/in zur Zusammenarbeit mit einer Literaturagentur?

Patrick Baumgärtel: Wir sind eine junge, aufstrebende Agentur, die Autoren erst aufbauen muss und sich dementsprechend mit allen Mitteln, eben auch durch alle möglichen Arten von PR-Unterstützung und ausführliches Lektorat, für sie einsetzt. Wir sind also auch konkret an Debütanten oder erfahrenen Autoren interessiert, die gern einmal das Genre wechseln wollen. Für das Erstbuch bei uns reduzieren wir seit Kurzem unser Standardhonorar von 15% auf 10%. Dazu kommt, dass wir momentan vergleichsweise wenige AutorInnen vertreten, also der „Betreuungsschlüssel“ viel besser ist, um dieses pädagogische Fachwort hier einmal zu verwenden. Das bedeutet konkret, dass unsere Autoren von uns nicht erst nach einem Monat eine Antwort auf ihre E-Mail bekommen, wenn überhaupt, sondern innerhalb der nächsten drei Tage. Daneben haben wir die gleichen Kontakte in die Verlage, die auch große, etablierte Agenturen haben. Die Erfolgschancen sind also die gleichen.

Kriminetz: Was sind die Vorteile des Standortes Berlin?

Patrick Baumgärtel: Ich konnte diese Agentur 2009 nur hier gründen, in einer Stadt, die ein einzigartiges Umfeld bietet, das zum einen vergleichsweise günstige Mieten und zum anderen jede Menge Kreativität und Knowhow in Medienfragen beinhaltet, auch wenn sich die Mietsituation in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert hat. Und natürlich gehört dazu, dass Berlin die Hauptstadt der Autoren ist. Wohl nirgendwo sonst im deutschsprachigen Raum leben so viele Autoren auf so kleinem Raum.

Kriminetz: Die Schoneburg. Autorenschule bietet Seminare an. Kann man „schreiben“ lernen?

Patrick Baumgärtel: Nein, aber einen Teil, nämlich den handwerklichen. Und man kann das Üben lernen. Es wird in unserer vom romantischen Geniekult geprägten Kultur häufig übersehen, einen wie hohen Anteil diese beiden Dinge auch in Kunst und Literatur ausmachen. Der Sinn von Schreibseminaren zeigt sich ja in ähnlicher Form an der Popularität und dem Erfolg von Literaturinstituten wie in Leipzig, Hildesheim usw., oder noch viel stärker in den USA, wo man derlei Kurse seit Langem an jeder Uni belegen kann.

Kriminetz: Was sollten Autoren und Autorinnen an Gaben mitbringen, wenn sie sich auf das Abenteuer „veröffentlichen“ einlassen?

Patrick Baumgärtel: Sie sollten wissen, dass einsames Schreiben im Kämmerlein nicht alles ist. Ein erfolgreicher Autor sollte eine einigermaßen genaue Vorstellung von Funktionsweisen von Agenturen und Verlagen haben. Er muss quasi im Inneren mit ihnen gut kommunizieren und sich dann nach außen gut präsentieren, also z.B. ein Facebook-Profil haben und auch gut lesen können. Er muss mit dem permanenten Wechsel aus PR-, Verwaltungs- und kreativer Arbeit umgehen können. Und nicht zuletzt muss sich der kreative Geist ein wenig mit schnöder Buchhaltung auskennen, denn ohne Rechnungen bekommt er kein Geld. Es ist eigentlich ein extrem vielseitiger Beruf mit vielen verschiedenen Anforderungen. Nicht alle Autoren sind alldem gleichermaßen gewachsen, aber dann hilft ihnen vielleicht, so Gott will, ihre Literaturagentur.

Kriminetz: Den Krimimarathon Berlin-Brandenburg kann man längst als etabliertes Festival bezeichnen, das in diesem Jahr bereits zum siebten Mal stattfindet. Wieviele Veranstaltungen sind es in 2016?

Patrick Baumgärtel: Der Krimimarathon hat sich in der Region so etabliert, dass wir jede Menge Kooperationsanfragen von Veranstaltern und Autoren bekommen und das Festival wohl im nächsten Jahr von einer auf zwei Wochen ausdehnen werden, um nicht zu viele Veranstaltungen parallel laufen zu lassen. Es gibt dieses Jahr 60 Veranstaltungen an allen möglichen Orten, wie Bibliotheken, Buchhandlungen, Restaurants, Bars, Autohäusern, Bahnhöfen und im Institut für Kriminalistik. Es ist eine schöne Werbeveranstaltung für das Genre Krimi und seine Autoren, finde ich, die vom Publikum sehr gut angenommen wird, was man u.a. daran sieht, dass Wochen vorher schon viele Veranstaltungen ausverkauft sind.

Kriminetz: Vielen Dank, Patrick Baumgärtel, für die Beantwortung der sieben Fragen.

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