Sieben Fragen an Robert Preis

Das Foto zeigt den Journalisten und Schriftsteller Robert Preis. Foto: © Jürgen Schmid

Der Schriftsteller und Journalist Robert Preis wurde 1972 in Graz geboren und ist dort aufgewachsen. Er studierte an der Universität Wien Publizistik und Ethnologie. Schon während seines Studiums war er als Freier Mitarbeiter und Praktikant für ORF Steiermark und Wien, Kronen Zeitung, Kurier, Rennbahn Express, Täglich Alles sowie in der Werbebranche tätig. Berufserfahrungen sammelte er zu der Zeit außerdem als Zeitungsausträger, Mitarbeiter der MA48 in Wien (Müllabfuhr), Weinbau-Hilfsarbeiter in Kanada, Platzwart in einem Tennis-Center und jahrelang an der Bar des legendären "Jazzland" in Wien.

Während der Jahre 1998 bis 2000 lebte er in Osjek (Kroatien) und absolvierte den Auslandszivildienst in dem von der Friedensnobelpreisträgerin Katharina Kruhonja geleiteten "Zentrum für Frieden, Gewaltlosigkeit und Menschenrechte". Dort war er Mitbegründer der Jugendzeitschrift "Burek".
Robert Preis ist seit dem Jahr 2000 Redakteur der Kleinen Zeitung in Graz. 1996 veröffentlichte er einen Kurzgeschichten-Band, nach Ausflügen in SciFi, Fantasy und Sachbüchern lässt ihn das Krimi-Genre nicht mehr los. Er ist Mitglied des Krimiautoren-Verbandes Syndikat und des Kulturvereins K3. Außerdem ist Robert Preis Initiator des Grazer Krimifestivals Fine Crime™, welches seit 2015 in Graz in Kooperation mit dem Kriminalmuseum stattfindet.

Robert Preis wohnt mit seiner Familie in der Nähe von Graz.

Für Kriminetz beantwortete er sieben Fragen.

Kriminetz: Soeben ist dein neuer Kriminalroman im Emons-Verlag erschienen. Er trägt den Titel „Grazer Wut“. Worum geht es darin?

Robert Preis: Mein Ermittler Armin Trost wird entführt, erpresst, gepeinigt. Das Ganze spielt sich in einem abgelegenen Ort namens Geistthal ab. Ein biblischer Schneesturm hat das Dorf von der Umwelt abgeschnitten. Ein lang gehegter Racheplan geht in Erfüllung und eine uralte, aufgestaute Wut macht sich über Trost her. Dazu gibt’s einen Gefängnisaufstand, Eifersucht, Gewalt und viel Täuschung. So in etwa könnte man das beschreiben...

Kriminetz: Ist dir die Verortung deiner Krimis in der Steiermark wichtig? Oder könnten sie auch woanders spielen?

Robert Preis: In meinen Krimis ist die Verortung schon wichtig, da ich auch Geschichte und Gschichterln der jeweiligen Region einfließen lasse. In Grazer Wut etwa lebt die Legendenwelt eines Bergdorfs wieder auf, und auch in den Vorgängerromanen kommen immer wieder alte Legenden und die jeweiligen Eigenheiten der Bewohner vor. Da ging es etwa um das Phänomen der unterirdischen Gänge in der Oststeiermark, die Grazer Geisterwelt, den Maskenkult in einsamen Schlössern und historische Mordfälle in der Steiermark.

Kriminetz: Du hast heuer fast zeitgleich zum Krimi das Buch „Sagen aus der Steiermark“ herausgegeben. Da ist doch sicher auch Kriminelles dabei?

Robert Preis: Zumindest verbreiten Sagen stets dieses geheimnisvolle, mysteriöse Atmosphäre, die ich auch bei Krimis und Thrillern so schätze. Unsere Legendenwelt ist düster und merkwürdig, mir gefällt daran das lapidar Gewalttätige, die Brutalität, die ganz beiläufig erzählt wird, wie man das ja auch aus der Märchenwelt kennt. Dazu die klar definierten Protagonisten, eine bunte Mischung aus Helden und Verlieren, wilden Kreaturen und liebevollen Zeitgenossen – alles wunderbar schaurig aber auch stimmig. Man könnte sagen, in der Sagenwelt herrscht die Plausibiltät des Surrealen.

Kriminetz: Wenn ich mir so anschaue, was du alles machst, kommt mir der Gedanke: Du hast ein verdammt gutes Zeitmanagement?

Robert Preis: Danke. Was sag ich jetzt drauf? Ich befürchte, ich lege auch eine große Portion Ruhelosigkeit an den Tag, bin also sozusagen triebgesteuert.
Grundsätzlich ist es so: Ich arbeite von 5 bis etwa 9.30 Uhr an meinen Projekten. Dazwischen gibt’s das alltägliche „Familienchaos“, wenn drei Kinder in die Schule müssen, meine Frau in die Arbeit fährt und der Hund seine Runde braucht.
Dafür habe ich aber selten Anlaufprobleme, muss keinen Spaziergang einlegen, um in die richtige Stimmung zum Schreiben zu kommen. Ich setz mich hin und schreibe.
Wichtig ist glaube ich nur, dass man ständig dran bleibt. Nicht locker lässt. Das ist wie beim Laufen: Nur wer auch dann läuft wenn er gar keine Lust dazu hat, spürt den Effekt.

Kriminetz: Du hast das Krimifestival Fine Crime aus der Taufe gehoben. Man sagt gemeinhin, wenn etwas drei Mal stattgefunden hat, gilt es als etabliert. Kann man das für euer Krimifestival auch sagen?

Robert Preis: Oh, das trau ich mich jetzt nicht zu behaupten. Wahr ist, dass der Bekanntheitsgrad rasch gestiegen ist und es kontinuierlich wächst.

2018 wird es drei Tage dauern und international besetzt sein, Autoren aus drei Ländern und ganz Österreich werden dabei sein, vor allem natürlich viele Steirer, denn für die soll es ja eine Bühne sein.
Ich will mit dem Festival auch der Branche etwas zurückgeben – den Buchhändlern, Autorenkollegen und Verlagen. Ich bin überzeugt davon, dass man aus Literatur schon eine richtig große Sache machen kann und ich hätte auch noch eine ganze Menge Ideen, um das alles noch auszubauen. Aber da gelangen wir dann in Sachen Zeitmanagement wirklich an die Kapazitätsgrenzen.

Kriminetz: Zusammen mit Christian Bachhiesl hast du im Mai die Lange Nacht des Krimis im Theater am Lend so genial moderiert, dass ich den Verdacht hegte, ihr habt heimlich eine Moderatorenschule besucht. Dein Kollege hat das schon geleugnet, was hast du dazu zu sagen?

Robert Preis: Nein, hab ich auch nicht. Ich erinnere mich nur immer wieder an einen Auftritt vor 25 Jahren, als ich bei einem Literaturwettbewerb mit meinem Text als Favorit auf einen Spitzenplatz galt. Dann kam das Vorlesen und ich schaffte es nicht einmal unter die ersten Drei, weil niemand auch nur ein Wort von dem verstanden hatte, was ich sagte. Ich war so nervös, dass ich die Sätze regelrecht verschluckte. Ich hatte Angst vor der Pause. Vor der Stille. Die hab ich irgendwann abgelegt. Jetzt hole ich auch ab und zu Luft.
Im Ernst: Bei diesen 6-Minuten-Lesungen geht es um die Autoren, wir sind da nur die Pausenfüller zwischen dem Kommen und Gehen.

Kriminetz: Du warst Teil der SOKO Crminale, die die sehr erfolgreiche Criminale des Syndikats in Graz organisierte. Was war für dich das Spannendste dabei?

Robert Preis: Zu sehen, wie viele Leute begeistert mitmachten. Die GrazGuides mit ihren speziellen Krimi-Führungen, die Medien mit Krimi-Quiz und unzähligen Beiträgen. Und ich war froh darüber, dass in Graz auch wieder Wert darauf gelegt wurde, dass Autoren vor Publikum lesen. Eine Criminale, die sich auf ihr Tagungsprogramm konzentriert und die Lesungen vernachlässigt ist schwer zu finanzieren. Und fast 4000 Literatur-Zuschauer in fünf Tagen, das war schon großartig und macht hellhörig.
Jetzt hoffe ich, dass Graz lange in Erinnerung bleibt und wir mit dem Fine Crime Festival, das bislang pro Lesung kaum unter 150, 200 Zuschauern liegt, am Ball bleiben.
Und natürlich hoffe ich, dass heimische Krimiautoren im Sog der Aufmerksamkeit einen neuen Hype auslösen. Krimiautoren aus Österreich mit ihrem archaischen Thrill und dem Alpenwestern-Charme, die brauchen sich ja nicht zu verstecken. Man muss sie halt nur hinter den vielen Bergen entdecken.

Kriminetz: Vielen Dank, Robert Preis, für die Beantwortung der sieben Fragen.

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