Sieben Fragen an Romy Fölck

Das Foto zeigt Romy Fölck. Foto: © Susann Döring

Romy Fölck lebt in Leipzig und in der Nähe von Hamburg. Sie absolvierte ihr Jurastudium in Dresden und schrieb in dieser Zeit bereits ihren ersten Krimi, der dann später veröffentlicht wurde. Neben ihren Krimis "Täubchenjagd“, „Blutspur“ und "Duell im Schatten“, die alle im Dresdner Kahl-Verlag erschienen, hat sie viele Kurzgeschichten veröffentlicht. Die Schriftstellerin ist Mitglied im Syndikat, der Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur. „Duell im Schatten“ war auf der Shortlist für den Bücherbüffet-Preis Karlsruhe.

Für Kriminetz beantwortete Romy Fölck sieben Fragen.

Kriminetz: Deine Krimis spielen in Dresden. Hast du bewusst den, wenn auch kurzen, Abstand zu deinem momentanen Wohnort Leipzig gewählt?

Romy Fölck: Ich habe viele Jahre in Dresden gelebt und dort studiert, und ich habe immer noch eine besondere Beziehung zu dieser schönen Stadt an der Elbe, auch wenn ich mich jetzt mehr in Leipzig oder Hamburg aufhalte. Dort ist mein erster Krimi entstanden und wurde vom Dresdner Kahl-Verlag verlegt. Außerdem habe ich in der Stadt noch Freunde, Familie und meine Krimileser, so dass Dresden meine große Liebe bleibt, egal wo ich lebe.

Kriminetz: Du hast deine Referendarzeit während deiner Ausbildung zur Juristin in Dresden absolviert. Referendare durchlaufen während dieser Zeit mehrere Stationen, eine davon war bei dir die Schwurgerichtskammer des Dresdner Landgerichtes. Hat dich das Erlebte damals darin bestärkt, Krimis schreiben zu wollen?

Romy Fölck: Meinen ersten Krimi hatte ich schon vorher geschrieben, bevor ich Referendarin am Landgericht wurde. Dennoch hat mich diese Zeit sehr geprägt, da ich am Schwurgericht der Verhandlung eines der größten ostdeutschen Mordfälle beiwohnen durfte. Die Abwägung von Schuld und Unschuld während des Prozesses, das Leid auf der Seite der Opfer und auch das Schicksal des Täters haben mich sehr berührt und nachdenklich gestimmt. Das Erlebte stellte für mich die Weichen, wie ich heute Krimis schreibe.

Kriminetz: Du wurdest in Meißen geboren. Hast du selbst edles Porzellan im Schrank stehen?

Romy Fölck: Ja, ein kleines Tellerchen aus Meißner Porzellan. Es ist ein Geschenk, was ich als Schulkind von der Patenbrigade erhielt, die es zu DDR-Zeiten gab und die Kontakte zur Meißner Porzellanmanufaktur hatte. Lang ist´s her.

Kriminetz: In deinem aktuellen Krimi „Duell im Schatten“ erzählt eine alte Frau von der Dresdner Bombennacht, die ihre Spuren in die Stadt und in die Erinnerungen der Überlebenden gegraben hat. Die Erzählung ist so plastisch – hast du Zeitzeugen befragt?

Romy Fölck: Nein, persönliche Gespräche dazu habe ich nicht geführt. Aber ich habe mich sehr intensiv auf diese Szene vorbereitet, habe viel darüber gelesen und Dokumentationen angesehen, in denen Zeitzeugen von dieser Bombennacht erzählen. Diese Berichte musste ich dann erst einmal sacken lassen, bevor ich darüber schreiben konnte. Das Echo auf diese Szene ist unabhängig vom Alter der Leser überwältigend! Ich dachte, junge Leser würde das in einem Krimi vielleicht nicht interessieren. Das ganze Gegenteil ist der Fall! Das freut mich sehr.

Kriminetz: Woher kam die Idee, diese Ereignisse zu thematisieren? Also dass jemand nach so langer Zeit immer noch nach Kriegsverbrechern aus dem zweiten Weltkrieg sucht?

Romy Fölck: Es hat mich immer sehr interessiert, wenn in der Presse über uralte Kriegsverbrecher berichtet wurde, ein Beispiel ist der Fall John Demjanjuk. Ich wollte aber dennoch über Kriegsverbrechen schreiben, die hier in Deutschland weniger bekannt sind. Irgendwann bin ich bei meinen Recherchen auf die kroatische Ustascha gestoßen. Es war unglaublich, was damals 1941 am Balkan passierte. Als ich von diesen abscheulichen Verbrechen las, war das Feuer entfacht, weshalb ich dieses Buch unbedingt schreiben wollte.

Kriminetz: An einer Stelle in deinem Buch gibt ein Richter zu bedenken, dass er es wichtiger fände, Schulkinder über das Bombardement im Gazastreifen aufzuklären als über siebzig Jahre alte Gräueltaten. Wieso ist es trotzdem richtig, die „alten Geschichten“ aufzubereiten?

Romy Fölck: Die Verbrechen der NS-Zeit dürfen natürlich niemals in Vergessenheit geraten! Ich bin in Meißen, in der Nähe von Dresden geboren und kann mich noch genau erinnern, wie ich als Kind an den Trümmern der Frauenkirche stand und wie mulmig dieses Gefühl für mich war, dass noch vor wenigen Jahrzehnten meine Heimat in Schutt und Asche gelegt worden war und wie viele Menschen in ganz Europa in diesem sinnlosen Krieg gestorben sind. Das muss immer ein Thema in der Schule bleiben! Ich habe demnächst eine Schullesung mit „Duell im Schatten“. Vielleicht kann mein Buch etwas dazu beitragen, dass junge Menschen sich weiterhin über diese alten Kriege Gedanken machen.

Kriminetz: Du hast die "LIT AQUA - Literatur & Talk auf der Elbe" in Dresden veranstaltet, Ort war ein Salonschiff am Terrassenufer. Ist dir eine Veranstaltung aus der Reihe besonders in Erinnerung geblieben?

Romy Fölck: Die „LIT AQUA“ hat zweimal auf einem Salonschiff auf der Elbe stattgefunden und beide Abende waren etwas ganz besonderes. Ich freue mich, dass ich meine geschätzten Autorenkollegen Andreas Izquierdo, Norbert Horst und Kai Leuner an Bord holen konnte, bevor es finanziell leider nicht mehr möglich war, dieses Konzept fortzusetzen. Nun lese ich aber erst einmal selbst im Dresdner „Schillergarten“ mit Blick auf das „Blaue Wunder“, wo mein neuer Roman seinen Anfang findet und freue mich sehr auf mein Dresden!

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