Sieben Fragen an Rosemarie Benke-Bursian

Das Foto zeigt die Schriftstellerin Rosemarie Benke-Bursian.

Die Schriftstellerin Rosemarie Benke-Bursian ist promovierte Diplom-Biologin. Seit 1995 ist sie freiberufliche Journalistin und Autorin und veröffentlicht neben Sachbüchern zu Mathematik, Physik, Astronomie und Biologie auch Gedichte, Kindergeschichten, Kurzgeschichten sowie Kurzkrimis. Im Jahre 2003 gewann sie beim ABDA-Literaturwettbewerb den Sonderpreis "Kindergeschichte“.
Rosemarie Benke-Bursian arbeitet als Autorencoach, leitet kreative Schreibwerkstätten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene und ist immer offen für neue Projekte. Sie ist im Autorinnen-Netzwerk Mörderische Schwestern aktiv.

Für Kriminetz beantwortete Rosemarie Benke-Bursian sieben Fragen.

Kriminetz: Du hast soeben mit zwei MitautorInnen einen Krimi veröffentlicht, „15 Tage“. Magst du erzählen, worum es darin geht?

Rosemarie Benke-Bursian: In dem Krimi geht es um einen verschwunden Jugendlichen, der immer mysteriöser erscheint, je länger der Junge verschwunden ist.
Dabei handelt es sich um einen klassischen Ermittlerkrimi, bei dem der Leser anhand der verschiedenen Hinweise, Aussagen und Überlegungen der ermittelnden Polizisten miträtseln kann

Kriminetz: Veronika Otto und Jonas Höbenreich sind die beiden MitautorInnen. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Rosemarie Benke-Bursian: Die hat sich aus einer Kinder-Ferienschreibwerkstatt heraus ergeben, wobei wir „lediglich“ einen Kurzkrimi schreiben wollten, der mit Ende der Schreibwerkstatt fertig gestellt sein sollte. Doch am Ende der Schreibwerkstatt hatten wir nach vielen Diskussionen und Änderungen tatsächlich nur das Grundgerüst für die Vorgeschichte, also das, was sich ereignet, bevor der Junge verschwindet mit den so wichtigen Fragen nach dem Warum und Wie entwickelt. Von den vier Teilnehmern der Schreibwerkstatt wollten die beiden genannten Jugendlichen den Krimi aber gerne noch fertig schreiben. Und so kam es dazu, dass wir uns im Rahmen einer gesonderten Art von „Krimischreibwerkstatt“ weiterhin trafen.

Kriminetz: Wie habt ihr die Zusammenarbeit umgesetzt? Hat jeder einzelne Kapitel geschrieben oder bekam jeder eine eigene Figur zugewiesen?

Rosemarie Benke-Bursian: Ja, so ähnlich hatte ich das zu Anfang gedacht.
Daher hatte ich zu Beginn auch über Kärtchen die Figuren und die Plot-Idee verteilt, so dass jeder von uns – ich war von Anfang an, eine der Mitschreibenden – eine erste Aufgabe hatte – und drei siedelten schon dabei den Krimi in Tutzing an, was wir dann auch übernommen haben. Aus den Figurenentwürfen und dem Plot-Gedanken entwickelten konzipierten wir in Gesprächen die Gesamtgeschichte. Doch da die Schreibwerkstatt dann zu Ende war blieben ja nur noch zwei dabei. Die einzelnen Szenen dann allein zu Hause zu schreiben hat die Jugendlichen aber in ihrem normalen Schulalltag überfordert.
Wir haben dann noch ausprobiert, weiter gemeinsam zu schreiben – doch damit kamen wir nicht richtig voran und so habe ich schließlich die Geschichte sozusagen vorgeschrieben und die beiden haben sie gelesen und kommentiert. Bei den gemeinsamen Treffen haben wir dann ihre Ideen und Änderungswünsche diskutiert, aber auch Hintergründe zur Polizeiarbeit und manchmal sind wir rumgefahren und haben die diversen Schauplätze besucht.

Kriminetz: Du leitest Schreibwerkstätten. Lässt sich „schreiben“ erlernen?

Rosemarie Benke-Bursian: Ich würde sogar sagen, das Schreiben muss man erlernen. Genauso wie das Musizieren oder das Malen. Denn auch wenn sicherlich ein gewisses Talent, Sprachgefühl und vor allem Spaß am Fabulieren vorhanden sein sollte, gibt es doch auch eine Menge an Schreibtechniken bzw. Handwerkszeug, das man kennen und anwenden lernen muss. Denn die sprachlichen Hilfsmittel sind es schließlich, die den Leser genau das aus dem Test herauslesen und empfinden lassen, was der Autor ausdrücken wollte: Spannung oder eine anschauliche Schilderung. Eine Emotion oder was ganz besonders schwierig ist: Humor.
Wer einfach nur hinschreibt, dass die Hauptfigur sich gerade fürchtet, hat dem Leser ja noch lange kein beklemmendes Gefühl vermittelt.
Aber das Erlernen beginnt oft schon vor der Geschichte. Wie setze ich eine noch nebulöse Idee in einen interessanten Plot um. Wie bzw. an welcher Stelle meiner Geschichte fange ich an? Manch Autor verzweifelt gleich mal am ersten Satz. Dazu kommen Fragen nach der Struktur, dem Szenenaufbau, Figurenentwicklungen, lebendigen Dialogen und vieles andere mehr. Und plötzlich wird jeder einzelne Satz zu einer Herausforderung.
Sicher gibt es Naturtalente, die sofort stilsicher eine spannende Geschichte formulieren können. Doch selbst die werden sich weiterentwickeln, denn wer schreibt, der lernt permanent dazu.

Kriminetz: Die „Mörderischen Schwestern“ sind ein Netzwerk für Krimi-Autorinnen. Wie wichtig ist für dich der Austausch mit anderen?

Rosemarie Benke-Bursian: Sehr wichtig.
Und ich kann es eigentlich nur jedem raten, den Austausch zu suchen. So wie in jedem Fach, Beruf der Austausch mit anderen immer wieder bereichernd ist. Es erweitert den Blickwinkel, plötzlich lassen sich Texte noch ganz anders lesen und interpretieren. Man erhält Tipps, Unterstützung und neue Möglichkeiten sich zu präsentieren. Man lernt von und durch die anderen und wer nicht gerade ein Einsiedler ist, findet durch diesen Austausch immer wieder auch neuen Spaß am Schreiben. Denn das Ringen mit dem eigenen Text und der eigenen – tatsächlichen oder vermeintlichen - Unzulänglichkeit kann sehr frustrierend sein.
Dazu kommt die nicht einfache Verlagsszene und ein Buchmarkt der unüberschaubar ist. Durch den Austausch mit anderen ist es einfacher, Durchhaltevermögen zu entwickeln, sich nicht entmutigen zu lassen, den eigenen Weg zu finden.

Kriminetz: Was erwartet die Gäste einer „Ladies Crime Night“?

Rosemarie Benke-Bursian: Eine ausgesprochen kurzweiliges Leseevent, bei dem mehrere – manchmal bis zu 10 oder 12 – Mörderische Schwestern einen kurzen Text aus ihren Werken lesen. Nach etwa 6 Minuten werden sie dann von der Bühne „geschossen“, weshalb eine Ladies Crime Night (LCN) auch die Lesung mit dem „Schuss“ heißt.
Dabei sind die lesenden Autorinnen in „Schwesterntracht“ gekleidet, das heißt in rot-schwarzer Kleidung, die allerdings frei gewählt werden kann. Rot-schwarz ist auch die Bühnendekoration, was der Lesung einen zusätzlichen Glanz verleiht. Zusammen mit Anmoderation, Pause, Gespräche mit den Autoren, Bücherverkauf und nicht selten Musik, Drinks und Snacks wird üblicherweise für alle Beteiligten ein vergnüglicher Abend daraus.

Kriminetz: Du bist promovierte Biologin. Liegt dir die Natur besonders am Herzen?

Rosemarie Benke-Bursian: Auf jeden Fall.
Schon als Kind habe ich nicht nur gerne geschrieben, sondern mich für die Natur, besonders für Tiere interessiert, bin gerne herumgestromert und habe vor allem meine Mutter mit Würmern, Schnecken und Insekten in Gläsern, Kartons oder sogar der Hosentasche „beglückt“. Damals schon wollte ich unbedingt Forscherin werden, in ferne Länder reisen und Löwen, Tiger und vor allem Wölfe in der Natur beobachten, filmen und darüber berichten.
Und schon damals habe ich meine Leidenschaft fürs Schreiben mit der für die Natur verbunden, meine Geschichten mit Naturbeschreibungen unterfüttert, über Tiere geschrieben sowie Lebewesen und Landschaften in den buntesten Farben erfunden.

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