Sieben Fragen an Sandra Thoms

Das Foto zeigt Sandra Thoms.

Sandra Thoms ist Verlegerin aus Leidenschaft. „Lieber barfuß als ohne Buch“, so lautet das Motto des von ihr gegründeten Dryas-Verlages. Der Dryas-Verlag ist Fördermitglied der Autorenverbände „Mörderische Schwestern“ und „Syndikat“. Sandra Thoms ist außerordentliches Mitglied im „forum anders reisen“, wo auf nachhaltige Reiseangebote gesetzt wird. Sie unterstützt die Kampange „Because I am a Girl“, die sich für die Rechte von Mädchen weltweit einsetzt. Nach Stationen in Mannheim und in Oldenburg ist der Verlag mittlerweile in Frankfurt angekommen, der „Stadt der Bücher“, wo alljährlich die größte Buchmesse der Welt stattfindet. Zum Dryas Verlag gehören ebenfalls die Verlage Goldfinch und Edition Reiseratte.

Für Kriminetz beantwortete Sandra Thoms sieben Fragen.

Kriminetz: Die durch das Internet ausgelösten Veränderungen, die wir seit einigen Jahren alle hautnah miterleben, sind mit der umwälzenden Erfindung des Buchdrucks gleichzusetzen. Wie immer wird man erst im Nachhinein genau wissen, wohin die Reise führt. Manche meinen, in Zeiten von E-Publishing wären Verlage irgendwann nicht mehr nötig. Als Verlegerin siehst du das sicherlich anders?

Sandra Thoms: Ich denke, E-Publishing bietet viele neue Möglichkeiten, sowohl Verlagen als auch Autoren. Die Kostenstruktur bei digitalen Veröffentlichungen ist eine andere und ermöglicht so die Umsetzung von Projekten, die früher aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit unter den Tisch gefallen wären und das freut mich sehr. Die Rolle der Verlage ist meiner Meinung nach hierbei aber unverändert geblieben, ein Verlag unterstützt Autoren bei der Erstellung ihrer Texte finanziell und inhaltlich, er fördert den Verkauf der Bücher (egal ob gedruckt oder digital) und er wählt für den Leser Buchtitel mit entsprechender Qualität aus. Ich denke, alle diese Aufgaben eines Verlags sind nach wie vor gefragt.

Kriminetz: Was waren deine Beweggründe, einen eigenen Verlag zu gründen?

Sandra Thoms: Meine Begeisterung für Bücher und das was sie vermitteln. Ich denke, ohne das Wissen und die Geschichten, die wir in Büchern finden, wäre unser Leben um einiges ärmer und ich freue mich, mit dem Verlag einen kleinen Beitrag zur Vielfalt leisten zu können.

Kriminetz: Du leitest den Dryas-Verlag, der sich inzwischen auf Romane mit Schwerpunkt 19. Jahrhundert spezialisiert hat. Vor wenigen Jahren hast du den Goldfinch-Verlag als „Imprint“ übernommen. Was ist ein „Imprint“ und welche Bücher erscheinen bei Goldfinch?

Sandra Thoms: Ein „Imprint“ ist in der Verlagsfachsprache nichts anderes als ebenfalls ein Verlag. Nur das dieser Verlag nicht eine eigene Firma ist, sondern quasi als Markenname Teil einer anderen Firma. Beim Goldfinch Verlag liegt der Schwerpunkt auf Großbritannien, insbesondere aber auf britischen Krimis im Stil von Agatha Christie.
Inzwischen ist übrigens noch ein weiteres Imprint dazu gekommen, die Edition Reiseratte. Hier liegt der Fokus auf Inhalten rund ums individuelle Reisen.

Kriminetz: Wie muss ein Krimi geschrieben sein, um dich als Verlegerin anzusprechen?

Sandra Thoms: Mich persönlich faszinieren immer besonders komplexe und besondere Charaktere, ich fiebere gerne mit den Personen der Geschichte mit. Und ich mag es nicht, wenn die Handlung der Geschichte in großen Blutrauschorgien untergeht. Diese beiden Kriterien lassen meine Kollegen und ich auch bei der Auswahl der Goldfinch Krimis einfließen.

Kriminetz: Hast du manchmal Lust, selbst einen Krimi zu schreiben?

Sandra Thoms: Ehrlich gesagt, nein. Ich liebe es, Büchern auf die Welt zu helfen, aber ich bin keine Autorin. Ich weiß zu genau, was man leisten muss, wenn man ein Buch schreibt und diese gewaltige Aufgabe ist mir eine Nummer zu groß :-)

Kriminetz: Magst du folgenden Satz beenden: Das Besondere der im Dryas-Verlag erschienenen Romane ist …

Sandra Thoms: …die fesselnde Geschichte. Wer einmal angefangen hat, mag das Buch nicht mehr weg legen, versprochen.

Kriminetz: Was fasziniert dich denn am 19. Jahrhundert?

Sandra Thoms: In dieser Zeit war unglaublich viel in Bewegung. Es gab neue Erfindungen, die den Alltag revolutioniert haben, wie die Eisenbahn oder den Telegrafen. Der Blick auf die Welt ist umfassender geworden und das hat sich nicht zuletzt auch auf die moralischen Regeln und politischen Systeme ausgewirkt. Eine spannende Zeit, deren Folgen wir heute noch spüren.

Vielen Dank, Sandra Thoms, für die Beantwortung der Fragen.

Zur Website des Dryas-Verlages, von Goldfinchbooks und zur Edition Reiseratte