Sieben Fragen an Ulrike Alter

Das Foto zeigt Ulrike Alter. © Foto Schade

Die Schriftstellerin Ulrike Alter ist Volkswirtin und arbeitete viele Jahre als Feldleiterin in einem Marktforschungskonzern in Frankfurt. Sie engagiert sich bei den „Mörderischen Schwestern“ und schreibt seit ihrer Pensionierung Kriminalromane. Mit ihrem Krimi „Doppelabsturz“ belegte sie 2011 den dritten Platz im Wirtschaftskrimi-Wettbewerb bei Frankfurter Allgemeine Buch, wo ihr Krimi auch veröffentlicht wurde. Ulrike Alter hat gemeinsam mit der Regionalgruppe Frankfurt und Rhein-Main der Mörderischen Schwestern das „Krimadonna Frauenkrimifestival“ vorbereitet, das im November in Mainz und im Rhein-Main-Gebiet stattfinden wird.

Für Kriminetz beantwortete Ulrike Alter sieben Fragen.

Kriminetz: Dein Krimi „Doppelabsturz“ wurde nach deiner Pensionierung veröffentlicht. Musstest du erst mit deinem Erwerbsleben „abschließen“, bevor du der lesenden Öffentlichkeit deine „kriminelle“ Seite zeigen wolltest?

Ulrike Alter: Als Feldleiterin in der Marktforschung hätte ich gar keine Zeit gehabt, ein Buch zu schreiben. Zur Entspannung habe ich aber oft Krimis gelesen und ab und zu gedacht, dass die Ereignisse im Unternehmen durchaus Stoff für einen Krimi hergeben würden.
Es stimmt jedoch, mit etwas Abstand zum täglichen Trubel und zu den Personen konnte ich dann meine Figuren und Geschichten entwickeln, ohne an Tagesvorkommnissen zu kleben, die vielleicht im Moment furchtbar wichtig erschienen, bei abgeklärter Betrachtung aber doch weniger interessant waren.

Kriminetz: Beim Lesen deines Krimis entsteht der Gedanke, wenn man solche Kollegen hat, braucht man keine Feinde mehr. Inwieweit hat sich das Klima in den Marktforschungsinstituten durch die wirtschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre verändert?

Ulrike Alter: Die Kollegen sind doch gar nicht so ungewöhnlich, die Ehrgeizlinge, die Statusbewussten, die Überforderten gibt es in jedem größeren Unternehmen, ich habe ihr Verhalten nur ein wenig zugespitzt und übertrieben gezeichnet.
Marktforschung ist ausgesprochen konjunkturabhängig, sobald die Branche, für die gerade geforscht wird, kriselt, kriselt es auch in der Marktforschung. Während meiner Berufszeit sind wir durch eine Reihe wirtschaftlicher Auf- und Abschwünge gegangen. Die Entwicklung der letzten Jahre ist da nicht viel anders: Die Konkurrenz verschärft sich. Deshalb ist es ja so wichtig, einen Vorsprung bei der Leistungsfähigkeit der Prognosemethoden zu bieten. Dass man dafür wie mein Bösewicht über Leichen geht, ist eher unüblich. Im übertragenen oder, wie es bei mir heißt, im doppelten Sinne kommt es jedoch öfter vor.

Kriminetz: Was waren deine Gründe, dich den Mörderischen Schwestern anzuschließen?

Ulrike Alter: Beim Schreiben ist man ja ganz allein auf sich gestellt, obwohl ich es genieße, arbeiten zu können ohne Vorgaben und Zeitdruck, fehlt mir doch hin und wieder die Kommunikation mit den Kollegen. Vor allem der Gedankenaustausch mit anderen Frauen, die sich ebenfalls mit Krimis beschäftigen, war für meinen Beitritt wichtig. Dann hat mir auch die Idee des Netzwerkes, in dem man sich gegenseitig unterstützt, zugesagt. Natürlich musst du dich selbst aktiv einbringen, wenn du die Vorteile des Netzes nutzen willst. Aber dann bietet der Verein viele Möglichkeit zu persönlichen Kontakten auf regionaler Ebene und einmal im Jahr bei Vollversammlung und Krimadonna Festival kannst du Gleichgesinnte aus der ganzen Republik, aus Österreich und der Schweiz treffen.

Kriminetz: Gemeinsam mit den Mörderischen Schwestern der Regiogruppe Frankfurt und Rhein-Main hast du das diesjährige Krimadonna Frauenkrimifestival vorbereitet. Auf welche Höhepunkte im Programm freust du dich dabei selbst am meisten?

Ulrike Alter: Ich freue mich ganz besonders auf die Ladies Crime Night. Ich bin jedes Mal wieder überrascht und angetan davon, wie viel Talent und Können unsere Mörderischen Schwestern in so kurzer Zeit zeigen und was für fantastische Ideen sie haben.
Dasselbe gilt für die vielen Lesungen, die im ganzen Rhein-Main-Gebiet stattfinden und von denen ich so viele wie nur möglich besuchen werde.

Kriminetz: Was macht mehr Spaß – die Arbeit im Meinungsforschungsinstitut oder für einen Roman zu recherchieren und ihn zu schreiben?

Ulrike Alter: Das hält sich die Waage. Die Marktforschung ist eine wahnsinnig interessante Branche, nur kaum jemand außerhalb der Branche weiß davon. Mir hat die Arbeit immer viel Spaß gemacht. Heute wäre ich aber dem Zeit-, Leistungs- und Kostendruck dieser Projektarbeit gar nicht mehr gewachsen, da macht mir das Arbeiten am Schreibtisch ganz nach meinen eignen Vorstellungen und entsprechend meinem eignen Lebensrhythmus mehr Spaß.

Kriminetz: Hast du ein Lieblingsbuch?

Ulrike Alter: Oh ja! Einen Dauerbrenner sozusagen. Ich lese, seit ich schreibe Proust „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, von Swann bis zur wiedergefundenen Zeit und wieder von vorn. Sehr entspannend und fürs Schreiben inspirierend. Unglaublich, wie der Autor es versteht, Spannung aufzubauen, ohne dass etwas Aufregendes passiert.

Kriminetz: Arbeitest du zurzeit an einem neuen Krimi und willst du etwas darüber verraten?

Ulrike Alter: Ja, ich schreibe wieder einen Regional-Krimi. Diesmal nicht über Marktforschung in Frankfurt, sondern über ein dunkles Geheimnis in der Vergangenheit meiner kleinen Stadt, das, wie sich herausstellt, in der Gegenwart zu unerklärlichen Todesfällen führt …

Vielen Dank, Ulrike Alter, für die Beantwortung der Fragen.