Titus Müller mit Nachtauge in Bruchsal

Das Foto zeigt Titus Müller bei seiner Lesung in Bruchsal. Foto: © Larissa Schmid, Kriminetz

Der Saal, in dem die Lesung stattfindet, ist bis auf den letzten Platz gefüllt, als Titus Müller ankommt. Da die veranstaltende Buchhandlung nicht über derart viele Plätze verfügt, wie nun Gäste gekommen sind, wurde vorausschauend gleich mit dem großen Saal geplant. Darüber ist man nun sehr froh. Titus Müller kommt direkt vom Bahnhof, morgen geht es schon wieder weiter für ihn zur nächsten Lesung in die nächste Stadt. Der Autor wird kurz professionell verkabelt und gleich geht’s auf die Bühne. Er nimmt gar nicht erst Platz auf dem bequemen Lesesessel, der eigens für ihn bereit gestellt wurde. Titus Müller erzählt, liest und fesselt im Stehen.

Bevor er aus seinem Thriller Nachtauge einige besonders spannende Passagen liest, erzählt der Autor von der damaligen Ausrüstung deutscher Spione zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Die hatten zum Beispiel eine Säge, die als Schnürsenkel getarnt war. Wenn man den Stoff von der Säge abnahm, hatte man einen stabilen Draht mit Zähnen, mit dem man sogar Gitterstäbe durchsägen konnte. Damit die Spione sich nach der Flucht nicht verirrten, enthielten ihre Schuhabsätze klein gefaltete Karten aus Seide, der Kompass fand im Hemdknopf Platz. Selbst im präparierten Kleingeld war Platz für Codes, die sie für die Übermittlung ihrer Nachrichten nutzten.

„Nachtauge“ hat der Autor erfunden. Es ist der Codename einer deutschen Spionin, die eine große Aufgabe hat: Sie will dazu beitragen zu verhindern, dass die Briten die Möhnetalsperre sprengen. Die Sprengung dieser Anlage würde mit der plötzlichen Freisetzung der gewaltigen Wassermasse eine Verwüstung gigantischen Ausmaßes bewirken. Aber es gibt einen zweiten Erzählstrang im Roman, denn bei der akribischen Recherche stieß Titus Müller auf ein Liebespaar, das es so gar nicht hätte geben dürfen. An der Möhnetalsperre gab es ein Lager für Zwangsarbeiterinnen. Ungefahr 800 Frauen aus Russland und der Ukraine mussten dort arbeiten. Es gab sehr strenge Regeln für den Umgang mit ihnen. Völlig untersagt waren Liebesbeziehungen zu den Frauen, sie wurden mit Tötung oder mit der Verbringung in eines der Konzentrationslager geahndet. Und ausgerechnet der Lagerleiter verliebte sich gegen alle Verbote in eine der Frauen: zusätzlicher Stoff für den Roman mit seinen vielschichtig angelegten Charakteren.

Während Titus Müller in der Pause geduldig die sehr lange Signierschlange „abarbeitet“, laben sich die übrigen Gäste am im Foyer aufgebauten üppigen Büffet.

Nach der Pause stellt der Autor zahlreicher historischer Romane, der mit mehreren Preisen ausgezeichnet und vor wenigen Tagen in den PEN-Club gewählt wurde, eines seiner Glücksbücher vor. Aber auch für denjenigen, der unglücklich sein will, hält der Autor eine Anregung parat: Einfach die eigenen Ansprüche genügend hoch schrauben, dann fällt das Unglücklichsein umso leichter.

Neben humorvollen Anekdoten aus seinem eigenen Leben flicht Titus Müller auch Betrachtungen zu Gott in sein Glücksbuch mit ein. Denn der gläubige Christ ist überzeugt davon, Gott ist immer an unserer Seite und Gott geht mit jeden seinen ganz persönlichen Weg. Mit einem Zitat von Augustin und der Anregung, sich die Zeit zu nehmen, die vielen Wunder die uns umgeben wahr zu nehmen, klingt der kurzweilige Abend aus.

Die Lesung in Bruchsal fand im Gemeindezentrum der Freien Evangelischen Gemeinde statt. Eingeladen hatte den Autor Andrea Ebert von der Alpha-Buchhandlung in der Schlossstraße 10 in Bruchsal, wo im umfangreichen Angebot natürlich auch die Bücher von Titus Müller erhältlich sind. Kleiner Plausch mit der Buchhändlerin inklusive, die selbst eine begeisterte Leserin des Autors ist. Hier der link zur Buchhandlung: Alpha-Buchhandlung in Bruchsal

Titus Müller hat auch schon die Sieben Fragen von Kriminetz beantwortet. Hier geht’s zum Interview: Sieben Fragen an Titus Müller

Zur Website von Titus Müller

Zum Trailer auf youtube Nachtauge