Verleihung des Leo-Perutz-Preises der Stadt Wien für Kriminalliteratur 2012

Das Foto zeigt v. l. Gemeinderätin Anica Matzka-Dojder, Autor Manfred Rebhandl, HVB-Präsident Gerald Schantin). Foto: © HVB.

Am 12. September 2012 wurde der Leo-Perutz-Preis der Stadt Wien für Kriminalliteratur 2012 an den Autor Manfred Rebhandl verliehen. Rebhandl wurde 1966 in Oberösterreich geboren und ist seit 1995 als freier Autor tätig. Neben Romanen verfasst er auch Drehbücher für Film und Fernsehen. Bekommen hat er den Preis für seinen Krimi „Das Schwert des Ostens“, der im Czernin Verlag erschienen ist.

So begründete Jury-Sprecher Erwin Riedesser die Wahl: „Manfred Rebhandl bringt einen ganz originären Ton in die Wiener Krimiliteratur. Seine eigenwillige Sprache und der spezielle Duktus manifestieren sich auch in den Figurendarstellungen. Dadurch entsteht ein sehr plastisches und vielschichtiges Wienkolorit. Neben der Krimihandlung hat die Beschreibung des sozialen Umfelds eine mindestens gleichwertige Bedeutung in Rebhandls Roman: Seine Bilder sind überdreht und schrill, doch sind es nur auf den ersten Blick überzeichnet kecke Karikaturen der Personen, denn so manches ist authentisch. Rebhandl spielt souverän mit Vorurteilen und Klischees, mag dabei so manche mit derben Details verschrecken, dennoch: sympathisch provokant. Abwechslungsreiche Handlung, überraschende Wendungen, eine Fülle an ungewöhnlichen Einfällen und das Ganze mit einem furiosen Tempo serviert hat die Jury überzeugt. Und so passt das Buch auf gewisse Weise zum Namensgeber des Preises, Leo Perutz, der mit Sicherheit ein höchst spannender, aber kein typischer Krimiautor war.“

In ihrer Laudatio hob Gemeinderätin Anica Matzka-Dojder die Bedeutung von Kriminalliteratur für die Politik hervor: „Für mich als Kommunalpolitikerin ist das die Art von Literatur, aus der ich am meisten über das wirkliche Leben in einem konkreten sozialen Umfeld erfahre. Mich interessiert weniger, wer der Mörder ist, sondern wie die Menschen miteinander umgehen, wo die gesellschaftlichen Konfliktlinien verlaufen, wie der zuständige Staat damit umgeht. In diesem Sinn hoffe ich auf viele weitere Wien-Krimis.“

HVB-Präsident Gerald Schantin nahm anlässlich der Verleihung des Preises Stellung zur Situation der Kriminalliteratur im Buchhandel: „Die österreichische Kriminalliteratur ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einem wichtigen und umsatzstarken Segment im Buchhandel geworden und erfreut sich großer Beliebtheit, auch am deutschen Markt. Selbst in der derzeit nicht ganz einfachen Marktsituation verzeichnet sie eine relativ stabile Umsatzentwicklung. Wir unterstützen diese Entwicklung mit dem Leo-Perutz-Preis und wollen den Stellenwert unserer heimischen Autorinnen und Autoren betonen.“

Der Leo-Perutz-Preis wird jährlich vergeben und ist mit 5000 € dotiert. Gestiftet wird er vom Hauptverband des österreichischen Buchhandels und der Kulturabteilung der Stadt Wien.

In der Jury waren 2012:
Raoul Blahacek, Referatsleiter Literatur, Kulturabteilung der Stadt Wien, MA 7
Michael Kratochvil, Buchhandlung Kuppitsch
Nora Miedler, Krimiautorin
Erwin Riedesser, HVB-Vizepräsident, Vorsitzender des österreichischen Buchhändlerverbands
Tobias Hierl, Chefredakteur des Magazins Buchkultur

Des weiteren waren 2012 für den Preis nominiert: Anne Goldmann, Triangel, Ariadne Krimi; Georg Haderer, Der bessere Mensch, Haymon Verlag; Edith Kneifl, Der Tod fährt Riesenrad. Ein historischer Wien-Krimi, Haymon Verlag und Thomas Raab, Der Metzger bricht das Eis, Piper Verlag.