Die vermisste Frau: Weltpremiere auf der Parkinsel

Die Hauptdarsteller mit dem Regisseur von »Die vermisste Frau«. Jörg Hartmann, Corinna Harfouch, Horst Sczerba, Ulrich Mattes. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Mit einem gescheiterten Selbstmordversucht beginnt der Film »Die vermisste Frau« von Regisseur und Drehbuchautor Horst Sczerba, der gestern auf dem Festival des deutschen Films in Ludwigshafen als Weltpremiere zu sehen war. Nicht einmal der Regisseur hatte bisher die endgültige Fassung gesehen. Denn um ihrem geliebten, aber hoch verschuldeten Lebensgefährten Georg (Jörg Hartmann) zu helfen, versucht Karen (Corinna Harfouch) sich zuerst zu erschießen und dann im See zu ertränken, damit Georg anschließend eine Million aus ihrer Lebensversicherung kassieren kann. Doch beides scheitert. Und so irrt sie ohne Ziel im strömenden Regen durch die Gegend. Dabei trifft sie auf einen freundlichen Herrn, der sie im Auto mitnimmt, ihr ein Hotelzimmer und trockene Kleidung besorgt und ihr auch noch eine Tüte mit einem größeren Betrag an Bargeld in die Hand drückt.

Der freundliche Auftragskiller

Was Karen allerdings nicht weiß: Bei dem freundlichen Herrn, Bruno (Ulrich Matthes), handelt es sich um den Auftragskiller, den ihr geliebter Mann engagiert hat, um an die Million zu kommen. Doch dieser unterstützt mit seiner Arbeit lieber »Die Guten« – bei seinem ersten Auftrag tötete er zwei Schutzgeld-Eintreiber der chinesischen Mafia, die einen Imbissbuden-Inhaber unter Druck setzten – und so führt er seinen aktuellen Auftrag nicht aus, nachdem Karen ihm von der Versicherung erzählt hat.

Unterdessen setzt Georg, der noch immer davon ausgeht, dass sein Killer sein Werk vollendet hat, Himmel und Hölle in Bewegung, damit Karens Leiche gefunden wird. Denn ohne Leiche bekommt er von der Versicherung kein Geld, das er dringend braucht, um seine Gläubiger zu befriedigen.

Aus Liebe wird Rache

Und so wimmelt es rund um ihr Haus von Polizei und Feuerwehr, die den See nach ihrer Leiche absuchen, als Karen nach Hause zurückkehrt. Eingeschüchtert von diesem Aufmarsch schleicht sie sich ins Haus, nur um zu sehen, wie ihr Georg sich bereits mit seiner neuen Freundin Mona (Lorna Ishema) vergnügt.

Als sie erkennt, was hier tatsächlich gespielt wird, beschließt Karen, den Spieß umzudrehen und taucht wieder unter und tut sich mit Bruno zusammen…

Mit »Die vermisste Frau« ist Horst Sczerba und seinem Team ein intelligenter Thriller gelungen, der immer wieder mit neuen, überraschenden Wendungen aufwartet und in dem auch der Humor nicht zu kurz kommt. Mit List und Tücke und mit brutaler Gewalt treten die beiden ehemals Liebenden gegeneinander an und der Zuschauer darf gespannt bleiben, wer nun die Oberhand behält. Nur soviel sei verraten: Nichts verläuft gradlinig, nichts ist so wie es scheint und mit Leichen wird auch nicht gegeizt …

Kurzweiliges Filmgespräch

Zur Premiere des Films waren ARD-Redakteur Stefan Kruppa, die Schauspieler Corinna Harfouch, Ulrich Mattes, Jörg Hartmann, Lorna Ishema und Felix Goeser mit Regisseur Horst Szerba und Produzentin Sabine Timmermann angereist. Corinna Harfouch erzählte beim im Anschluss stattfindenden Filmgespräch, sie habe die Form, in der der Film erzählt wird, gemocht. Die Skrupellosigkeit und die Art der Erzählweise seien für sie reizvoll gewesen. Regisseur Stefan Kruppa warf ein, seine Filme lebten davon, dass es Träume gebe. Sie seien eine Bereicherung für den Krimiwahnsinn im Fernsehen. Jörg Hartmann findet den Film eigenartig im Sinne des Wortes, denn er habe etwas ganz Eigenes. Für ihn war es eine Gratwanderung, die Komik nicht in den Klamauk rutschen zu lassen. Er sei aufgrund seiner bisherigen Rollen sehr dankbar, etwas Komisches zu spielen. Lorna Ishema ist dankbar für das in sie gesetzte Vertrauen, dass ihr der Regisseur bereits im Vorfeld entgegenbrachte. Als die Fragerunde für das Publikum geöffnet wird, stellt ein Gast die den zeitlichen Umfang des Abends sprengende Frage nach Tipps für Schauspielanfänger. Ulrich Mattes gibt selbst Schauspielunterricht. Horst Sczera sagt dazu: »Wenn man anfängt, einen Traum zu leben, merkt man, dass es harte Arbeit ist. Es ist eine Glaubensfrage von einem selbst an einen selbst.«

Das Team von »Die vermisste Frau« im Festspielkino. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Ulrich-Mattes, Jörg-Hartmann, Corinna Harfouch, Felix Goeser, Lorna Ishema. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Schauspieler Jörg-Hartmann mit Regisseur Horst Sczerba. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Corinna Harfouch. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Ulrich-Mattes. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Lorna Ishema. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Filmgespräch mit Josef Schnelle (Moderator), Stefan Kruppa (ARD Degeto), Ulrich Mattes, Corinna Harfouch, Jörg Hartmann, Lorna Ishema, Felix Goeser, Sabine Timmermann (Produzentin), Horst Sczerba (Regisseur), Rüdiger Suchsland (Moderator). Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz