Wer mordet schon in Mannheim? Krimitour am 26.03.2015

Detlev Barbis und Autorin Claudia Schmid luden zur Krimibus-Tour durch Mannheim ein. Foto: © Jürgen Schmid Kriminetz

Lesungen habe ich schon viele erlebt, sowohl mit einem Autor alleine als auch mit anderen Autoren zusammen. Nun bot sich aber die Gelegenheit für eine ganz andere Version der Lesung. Eine Krimitour quer durch Mannheim, begleitet von der Autorin Claudia Schmid.

Aber was muss man sich unter einer Krimitour vorstellen?

Im Rahmen des 3. Krimifestivals wurde diese Tour als Abschluss und Highlight angeboten. Der Grundgedanke dahinter war, dass die Zuhörer zusammen mit der Autorin in einem Bus des Busunternehmens BBK quer durch Mannheim gefahren werden und sich 8 Schauplätze aus der aktuellen Anthologie von Claudia Schmid „Wer mordet schon in Mannheim?“ ansehen.

Zwar stellte die Busgesellschaft einen großen Reisebus zur Verfügung, dennoch war die Anzahl der Plätze begrenzt. Von daher galt es, sich schnell zu entscheiden.

Mich lockte die Vorstellung, mit einem Bus durch Mannheim gefahren zu werden und mir dabei die Schauplätze aus dem Buch ansehen zu können. An den Schauplätzen sollte dann die Autorin die jeweilige passende Passage vorlesen.

Da ich mich nicht alleine auf Reise begeben wollte, fragte ich eine Freundin, ob sie mitkommen würde und so kam es, dass wir gestern Abend gespannt nach Mannheim aufbrachen.

Die Tour sollte am Rosengarten in Mannheim starten. Wir parkten und liefen zum Rosengarten, wo schon ein schöner nostalgischer Reisebus wartete. Doch das war nicht unser Gefährt. Dieser Bus stellte aber nur den Empfang dar. Beim Bus angelangt, wurden wir von dem Begleitpersonal in Uniform mit einem Gläschen Sekt oder O-Saft begrüßt.

Punkt 18 Uhr wurden dann alle Fahrgäste zu einem großen weißen modernen Reisebus gerufen. Schon beim Näherkommen sah man, nicht nur das Begleitpersonal war mörderisch geschminkt, auch der Bus musste unter einer mörderischen „Verschönerung“ leiden. So fanden sich Einschusslöcher oder blutige Fußabdrücke am und im Bus. Auch ein Gewehr stand im Fond des Busses und man hörte das leise Klappern von Handschellen, wenn sich das Begleitpersonal bewegte.

Mit einem letzten Blick auf den Mannheimer Wasserturm ging die Fahrt dann los. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Busunternehmer Hrn. Barbis und die Autorin Claudia Schmid erreichten wir um 18:15 Uhr schon die erste Station – das Nationaltheater. Der Bus hielt an und Claudia Schmid verlor einige Worte zum Nationaltheater, nicht zuletzt auch Freizeithinweise, die man selbst hinten im Buch nachlesen kann. Danach folgte ein Auszug aus der Kurzgeschichte „Du wirst die Nächste sein“ (S. 80).

Nach guten 5 Minuten ging die Fahrt dann weiter zur Neckarstadt. Auch der bunte Stadtteil von Mannheim musste für eine Kurzgeschichte herhalten und so las Claudia Schmid um 18:35 Uhr einen Auszug zur Max-Josef-Str. aus der Kurzgeschichte „Museumstod“ (S. 45) vor.

Schon nach den beiden ersten Stationen merkte man der Autorin deutlich an, dass sie nicht nur über schauspielerisches Talent verfügt, sondern dieses auch immer wieder einsetzt. Lebhaft, mit der richtigen Betonung und Gestik las sie die Ausschnitte vor und entlockte den Zuhörern dabei nicht selten einen Lacher oder ein belustigtes Schmunzeln.

Zwar stammt Claudia Schmid eigentlich aus dem Bayrischen, jedoch merkte man ihr dies an diesem Abend nicht an. Die Dialoge gab sie im besten Mannheimer Platt wieder.

Weiter ging es zur Industriestrasse. Um 18:50 Uhr las Claudia Schmid vor dem höchsten Punkt Mannheims – der Mülldeponie - aus ihrer Kurzgeschichte „Personenschutz“ vor.

Die Fahrt ging dann zum sehr schön gestalteten Zeughaus weiter, welches wir um 19:10 Uhr erreichten. Dort lauschten wir dann einem Auszug aus „Speed Dating“.

Nur kurze Zeit später machten wir am Mannheimer Schloss Station. Die historische Kulisse lockte dazu, auch mal einen Einblick in das zweite Genre von Claudia Schmid zu werfen. Und so las sie einen Ausschnitt aus „Linas Trost“ vor. Diese Geschichte kann man zurzeit kostenlos herunterladen und anhören. Den Link dazu findet man im Buch.

Das Maritimhotel beim Wasserturm bzw. die Kunsthalle bildeten die vorletzte Station der Tour. Hier entführte uns die Autorin auf „Schillers Spuren“.

Der Abschluss der Tour bildete das Technoseum mit einem Einblick in die Geschichte „Dumm gelaufen“.
Während sich dann der Busunternehmer Hr. Barbis und Claudia Schmid noch einmal bei den Teilnehmern bedankten, fuhr der Bus wieder zum Startpunkt am Rosengarten zurück.

Kurz nach 20 Uhr kamen wir wohlbehalten dort an. Die Autorin signierte noch fleißig, es folgten noch einige nette Gespräche, aber dann musste dieser aufregende und interessante Abend leider doch mal enden.

Obwohl das Wetter uns mit Regen überraschte und wir zeitlich bedingt eine Station auslassen mussten, war es eine Lesung der besonderen Art. Ein Buch als krimineller Reiseführer durch Mannheim, perfekt inszeniert durch die Autorin und ein Reiseunternehmen, konnte nicht nur mich und meine Freundin, sondern auch die anderen 32 Teilnehmer der Tour begeistern. Alle waren sich einig, sollte so eine Tour in zwei Jahren beim nächsten Krimifestival wieder angeboten werden, sind wir wieder mit dabei. Bis dahin heißt es, Mannheim auf eigene Faust entdecken. Aber dafür gibt es ja den Krimiband von Claudia Schmid mit ihren 125 Freizeittipps.

Manchmal wurde es laut, denn Claudia Schmid trägt ihre Texte schauspielernd vor. Foto: © Jürgen Schmid Kriminetz
Die Gäste der Krimibus-Tour lauschten den Fällen aus "Wer mordet schon in Mannheim?" Foto: © Jürgen Schmid Kriminetz
Claudia Schmid mit Leserin Carmen Vicari. Foto: © Jürgen Schmid Kriminetz