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1793

Der erste Fall für Winge und Cardell. Roman
Buch
Broschiert, 496 Seiten
Übersetzer: 

Verlag: 

ISBN-10: 

3492061311

ISBN-13: 

9783492061315

Erscheinungsdatum: 

01.03.2019

Preis: 

16,99 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 273.061
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3492061311

Beschreibung von Bücher.de: 

»Ein Meisterwerk. Ein wilder und ungewöhnlicher Mix, der das ganze Krimigenre revolutioniert.« Arne Dahl

Stockholm im Jahr 1793: Ein verstümmeltes Bündel treibt in der schlammigen Stadtkloake. Es sind die Überreste eines Menschen, fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Der Ruf nach Gerechtigkeit spornt zwei Ermittler an, diesen grausamen Fund aufzuklären: den Juristen Cecil Winge, genialer als Sherlock Holmes und bei der Stockholmer Polizei für »besondere Verbrechen« zuständig, und Jean Michael Cardell, einen traumatisierten Veteranen mit einem Holzarm. Schon bald finden sie heraus, dass das Opfer mit chirurgischer Präzision gefoltert wurde, doch das ist nur einer von vielen Abgründen, die auf sie warten ...

»Stellen Sie sich ›The Alienist - Die Einkreisung‹ im Stockholm des 18. Jahrhunderts vor: wuchtig, blutig, vielschichtig, herzzerreißend spannend. ›1793‹ ist der beste historische Krimi, den ich in zwanzig Jahren gelesen habe!« A. J. Finn

Kriminetz-Rezensionen

Ungewöhnlich

Zum Inhalt:
Im Herbst 1793 zieht der Häscher Mickel eine Leiche aus dem Wasser. Dieser sind nicht nur alle Gliedmaßen amputiert, es fehlen auch Augen und Zunge. Der Jurist Cecil Winge wird als Sonderermittler eingesetzt und gemeinsam mit Mickel versucht er, das Geheimnis des Mordes zu ergründen und der Leiche einen Namen zu geben. Dabei muss er sich gegen zwei Gegner behaupten: Seine Schwindsucht und die Ränkespiele der Obrigkeit – und beide Gegner sind stark.

Mein Eindruck:
An diesem Buch ist Vieles ungewöhnlich, vor allen Dingen aber eins: Ungewöhnlich gut gelungen. Zuerst einmal die Reihenfolge. In vier Kapitel aufgeteilt, die sich allesamt im Jahr 1793 zumeist in Stockholm abspielen, beginnt die Geschichte im Herbst. Danach springt sie erst in den Sommer und dann sogar in den Frühling zurück, um schließlich wieder in den Vorwärtsgang Richtung Winter zu schalten. Und der Leser genießt die Sprünge, da zu jeder Zeit klar ist, dass man die Vergangenheit braucht, um die Zukunft zu verstehen, die Spannung jedoch auf diese Weise viel größer ist, als sie bei einer chronologischen Abfolge gewesen wäre. Dazu führt Natt och Dag zwei weitere Hauptfiguren ein, deren Geschichten „ihre“ Jahreszeit beherrschen und erst spät lässt er erkennen, wie alle vier zueinander und zu dem Grund der Verstümmelung des Opfers stehen.

Die Story in ihrer Gänze ist dabei unvorstellbar grausam. Das noch nicht einmal, weil wieder und wieder gefoltert und haarklein beschrieben werden würde – wer auf dauernden Splatter wartet, wird ganz im Gegenteil enttäuscht sein. Das meiste passiert im Kopf und wenn ein Gefühl wirklich vorherrschend ist, dann ist es der Schrecken über das, was Menschen anderen Menschen antun, einfach weil sie es können, weil ihnen danach ist und weil sie bar jeder Menschlichkeit sind. So ist dieser Krimi mehr Sittengemälde und Lehrstunde zum Thema Charakterstärke, die sich nicht in schönen Kleidern und einem Titel zeigt, sondern unabhängig von Rang und Namen ist.

Leider kann es bei dem Gesundheitszustand Cecil Winges wohl keine Fortsetzung geben. Möglicherweise ist das jedoch sogar gut, denn selbst für so einen begabten Autor dürfte es schwierig sein die Messlatte zu überspringen, die er mit 1793 gelegt hat.

Mein Fazit:
Der Mensch ist dem Menschen sein Wolf. Perfekt!

Düster, spannend, lesenswert

Häscher Mickel wird von zwei Kindern unsanft aus seinem Schlaf gerissen. Er ist immer noch betrunken, als sie ihn zu einem Toten führen, der in der schlammigen Stadtkloake von Stockholm liegt. Er lässt die Stadtwache rufen und eigentlich ist sein Part damit erledigt, aber es zieht ihn wieder dorthin, wo die Leiche begutachtet wird und er trifft dort auf Cecil Winge, der den Fall aufklären soll. Es ist schrecklich, was dem Toten angetan wurde. Ihm wurden die Gliedmaßen nach und nach amputiert, immer mit einer Phase zum Heilen dazwischen. Winge befürchtet, dass der Fall – wie so viele nach seinem Bericht – nicht weiterbearbeitet wird. Aber er will die Sache klären und will dabei die Hilfe von Jean Michael Cardell.

Obwohl ich nicht so viel auf Cover geben, finde ich das Cover dieses Buches einfach genial.

Der Schreibstil ist sehr detailliert und bildgewaltig. Das Buch vermittelt durchgehend eine sehr düstere Atmosphäre und trotzdem zieht es einen in den Bann. Das Jahr 1793 liegt in einer trostlosen Zeit. Not, Krankheit und Dreck gibt es, wo man hinschaut. Dazu kommen grausame und ziemlich widerwärtige Szenen. Von Wohlfühl-Lektüre kann hier keine Rede sein. Schon gleich am Anfang wird man ins beklemmende und entsetzliche Geschehen geworfen und sofort ist die Spannung aufgebaut und sie lässt bis zum Ende nicht nach. Da die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven berichtet, bekommt man ein umfassendes Gesamtbild.

Die Charaktere sind authentisch und sehr individuell beschrieben. Stadtknecht Jean Michael Cardell (Häscher Mickel) ist nach seinen Kriegserlebnissen schwer traumatisiert. Im Krieg hat er einen Arm verloren und daher nun einen Holzarm. Der Jurist Cecil Winge hat einen scharfen Verstand und ist Ermittler für besondere Verbrechen im Dienste der Stockholmer Polizei. Er sieht für sich auch keine Zukunft, denn er ist an der Schwindsucht erkrankt. Sehr bewegend fand ich die Geschichte von Anna Stina und ausgerechnet der Totengräber sorgte dafür, dass die Düsternis manchmal für einen Moment ein wenig heller wurde.

Ermittlungen in jener Zeit sind nicht einfach, aber sie werden durch Intrigen der Obrigkeit noch erschwert. Es ist erschreckend, welche Abgründe sich bei Menschen auftun können.

Ein ganz packender historischer Thriller, düster, grausam, sehr spannend und mit einem grandiosen Ende. Kann ich nur empfehlen!

Blut auf den Zähnen

Das Ende des 18. Jahrhunderts ist so düster, schmutzig und deprimierend, wie man es sich nur vorstellen kann, und Stockholm bildet keine Ausnahme. Als der Häscher Mickel in einer Jauchegrube die Leiche eines verstümmelten Mannes findet, ist das vielleicht nicht das Schlimmste, was der Kriegsveteran je gesehen hat, aber es kommt nahe dran.

Der ungewöhnliche und vor allem todkranke Ermittler Cecil Winge nimmt sich des Falles an und gemeinsam treten die beiden einigen Leuten auf die Füße. Wie es sich herausstellt, ist der Mörder des Toten nicht der einzige Sadis, dem man in Stockholm begegnen kann.

Warum man ständig unpassende Vergleiche ziehen muss, entzieht sich mir. Winge und Mickel sind nicht Holmes und Watson und sie können sehr gut für sich selbst einstehen. Sie sind richtig gut entworfen worden, jeder für sich sehr authentisch. Mickel ist trotz seiner Sauferei, seiner grobschlächtigen Erscheinung und des Holzarmes extrem intelligent und steht damit dem scharfsinnigen Juristen Winge in nichts nach. Beide sind humanistischer eingestellt, als es ihnen für diese Zeit guttut. Ich hätte mir mehr Interaktionen zwischen ihnen gewünscht, mehr »Kriminalfall«, mehr Ermittlungen insgesamt. Die beiden hätten das Zeug gehabt, gut in einer Reihe zu spielen; das wird wohl dank TBC nicht mehr möglich sein, schade.

Tatsächlich ist es weniger ein historischer Krimi als ein gut geschriebener und recherchierter historischer Roman mit Krimianteil. Man wird sofort in diese grausame, brutale, kalte Zeit gezogen und ist mittendrin, statt nur dabei. Als historischer Roman ist er daher top, als Krimi kamen mir einige Elemente zu kurz.

Es waren damals offenbar sehr harte Zeiten

Die Politik und die Lebensumstände der normalen Menschen im Jahre 1793 lassen mich als Leser mehr als einmal schaudern. In Frankreich hat es gerade erst den Sturm auf die Bastille gegeben, der russisch-schwedische Krieg hat das Schweden und seine Bewohner in Armut gestürzt und die mächtigen Männer haben nun Angst, weil sie ebenfalls eine Revolte befürchten – und sie ziehen alle Register, damit das nicht passiert.

Sümpfe
Da sollte man glauben, dass ein Leichenfund, der damals sicher öfter vorkam, wenig Bedeutung hat. Aber nachdem Mickel Cardell die übel zugerichteten Teile eines unbekannten Toten aus dem Wasser gezogen hat, beginnt ein schwieriges Rätsel. Um es zu lösen, muss Mickel Cardell, der ehemalige Wächter, mit Cecil Winge, einem begabten, sehr intelligenten Anwalt, zusammenarbeiten. Die beiden werden im Laufe der Untersuchungen immer tiefer in die kriminellen Sümpfe Stockholms hineingezogen. Hier sind die Schilderungen oft wirklich nichts für empfindliche Mägen.

Eliten
Mickel und Cecil finden heraus, dass mächtige Eliten ihre Stellung nutzen, um ungeniert ihren abartigen Wünschen in jeglicher Hinsicht zu frönen. Das irgendwas davon aufgedeckt wird, versuchen diese natürlich zu unterbinden. Cardell und Winge entwickeln sich bei den Untersuchungen zu einem wirklich großartigen Team, trotz oder gerade wegen aller Widrigkeiten. Auch persönliche Probleme, Winge kämpft gegen seine tödliche Krankheit, Cardell mit seinen Dämonen, die heute vermutlich unter PTBS laufen würden, halten sie nicht auf.

Blix
Eine weitere Perspektive auf die damalige Zeit bieten die Briefe, die ein gewisser Kristofer Blix an seine Schwester Anna-Stina schreibt. Blix verließ seine Heimat, um in Stockholm Chirurg zu werden. Aber er gerät in schlechte Gesellschaft, trinkt zu viel und muss am Ende Dinge tun, die er nicht will und die ihn vollends verstören. Unterdessen wird seine Schwester aufgrund falscher Anschuldigungen in ein sogenanntes Arbeitshaus gesteckt und muss unter dem sadistischen Leiter dort unvorstellbares erleiden.

Ungerechtigkeit
Gegen Ende des Buches wird langsam ersichtlich, wie all das zusammenhängt und wie sich alles klärt. Wobei sich nicht unbedingt alles zum Guten klärt – aber das hatte ich nach dieser Lektüre auch nicht erwartet :-) 1793 ist eine wirklich brutale Geschichte, die auch, aber eben nicht nur, wegen ihrer manchmal erbarmungslosen Schilderung von Gewalt und Ungerechtigkeit schon beinahe zum weiterlesen zwingt. Die Geschichte ist gleichzeitig faszinierend, deprimierend, abstoßend und hoffnungslos.

Grausig
Mich hat aber viel mehr der sehr detailgenaue historische Hintergrund, die interessant konzipierten Charaktere und der für mich sehr kraftvoll und bildhaft wirkende Schreibstil begeistert. Manchmal waren die geschilderten Dinge so grausig, dass ich sie nur schwer ertragen konnte – aber dann wechselte die Perspektive wieder und zur Beruhigung meiner Nerven konnte ich mich dann mit dem sehr detailreichen, atmosphärischen Stadtbild beschäftigen :-)

Highlight
Ein besonderes Highlight war für mich die Entwicklung zwischen Mickel Cardell und Cecil Winge. Die beiden so ungleichen Partner entwickelten eine sehr enge und vertrauensvolle Beziehung zueinander und gaben sich immer wieder gegenseitig Kraft, wenn der andere sie brauchte. Irgendwie empfand ich das immer als eine Art Hoffnungsschimmer und ein bisschen so, wie das berühmte Licht am Ende des Tunnels.

Mein Fazit
1793 führt den Leser durch die Schrecken jener Zeit, ohne irgendwelche Rücksichten auf empfindsame Mägen zu nehmen. Ich finde, 1793 ist eine wirklich brillante Nordic-Noir-Story vor einem toll geschilderten historischen Hintergrund.

Ein gelungenes Debüt einer facettenreichen und teils blutigen Zeit

Der Debüt-Roman des Autors ist für Leser die es gerne detailreich und wortgewandt mögen, aber auch nicht vor blutigen und teils grausamen Beschreibungen zurückweichen.

Denn diese Geschichte hat von allem etwas. Ein historischer Krimi, der zwei sehr unterschiedliche Ermittler zusammenbringt, die den grausamen Mord um einen entsetzlich entstellten Mann aufklären
wollen. Sie begeben sich in dunkle Abgründe und erfahren unglaubliche Dinge in einer Zeit in der Krankheiten, Not und Gewalt an der Tagesordnung stehen.

Der Roman ist sehr vielfältig, manchmal auch ausschweifend und es ist keine leichte Lektüre, doch wenn man sich darauf einlässt – auf jeden Fall lesenswert!

Düstere Reise in die Vergangenheit

Im Jahre 1793 wird eine Leiche in der Kloake Stockholms gefunden. Das Opfer ist schrecklich entstellt und zwei Männer begeben sich in diesem schockierenden Fall an die Ermittlungen. Der eine ist der Jurist Cecil Winge, der gesundheitlich schwer angeschlagen, aber für seinen Spürsinn bekannt ist, und der andere ist der Veteran Jean Michael Cardell, der nach einer traumatischen Erfahrung seinen Arm verloren hat und seitdem für seine Alkoholsucht und Gewalttätigkeit bekannt ist. Die beiden beginnen mit den Recherchen und stoßen in der rauen Welt der damaligen Zeit auf einen seelischen Abgrund nach dem anderen...

»1793« war als der das Krimigenre revolutionierender Roman angekündigt. So weit will ich zwar nicht gehen, aber das Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen. Der Autor Niklas Natt och Dag erzählt die Geschichte in einem bildgewaltigen und sehr ansprechenden Schreibstil, der mir die damalige Zeit lebendig vor Augen führte. Er stützt sich bei der sehr komplexen Geschichte auf wahre Begebenheiten und reichert diese mit seiner Fiktion zu einer sehr gekonnten Mischung an. Das raue und für unsere Zeit unvorstellbar harte Leben der Protagonisten wird sehr authentisch beschrieben und die äußerst interessant charakterisierten Ermittler verleihen dem Buch einen ganz besonderen Charme. Für mich stand hier weniger die Ermittlung in dem grausamen Mordfall im Vordergrund, sondern mehr die Beschreibung der damaligen Zeit und Menschen. Sehr gut gefallen hat mir auch der außergewöhnliche Aufbau des Buches. So wird die zeitliche Reihenfolge nicht linear eingehalten, sondern in eingeschobenen Kapiteln werden die Ursprünge einiger Szenen rückblickend erzählt. Ein Umstand, der anfangs ein wenig ungewöhnlich erschien, aber das Buch zu etwas Besonderen macht. Die historischen Hintergründe werden von Niklas Natt och Dag sehr gut aufgearbeitet und wirken bestens recherchiert.

Wer einen schonungslosen Trip in die rohe und gewaltträchtige Zeit des späten 18. Jahrhunderts nicht scheut, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Auch wenn die Sprache manchmal ein wenig grober erscheint, passt sie ungemein gut in den zeitlichen Rahmen der Handlung. Ein tolles Buch, welches ich gerne weiterempfehle und mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.

Düster, grausam, genial.

Im Stockholm des Jahres 1793 geht es den Menschen sehr schlecht. Der Krieg hat die Kassen geleert und um den Thron entbrennt ein erbitterter Machkampf.

Der Häscher Nickel Cardell, fischt eines Morgens eine, mit höchster chirurgischer Präzision, verstümmelte Leiche aus der Stadtkloake. Zusammen mit Cecil Winge, dem todkranken, genialen Juristen versucht er die Identität des Toten zu ermitteln, je weiter die Recherchen voranschreiten, desto grausiger werden die Entdeckungen.

Das Buch ist in vier Teile gegliedert, jeder Teil umfasst eine Jahreszeit, es beginnt im Herbst 1793 mit der Entdeckung des Leichnams, die weiteren Teile Sommer und Frühling 1793 gehen zurück in der Zeit, beim letzten Abschnitt Winter 1793 schließt sich der Kreis und der Mordfall und seine Hintergründe werden geklärt. Für mich etwas ungewöhnlich, da in jedem Abschnitt ein anderer Charakter „Hauptperson“ ist, spätestens im dritten Teil kann sich der Leser jedoch die Zusammenhänge erklären und somit der Geschichte gut folgen. Am besten hat mir der dritte Abschnitt über das Schicksal der jungen Anna Stina gefallen, da habe ich die Seiten geradezu verschlungen. Die einzelnen Abschnitte sind mit großen Überschriften gekennzeichnet und mit Aphorismen und Aussagen berühmter Zeitgenossen von 1793 versehen.

Natt och Dag hat meiner Meinung nach hier etwas Hervorragendes geschaffen. Die Personen sind so lebendig gezeichnet, dass ich sie bei der Lektüre stets vor Augen hatte. Heftige Dialoge, die nicht mit Kraftausdrücken sparen, machen das Buch lebendig. Etwas verwirrend fand ich die Namen der Orte in schwedischer Sprache. Um mich zurechtzufinden, hat aber die Karte von Stockholm Ende des 18. Jahrhundert auf der inneren Umschlagseite vorne geholfen. Dass der Autor eine umfassende Recherchearbeit geleistet hat, merkt man seinem Werk unbedingt an. Die Lebensumstände im 18. Jh. werden unglaublich gut beschrieben und waren wohl tatsächlich – wie oft geschildert – nur im alkoholisierten Zustand zu ertragen. Niklas Natt och Dag hat m.E. mit Worten ein Gemälde der damaligen Zeit geschaffen, die Gerüche, die Grausamkeiten, die Verwahrlosung, Armut und Ungerechtigkeiten sind glaubhaft und nachvollziehbar geschildert, dabei bedarf es bei der Lektüre an manchen Stellen, z.B. der Auffindung der Leiche, bei Hinrichtungen, oder als Anna Stina auf die verschwundene Alma Gustafsdotter trifft, schon eines guten Magens. Obwohl ich beim Lesen nicht zimperlich bin, fand ich diese Passagen ziemlich heftig.

Die Charaktere handelten nachvollziehbar und waren sympathisch, besonders berührt hat mich das Leben der jungen Stina Anna, der so viel Ungerechtigkeit widerfuhr. Tapfer und klug hat sie sich auch in auswegloser Situation nicht unterkriegen lassen. Alle Facetten menschlicher Schicksale sind in diesem Werk sehr bewegend geschildert. Das Buch hat mich sehr berührt und ich konnte es kaum aus der Hand legen, immer wieder musste ich innehalten, tief Luft holen und über das Gelesene nachdenken. Der lungenkranke Cecil Wings und auch der einarmige Häscher Cardell waren tolle Charaktere und überaus unterhaltsam. Eine furchtbare Zeit. Unglaublich wie grausam der Mensch, dem Menschen sein kann.

Ein Buch das ich jedem nur empfehlen kann. Ins Detail geschilderte Grausamkeiten, Elend und Perversionen setzen aber einigermaßen hartgesottene Leser voraus. Niklas Natt och Dag hat den schwedischen Krimipreis wirklich verdient und von mir bekommt er dazu 5 Sterne.

Sehr brutal

Inhalt:
Stockholm im Jahre 1793: Ein verstümmeltes Bündel treibt in der schlammigen Stadtkloake. Es sind die Überreste eines Menschen, fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Der Ruf nach Gerechtigkeit spornt zwei Ermittler an, diesen grausigen Fund aufzuklären: Den Juristen Cecil Winge, genialer als Sherlock Holmes und bei der Stockholmer Polizei für besondere Verbrechen zuständig, und Jean Michael Cardell, einen traumatisierten Veteranen mit einem Holzarm. Schon bald finden Sie heraus, dass das Opfer mit chirurgischer Präzision gefoltert wurde, doch das ist nur einer von vielen Abgründen, die auf sie warten ...

Meine Meinung:
Es dauerte eine Zeit, bis ich die komplizierten Zusammenhänge dieser Geschichte erkannt habe. Sie wird aus verschiedenen Blickwinkeln und unterschiedlichen Erzählperspektiven dargestellt. Immer wieder werden neue Protagonisten eingeführt, deren Bedeutung für die Geschichte oft erst später erkennbar ist. Der Erzählstil ist schonungslos offen und vermittelt die damaligen Lebensumstände, Verhörmethoden und Foltermöglichkeiten auf äußerst brutale Weise. Im Mittelteil gab es einige Längen, welche die Spannung etwas abflachen ließen.

Fazit:
Eine Geschichte, die dem Leser stetige Konzentration abverlangte und nur für starke Nerven geeignet ist.

Realitätsnah und düster

Stockholm, 1793: In der Stadtkloake wird ein Toter aufgefunden, völlig verstümmelt und fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Zwei Ermittler machen es sich zur Aufgabe, seine Identität, den Täter und dessen Motive zu finden: der Jurist Cecil Winge, bei der Stockholmer Polizei für „Besondere Verbrechen“ zuständig, und Jean Michael Cardell, ein traumatisierter Veteran mit Holzarm.

Vielschichtig ist dieser historische Krimi, der Leser wird in ein Stockholm voller Details entführt, so dass man schier den Lärm der Stadt hört und ihre Gerüche inhaliert. Manches davon ist mit ziemlicher Brutalität geschildert, hier nimmt der Autor kein Blatt vor den Mund. Die beiden Ermittler haben selbst ihre Probleme zu tragen, dennoch beißen sie sich fest an ihrer Aufgabe und gehen dafür auch durch die brenz­ligsten Situationen. Der Krimi ist eingebettet in den historischen Hintergrund der damaligen Zeit. Das nimmt einiges an Raum ein, der Autor ist insgesamt sehr detailliert in seinen Ausführungen. Düster ist das Stockholm, in dem die beiden Ermittler unermüdlich tätig sind, und dies schlägt sich auch in der Erzählung nieder.

Sehr realitätsnah sind sowohl die Geschichte wie auch die handelnden Personen geraten. Beim Auftauchen aus der Lektüre musste ich mich immer wieder kurz orientieren, um wieder in mich selbst und meine Zeit zurückzufinden. Spannend ist der Krimi auf jeden Fall und auch der historische Hintergrund ist sehr gelungen. Die brutalen Szenen sind allerdings eher Geschmackssache. Insgesamt vergebe ich vier von fünf Sternen und empfehle das Buch gerne weiter.

Grausames Stockholm anno 1793

Inhalt:
Eine Leiche wird verstümmelt, ohne Arme und Beine in einer Kloake gefunden. Der Jurist Cecil Winge, der bereits sehr schwer an TBC erkrankt ist, wird mit der Ermittlung beauftragt. Hilfe holt er sich von dem ehemaligen Soldaten Jean Michael Cardell, der die Leiche aus dem Abwasser gezogen hat.

Meinung:
Der Krimi besticht durch mehrere unterschiedliche Handlungsstränge, die zum Ende zu einer schlüssigen Auflösung führen.

Das Cover dieses Buches ist mit seinem ungewöhnlichen Titel durchaus ein Eyecatcher und der düstere Hintergrund sehr passend.

Die Story selbst ist fesselnd und ungewöhnlich erzählt. Die ziemlich bildliche Schreibweise des Autors verursacht dem Leser manchmal Übelkeit, also definitiv nichts für schwache Nerven oder Mägen. Die entsetzlichen Beschreibungen der Begebenheiten zeigen wie grausam und unmenschlich die Lebensbedingungen früher waren.

Die beiden Protagonisten fand ich sehr interessant, da sie so völlig gegensätzlich dargestellt sind.

Fazit:
Für mich ein lesenswerter Krimi und für Liebhaber von düsteren historischen Geschichten ein absolutes Muss.