Abgründig
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Eine Bergtour. Ein Unwetter. Ein Mord. Eingesperrt auf engstem Raum, ohne Aussicht auf Rettung, erkennt man ganz neue Seiten an seinen »Freunden«. Hässliche Seiten. Tödliche Seiten ...
Geplant war eine lässige Bergtour - auf eigene Faust auf die Zugspitze und wieder zurück, bevor die anderen im Camp etwas merken. Doch als die kleine Gruppe um Tim am Morgen aufbricht, scheint das Unglück vorprogrammiert. Sie geraten in ein heftiges Unwetter und müssen in einer verlassenen Hütte Unterschlupf suchen. Sie wissen nicht, wo sie sind, sie haben keine Möglichkeit, mit dem Rest der Welt Kontakt aufzunehmen, und sie sitzen fest. Solange Sturm und Regen toben, ist an einen Abstieg nicht zu denken. Zunehmend liegen die Nerven blank und Vorwürfe machen die Runde, schließlich kommt es sogar zur Prügelei. Am nächsten Morgen ist einer von ihnen verschwunden. Zurück bleibt eine Blutlache - und die Frage, ob es unter ihnen einen Mörder gibt.
Was ist passiert in der Nacht?
„Abgründig“ ist der erste Jugendthriller von Arno Strobel und ich muss sagen, der ist ihm gelungen. In einem Bergcamp langweilen sich 10 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren, weil sie richtig im Berg klettern wollen und nicht an einer Kletterwand. Nachdem sie von Ralf angestachelt wurden, beschließen sie einen alleinigen Kletterausflug zu machen. Ralf war schon zig mal mit seinen Eltern an der Zugspitze klettern und kennt sich richtig gut aus. Tim zweifelt, aber er geht Lena zu liebe mit. Bald ist klar, dass Ralf sich doch nicht so gut auskennt. Dazu schlägt auch noch das Wetter um und es zieht ein heftiger Sturm auf. Mit Mühe und Not schaffen es die Jugendlichen Unterschlupf in einer kleinen Holzhütte zu finden. Sie frieren, sie haben Hunger und die Stimmung wird gereizt und es kommt unter den Jugendlichen zu Streitereien. Aber auch dagegen weiß Ralf Rat, er holt die mitgebrachten Wodkaflaschen raus und lässt sie kreisen.
Bald schlafen alle ihren Rausch aus. Am nächsten Morgen tobt immer noch unverändert der Sturm, als die Gruppe feststellt, dass Ralf verschwunden ist. Einer von ihnen hat Blut an seinen Händen und im Gesicht und keine Erklärung dafür. Was ist passiert? Ist ein Streit eskaliert?
Die Geschichte wird in der 3. Person aus Sicht von Tim erzählt. Der Schreibstil von Arno Strobel ist sehr lebendig und bildhaft. Als Leser hatte ich das Gefühl dabei zu sein. Die Gruppendynamik der Jugendlichen in dieser extrem Situation ist gut dargestellt. Es gibt unterschwellige Anspielungen, Eifersucht, Nähe, Zusammenhalt, Misstrauen und Gewalt. Die Jugendlichen konnte ich gut auseinanderhalten, weil sie alle vom Autor individuelle und authentisch gestaltet wurden. Als die Gruppe spekulierte, wo Ralf ist und was passiert ist und die Jugendlichen sich die Schuld gegenseitig in die Schuhe schoben, überlegte ich mit, wer es sein könnte und welches Motiv er hat.
Der Prolog stellt eine Szene vom Ende der Bergtour da. Diese Szene hat mich beim Lesen begleitet und ließ mich Schlimmes befürchten. Die Spannung steigerte sich beim Lesen kontinuierlich, denn der Autor spielte mit den Ängsten der Protagonisten und meinen Befürchtungen. Umso überraschter war ich von dem Ende. Es war für mich ein runder Abschluss – das i-Tüpfelchen für einen gelungen Jugendthriller.